Review

Obwohl der Jean-Claude van Damme-Kracher Double Team auf Stringenz weiträumig verzichtet und seine drei goldenen Himbeeren nicht ganz zu Unrecht eingefahren hat, ergibt er doch auf eine gewisse andere Weise einen Sinn. Zum einen ist die Arbeit mit Regisseuren aus Hongkong eine Konstante in der Karriere des Belgiers. Karate Tiger mit Corey Yuen, Harte Ziele mit John Woo sowie Maximum Risk mit Ringo Lam sprechen dafür, in dieser Who-is-Who-Reihe eine Co-Operation mit Tsui Hark nachzureichen. Zum anderen mag diese US-Produktion auch im Einklang mit dem Trend der westlichen Filmwelt stehen, war es doch in den 90ern chic, einen Actionmaestro aus dem Osten zu verpflichten. Das Genre hatte sich einer Wandlung unterzogen, es zählte nicht zwangsläufig knallhartes oder bombastisch inszeniertes Geschehen. Vor allem der Stil wurde zum tragenden Element. Man berücksichtige optisch-technische Finessen von Zeitlupen bis zum Bullet Time dieser cineastischen Dekade.

Sehr zeitgenössisch geprägt rupft sich Double Team ein schrilles Potpurri zusammen und wirkt damit zeitweise kurzatmig und hektisch, im Mittelteil etwas zu entspannt und im Gesamtbild ein wenig holprig. So gelingt es kaum, eine Bindung zwischen Zuschauer und der Van Damme Figur Jack Quinn aufzubauen, deren Schicksal hier in nahezu episodenhaft zusammengestückelten Szenen erzählt wird. Aus dem Nichts befindet sich der Zuschauer in einer großen Actionszene, nur um gleich darauf vom zukünftigen Ruhestand des Geheimagenten Quinn zu erfahren. Aus diesem wird selbstverständlich nichts. Seinem Erzrivalen Stavros (Mickey Rourke) muß endgültig das Handwerk gelegt werden und so zieht er ein letztes Mal zu Felde.
Stavros soll allerdings lebend gefangen werden und profitiert von der Gnade Quinns, der, selber zukünftiger Vater, nicht in ein Zusammentreffen von Bösewicht und dessen Sohnemann ballern möchte. Chance verspielt. Die Situation eskaliert, Stavros' Frau und Sohn fallen dem Chaos zum Opfer. Während der gewiefte Gauner Rachepläne schmiedet, findet sich der verletzte Jack Quinn offiziell für tot erklärt in einer Kolonie wieder, von der es kein Entkommen gibt. Hier soll er für ein ultimatives Geheimteam anhand von futuristischen Überwachungssystemen Terroristen einschätzen.

Passend zur stroboskoplichtdurchfluteten Tekknokultur des Jahrzehnts stürzt Double Team bis hier durch die zeitrafferartige Inszenierung. Erklärungen werden so minimal gehalten wie die markigen Sprüche der harten Jungs, unter denen der damals noch sehr aktuelle Dennis Rodman als bunter Vogel mit szenenweise wechselnder Frisur hervorsticht. Double Team ist klassisches US-Actionkino, wenn es um die Knalleffekte geht. Erfindungen und Kolonie versprühen einen gewissen Hauch von James Bond, halten sich aber ebenfalls homogen mit dem nebulösen Plot, bei dem vielleicht das größte Hongkongflair der Regie-Importe vorherrscht.
Double Team nimmt sich selbst nicht ganz ernst, besticht in seiner Stupidität so durch eine Leichtigkeit, die man eben sonst eher aus Asien gewohnt ist. Das sich entwickelnde, rasante Rachethema zwischen Stavros und Quinn, dessen Familie der Schurke nun unter Ausnutzung der Situation des Agenten aufs Korn nimmt, passt vollkommen ins Konzept und nicht zuletzt verbirgt sich hinter der Martial Arts Choreographie die Legende Sammo Hung. Zeitgleich erzeugen europäische Kulissen eine internationale Note und sorgen beim fulminanten Finale für ein hervorragendes Exempel hochbudgetierten Bullshits.

Nicht, daß es nicht schon oft genug nötig täte fürs Actionkino auf die Funktionalität der grauen Zellen zu verzichten, ist es für Double Team doch unbedingt erforderlich, in gelockerter Stimmung an den Film heran zu gehen. Van Damme belohnt uns hierfür nicht nur mit einem weiteren Beispiel für seine exklusiven Trainingsmethoden, sondern vor allem auch mit einem seiner lächerlichsten Looks überhaupt. Wenn sein Ausflug als Airobiclehrer in Double Impact doch ungeschlagen bleibt - es scheint eine weitere Kontinuität zwischen einem Double im Titel und dem Outfit zu geben.
Über Wahnwitzigkeit der wissenschaftlichen Spinnerei und klaffende Logikschluchten hinweggesehen schmiert Double Team Feuerwerk und Prügelei aufs Brot, die bei Actionfans durchaus für Unterhaltung sorgen kann. Man muß sich nur für diesen irren Mix aus freiwilliger und unfreiwilliger Komödie sowie durchaus ernstzunehmender Produktion erweichen können. Zeit abzuschweifen bleibt dann kaum, denn es passiert eigentlich immer irgendetwas. Das ist auch gut so, merkt man doch kaum noch, wie unnötig der Film eigentlich ist.

Details
Ähnliche Filme