Argentos Card Player sah ich zum ersten Male im Rahmen der "Nacht der 1000 Schreie" im Kino in der Originalfassung(englisch). Ich war ausgesprochen gespannt, weil ich ein Riesen-Argento-Fan bin und endlich einen seiner Filme im Kino sehen durfte. Doch was mich erwartete, war eine Katastrophe!
Zumindest als Fan des Italienischen Regisseurs schämte ich mich in Grund und Boden. Wer sonst noch keinen Film von ihm kannte, wird nach dem Film wohl sagen: "Vielleicht hätten die einen halbwegs begabten Regisseur ranlassen sollen!"
Na gut, um auf dem Teppisch zu bleiben hab ich mir den Film auf DVD jetzt nochmal angesehen, weil ich mir schon gedacht hab, dass die deutsche Synchro den Film retten könnte - und tatsächlich! Auf deutsch klingt das alles schon weniger lächerlich als die schrecklich tappsigen Versuche, ein italienisches Drehbuch mit englischen Dialogen abzudrehen.
Wenn man davon ausgeht, dies sei ein Film von einem Regie-Neuling, so kann man ganz zufrieden sein. Es gibt ein Paar nette Einstellungen, einen winzigen Klacks Spannung und sogar ein bisserl Latex-Splatter. Doch wenn man die Erwartungen, die der Name Argento bisher noch immer erfüllt hatte, voraus setzt, wird man von dem Mittelmass grausam überrascht.
Die Grundidee mit dem Kartenspiel mochte bei Vino am Abend noch nett geklungen haben, doch wenn man sich so wenig mit dem Internet auskennt wie die Filmemacher, hätten sie die Finger davon lassen sollen. Besonders die albernen Nebenfiguren, die Argento gleich reihenweise bringt, wie zum Beispiel die Vollspast-Internetprofis, die nur Stuss von sich geben, oder den lächerlichen Polizeichef, der auch nur Schwachsinn von sich gibt.
Nächstes Manko ist die Musik: Simonetti hat da ja einen netten Clubsong geschrieben, Technomukke, die in den Film nicht mal ansatzweise passt und zeigt, dass die Macher sich nicht entscheiden konnten, ob sie nun einen Internet-Thriller machen, zu dem die Musik gepasst hätte, oder doch eher einen klassischen Thriller mit einer Kartenspiel-Thematik, der es dann letztendlich geworden ist.
Böse ist auf der DVD allerdings, dass das Promo-real im Hintergrund lauter Musik aus Argentoklassikern spielt, bei der man einfach auf Vorlauf drücken muss, weil es die Schmach des Films deutlich unterstützt, und in Anbetracht des Endproduktes wie purer Hohn klingt.
Visuell bin ich beim zweiten Betrachten nun nicht mehr ganz so enttäuscht wie beim ersten sehen. Zwar verzichtet Argento voll und ganz auf seine gewohnten, beliebten Stilmittel (keine Kamerafahrt!), doch es gibt schon ziemlich ansehnliche Aufnahmen von Rom, das ist immerhin okay.
Gewalt gibt es, jedoch nur soviel, dass die ab16 Freigabe völlig gerechtfertigt ist. Schon lustig, dass "New" kurz vor dem offiziellen Erscheinungstermin nochmal bei Leuten Kasse machte, die sich von den Attributen einer ungeprüften DVD einlullen ließen. Naja, immerhin ist diese DVD etwas schöner designed als die Kaufvariante.
Lustig auch, dass sich nach der Kinopräsentation dieses Langweilers sich die enttäuschten Fans gegenseitig davon zu überzeugen versuchten, dass die DVD nur deswegen nicht so schnell erschien, weil Argento noch zusätzliche Splatterszenen einarbeiten wolle - tja, war wohl nix, der Satz mit...
Die Schauspieler sind ganz sympatisch, zumindest die beiden Hauptprotagonisten, können ja auch nix dafür, dass Argento und Ferrini ihnen die nervigsten Klischees auf die Leiber geschrieben haben, übrigends ein weiteres grobes Manko.
Die Auflösung der Geschichte ist ganz passabel, auch wenn ausgerechnet auf den entscheidendsten Punkt, dass der Papi von Haupttussi Kartenprofi war, zu wenig eingegangen wurde.
Wie schon erwähnt war die massivste Schwäche allerdings der fürchterliche Originalton, wo Italiener unbeholfen versuchten, auf englisch zu Fluchen - ganz kleines Kino! Die Dialoge waren der eigentliche Schwachpunkt, den kein visuelles Spielchen und auch kein Splattereffekt hätte richten können - aber das hat Argento ja auch gar nicht versucht...
Fazit: Argentos Schwächster, irgendwie ein halber Fernsehfilm. Am besten beschreibe ich es wohl dadurch, dass im Kino sich die Leute vor Lachen gebogen haben, obwohl im Film gar kein Witz vorkommt!