Review

„Diese Rebellion der Haushaltsgegenstände ist ziemlich fatal.“ (Farin Urlaub in „Dusche“)

Auch Kannibalenpapst Ruggero Deodato wilderte in allen möglichen Genres und Subgenres des italienischen Genrekinos und so versuchte er sich 1988 an einem Stück Mystery-Horror über verrücktspielende Telefone und andere strombetriebene Geräte, die sich offensichtlich als Objekt ihrer Begierde die attraktive Charlotte Lewis in ihrer Rolle als britischem, in Rom arbeitendem Model Jenny Cooper ausgesucht haben. Warum genau das so ist, kann sich der Zuschauer auch nach Filmende nicht abschließend und vor allem halbwegs logisch zusammenreimen – doch wenn es gelingt, diesen Umstand auszublenden, bekommt man es mit einem zwar hanebüchenen, aber gerade deshalb auch unterhaltsamen Film zu tun.

Bei mir jedenfalls wurden wohlige Erinnerungen an Dick Maas’ „Fahrstuhl des Grauens“ wach, der mit einem nicht ganz unähnlichen Mumpitz einen vergnüglichen Beitrag zum gemeinhin allein schon durch die Thematik trashigen Elektrotechnik-Horrorbereich erschuf. Doch Deodatos „Telefon of Death“ wirkt noch eine ganze Ecke surrealer, in gewisser Weise psychotronisch, und auch die menschlichen Protagonisten verhalten sich irgendwie seltsam unwirklich, was aber vermutlich sowohl dem schauspielerischen Unvermögen von Lewis & Co., als auch dem konfusen Drehbuch, das offensichtlich nur wenige nachvollziehbare menschliche Emotionen vorsah, geschuldet ist.

Und es sind gewiss nicht nur die Momente, wenn ein liebeskrankes Telefon sich in einen Fön verwandelt, ein Herzschrittmacher explodiert oder ein Magnetband zum Bondage-Instrument zweckentfremdet wird, die Spaß machen, es ist auch die gelungene Kameraarbeit, die stellenweise beeindruckende Aufnahmen der Stadt kredenzt, sich bei einer Art Vorgänger eines Mobiltelefons (wer den Film sieht, wird mein ärmliches Wortspiel verstehen) zu einem „POV-Shot“ hinreißen lässt oder unserer Scharlodde in einer arg selbstzweckhaften Szene bis in die Badewanne folgt, während diese sich in einer Art Rauschzustand und mit schwarzen Strapsen bekleidet lasziv in ihr räkelt und mit einem sicheren Gespür für tatsächliche Erotik die sich vorwitzig ihren Weg in die Freiheit bahnenden Nippel ihrer angenehm üppigen Oberweite einfängt. Fast schon Deodato-typisch stechen zudem geglückte atmosphärische und spannende Einzelszenen aus der ansonsten mitunter dahinzuplätschern Gefahr laufenden Handlung hervor, die die Aufmerksamkeit des Zuschauers schlagartig zurückfordern. Für die passende Mitt- bis Spät-80er-Atmosphäre sorgt außerdem ein fragwürdiger Schmalz-Pop-Rock/Synthie-Soundtrack; eine Art Geschmacksverirrung, wie ich sie gerade in derartigen Filmen und vor allem mit dem sicheren Abstand mittlerweile diverser Dekaden genussvoll zur Kenntnis nehme.

Gelingt es, Zugang zu diesem von mir als, wie hoffentlich deutlich wurde, etwas obskur eingeschätzten Genrefilm zu finden und nicht aufgrund einer falschen Erwartungshaltung gelangweilt abzuwinken oder sich über die, euphemistisch ausgedrückt, Unkonventionalität kaputtzulachen, könnten Interpretationsversuche Kritik an einer oberflächlichen, übertechnisierten Welt, in der auf der Suche nach Zweisamkeit zu viele scheitern und fortan Seelenpein und Herzeleid erlegen sind, ausmachen. Oder aber einfach eine schwülstige, halbherzige Rechtfertigung für den Unfug, den Deodato und seine Co-Autoren hier auf uns losließen.

Vielleicht, weil ich Deodato generell eher mag, hatte ich persönlich in jedem Falle meinen Spaß an „Minaccia d'amore“ und wurde besser unterhalten als beispielsweise von Stephen Kings „Rhea M“-Gurke oder dergleichen. Merke:

„In der Welt, in der wir leben, ist alles möglich!"

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