Ryan Little greift mit "Saints and Soldiers" einen Abschnitt des zweiten Weltkrieges heraus, der schon lange nicht mehr Gegenstand eines Filmes gewesen ist: Die letzte deutsche Offensive im Westen "Wacht am Rhein" um die Jahreswende 1944/45.
Aufhänger von "Saints and Soldiers" ist das in die Geschichte eingegangene "Malmedy-Massaker" am 17. Dezember 1944, verübt durch Angehörige der Kampfgruppe Peiper, der Speerspitze der 1.SS-Panzerdivision Leibstandarte Adolf Hitler. Ryan Littles weniger als eine Million Dollar teure Produktion erzählt die Geschichte von 4 US-Soldaten, die dem Massaker entkommen und sich zu den eigenen Linien durchschlagen können. Unterwegs greifen sie einen abgeschossenen britischen Piloten auf, der brisante Informationen über den weiteren Verlauf der Offensive mit sich führt.
Wie gefährlich die Odysse durch die tief verschneiten Wälder der Ardennen ist, erfährt die wild zusammengewürfelte Gruppe rasch. Immer wieder gelingt es ihnen nur mit knapper Not, sich zu verstecken, doch lange geht auch das nicht gut...
Jetzt zur 60. Jährung der Ardennenoffensive kommt "Saints and Soldiers" durchaus gelegen. Der Film überzeugt durch eine ansehnliche Inszenierung und eine, anders als bei Spielberg, nicht einseitig gefärbte Darstellungsweise der Ereignisse. Alt bekannte Klischees werden erfreulicherweise vermieden, vielmehr zeigt "Saints of War", daß auf beiden Seiten Menschen kämpften, die sich zumeist lediglich durch Uniform und Helm unterscheiden. Dies kommt im Film an einigen Stellen in sehr ansprechender Weise zum Ausdruck.
Anders als beim Spielberg-Blockbuster "Der Soldat James Ryan" setzt Ryan Little nicht auf plakative Action mit Unmengen von Statisten und teuren Spezialeffekten. Mit schlichten Mitteln gelang es ihm, dennoch ansehnliche Actionszenen (hauptsächlich kleinere Schiesserreien) aus dem Hut zu zaubern, in denen es immerhin echte Halbkettenfahrzeuge aus dem Krieg zu sehen gibt. Diese stammten im Übrigen aus privaten Sammlungen, Authentizität somit garantiert.
Auch die übrige Ausstattung des Filmes überzeugt mit akkuraten Uniformen und Waffen.
Die unbekannten Darsteller machen ihre Sache ebenfalls gut, wenngleich sie nicht zuletzt der geringen Lauflänge des Filmes wegen, ihren Charakteren keine größere Tiefe verleihen können. Dennoch gibt es einige interessante Details zu erfahren und eine gewisse Sympathie seitens des Zuschauers ist möglich. Schade nur, daß es gerade im Bezug auf die Charaktere keine echten Neuerungen gibt. Die Standart-Dialoge in Feuerpausen um Vergangenheit und die Liebsten sind im Prinzip aus "James Ryan" und "Band of Brothers" bestens bekannt, selbst der Soundtrack kann eine Anlehnung an die eindringlichen Klänge der "Kollegen" nicht gänzlich verbergen.
In Sachen Realismus könnte man "Saints of War" eine Szene ankreiden, in welcher einer der US-Soldaten einen Jugend-Freund und nun Feind aus Deutschland mitten im Nirgendwo trifft. Wirkte auf mich doch etwas sehr an den Haaren herbeigezogen, andererseits gab es solche Zufälle wirklich. Von daher will ich mal nicht so kleinlich sein.
"Saints of War" ist trotz seinen geringen Budgets und des Verzichts auf Effektschlachten definitiv ein Ansehen wert. Plakatives Heldentum ist hier ebenso fehl am Platze wie eine einseitige Sicht der Ereignisse. Interessant ist in dieser Hinsicht allein schon der Auslöser des Massakers, hier durchaus amerikanischerseits zu sehen. Interessant auch deswegen, weil die genauen Hergänge des 17.12.1944 bis heute in ihren Details ungeklärt sind und überraschender Weise alle nach dem Kriege angeklagten deutschen Soldaten (unter ihnen auch Kampfgruppenkommandeur Joachim Peiper)freigesprochen wurden oder zumindest mit dem Leben bzw einer Haftstrafe davonkamen. Offizielle Begründung: Erwiesene Folter der US-Armee während der Verhöre. Spielberg hätte die Geschichte sicher anders dargestellt...