Review

Mit "The Card Player" hat der beste Horror-/Giallo- Regiesseur Italiens, Dario Argento, seinen neuen Film abgeliefert. Wie bei meiner Kritik von "Sleepless" würde ich gerne wieder schreiben, dass es Dario Argento gelungen ist einen Film zu drehen, der die Qualität von seinen hervorragenden Filmen hat, die er in den 70er und 80er Jahre gedreht hat. Von "Profondo Rosso" bis "Opera" hat Argento ja ein Spitzenfilm nach dem Anderen gedreht, wobei auch schon die noch früheren Filme sehr gelungen waren. Anfang der 90er Jahre drehte er die zweite Hälfte des ziemlich langwierigen "Two Evil Eyes" und erreichte in den ganzen 90enr nicht mehr ganz die Qualität seiner früheren Klassiker, wenn auch manche dieser Filme lange nicht so schlecht waren wie von Vielen behauptet wurde.

Mit "Sleepless" hat Argento endlich mal wieder ein klasse Film inszeniert, der durch viel Spannung, einer Briese Humor, einem glänzenden Max Von Sydow, harte Effekte, der Musik von Goblin und der von Argento gewohnt brillanten Kameraarbeit überzeugen konnte. Bei "The Card Player" hat es Argento leider nicht geschafft an die Klasse von "Sleepless" anzuknüpfen. In vielen Kritiken wurde sogar geschrieben, dass Argento mit "The Card Player" einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Dies stimmt jedoch auch überhaupt nicht. Der Film ist immer noch sehr gut und auf jeden Fall besser als "Two Evil Eyes" und das Phantom der Oper" und auch spannender als z.B. "Stendhal Syndrome".

Nun zur Story des Films.
Die Polizistin Anna Mari (Ähnlichkeit mit dem Namen der Rolle, die Asia Argento in "Stendhal Syndrome" gespielt hat) erhält eine Mitteilung, dass ein Psychopath die Polizei dazu auffordert Poker im Internet mit ihm zu spielen. Wenn die Polizei gewinnt wird die Geisel frei gelassen, ansonsten wird sie getötet. Vom Chef der Polizei wird diese Drohung anfangs nicht ernst genommen, doch schon bald muss er feststellen, dass es sich wirklich um einen gefährlichen Serienmörder handelt. Ein irischer Polizist (Liam Cunningham) hilft Anna (Stefania Rocca) bei der Auflösung des Falles. Er erkennt auf einem Tonband einen seltsamen Ton den er nicht erkennen kann (Ähnlichkeit mit "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe") und findet in den Ohren der Opfer Blumenblüten. Doch die Polizei hat noch immer keine Ahnung wer hinter diesen Morden steckt.

Wie auch bei "Sleepless" ist der eigentliche Sympathieträger der Nebendarsteller, der von Liam Cunningham gespielt wird. Er spielt den Polizist mit der harten Schale und weichem Kern, der seine Sorgen in Alkohol ertränkt sehr gut, auch wenn die Leistung nicht an Max Von Sydow heranreicht. Auch sonst sind die Darsteller etwas schwächer als in "Sleepless" Vor alle Stefania Rocca wirkt in ihrer Rolle fehlbesetzt.

Die Musik von Simonetti erhöht in manchen Szenen die Spannung, jedoch ist dieses Elektronikgedröhne oftmals sogar nervig. Die Kameraführung ist wiederum einmal sehr
gelungen, sogar besser als in "Sleepless". Ebenso besser und dabei wirklich brillant sind viele Sets an denen gedreht wurde. Leider ist der Film jedoch ziemlich in die Länge gezogen, etwas klischeehaft und hat ein paar wirklich peinliche Szenen. Diese gibt es ja auch in anderen Filmen Argento´s, doch in diesem Film sind es eindeutig zu viele.
Anderseits gibt es wieder ein paar brillante, sehr spannende Szenen.
Die Geschichte jedoch ist auch alles andere als brillant. Argento versucht durch diese Internetgeschichte irgendwie krampfhaft einen Film zu drehen, der sich der heutigen Zeit anpasst.

Von Argento erwarten einige sicherlich ein paar harte Effekte. Fans von Gore-Effekten werden mit diesem eher ruhigern Kriminalfilm jedoch nicht bedient. Auch wenn man die angstverzerrten Gesichter der Internetopfer zu sehen bekommt, bekommte er das Blut selbst nicht zu sehen. Am Ende gibt es dann noch ein paar wenige Szenen, bei denen man etwas Blut sieht, jedoch sind auch diese nicht so hart wie in Argentos anderen Filmen, sondern eher so hart wie bei einem modernenTeenie-Slasher.

Fazit: "The Card" Player" erreicht leider nicht die Qualität "Sleepless". Der Film ist lange nicht so brillant wie seine alten Klassiker, auch wenn er sie manchmal sogar zitiert. Ebenso zitiert er von anderen Filmen. Am deutlichsten an eine anderen Film erinnert, fühlte ich mich als Roccia orientierungslos mit ihrer Waffe im Dunkeln den Killer suchte (erinnerte mich irgendwie an "Das Schweigen der Lämmer"). Aber trotz mancher Lächerlichkeiten, die der Film hat, ist der Film nicht auf so tiefem Niveau wie man es ihm anhängen möchte. Der Film ist immer noch so gut, oder sogar besser, als die meisten Hollywoodfilme. Einige Szenen, vor allem auch das Ende sind wieder einmal brillant.
7/10

Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass dieser Argento mal ungeschnitten in Deutschland erscheint.

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