Wie der Titel bereits vermuten lässt, dreht sich alles mit und um Kameras.
Es wird ja auch immer einfacher Filmmaterial zu erhalten, jede Digitalkamera kann mittlerweile bewegende Bilder aufzeichnen, Handys werden auf Schulhöfen für Snuff-Prügeleien missbraucht und am Haus sind Kameras angebracht, damit mir nicht noch einmal die Nummernschilder vom Auto geklaut werden.
Aufgezeichnetes Material kann aber auch zu Fehlinterpretationen führen und - wie hier in „American Crime“ - einige Verwirrung auslösen.
Ein typischer Fall von Kameras vor der Kamera: Ein Killer, der seine weiblichen Opfer vor und während der Tat filmt und diese Aufnahmen einem Journalistenteam in Form eines Videotapes zukommen lässt.
Das Journalistenteam begibt sich auf die Spur des Killers und hält ebenfalls alles auf Video fest.
Herausgekommen ist ein Film, der stark auf Optik setzt, aber leider nur eine schwach ausgearbeitete Story hervorbringt.
Bereits die Opening Credits, die originellerweise in und an einem Videorekorder untergebracht wurden, lassen viel Liebe zum Detail erkennen und darin überzeugt Regisseur Dan Mintz auch im weiteren Verlauf. Mit stets treffender Farbgebung und einfallsreichen Schnitten aus unzähligen Kameras und fast ebenso vielen Blickwinkeln ist das manchmal nah am Overkill und dennoch kommt dabei eine angenehm bedrückende Atmosphäre auf.
Diese ist besonders im ersten Drittel vorhanden, wenn das Reporterteam um Jesse (Rachael Leigh Cook, süß, aber mit ätzender, blonder Strohfrisur ausgestattet)) von Backwoodheinis zu einem See gelockt wird, aus dem auch die erste Leiche geborgen wird.
Eingebunden wird das Ganze in eine Rahmenhandlung, bei der Albert Bodine (Cary Elwes) den Reporter seiner True-Crime Serie „American Crime“ gibt.
Dieser durchleuchtet wiederum das Reporterteam, interviewt sie, um später selbst in die Nachforschungen einzusteigen.
Bis dahin ist der Ablauf interessant und durchaus ansprechend, doch leider ändert sich das mit dem zweiten Drittel, das den Killer schon fast außen vor lässt.
Jede Menge Streit innerhalb des Teams, Jesse verschwindet ganz von der Bildfläche, die Produzentin wird als Lesbe geoutet und die Story driftet immer weiter vom eigentlichen Kern ab.
Hinzu kommt dieser Albert, der als Sensationsreporter eine Parodie des selbigen darstellen soll. Leider hat Cary Elwes die Rolle so überzogen und theatralisch angelegt, dass es zuweilen richtig nervt.
Woran es aber mangelt, sind Spannungsmomente.
Szenen in denen der Killer (relativ unspektakulär und unblutig) zuschlägt oder sich seine Anwesenheit in Form des roten Kameralichts andeutet, finden sich leider viel zu selten.
Da kann der Showdown in der usseligen Behausung des Täters (den man leider schon nach 45 Minuten enttarnt hat) wenig ausgleichen.
Vielleicht ist die Thematik mit den Kameras und den Videobändern bereits ein bisschen ausgereizt.
„The Ring“, „Freeze Frame“, „Who is watching“, - Filmmaterial mit jeweils derben Auswirkungen.
Hier führen sie zwar zur soliden Unterhaltung, aber leider auch nicht mehr.
6 von 10 Punkten