Review

Ich bin bekennender Argento-Fan und werde selbstverständlich alles sehen wollen, was der Meister verzapft. Dazu gehört auch „The card-player“. Mit jedem Film erhoffe ich, dass der gute Dario wieder an alte Klasse anschließen wird. Und das, ohne sich aus seinem eigenen Schaffen noch einmal zu bedienen, was der große Vorwurf an „Sleepless“ sein muss.

Die Idee des Filmes ist dem Meister des Giallo absolut würdig. Ein Mörder fängt sich in Rom junge Frauen ein und will mit der Polizei via Internet mit Web-cam um ihre Ermordung digitales Poker spielen. Beim ersten Mal spielt die Polizei nicht mit – Exitus. Beim zweiten Mal verliert die Polizei – wieder Feierabend. Beim dritten Spiel holt sich die Polizei Zocker-Verstärkung. Das Spiel wäre fast gewonnen. Nur kann sich das Opfer befreien und wird auf seiner Flucht ermordet. Erst das vierte Spiel gewinnt die Polizei (wieder mit Hilfe des Zockers) und siehe da, das Opfer wird freigelassen. Ganz so sportlich ist der Mörder dann auch wieder nicht. Er entledigt sich spektakulär des angemieteten Spielers. Aber zu dem Zeitpunkt ist ihm die Polizei schon zu nahe. Es kommt zu einem Pokershowdown der etwas anderen Art...

Leider hat sich Argento wieder an sich selbst angelehnt. Mich erinnert der Film zu sehr an den Vogel mit dem kristallenen Gefieder, ohne an dessen Klasse heranzukommen. Er kriegt einfach die Spannung nicht hin, ohne die ein Giallo aber nicht funktioniert. Und er hat immer öfter Schwächen darin, die Motivation des Mörders darzustellen. Die Auflösung fällt quasi vom Himmel und zeichnet sich dadurch aus, dass es jeder hätte sein können.

Von den Ideen her ist der Film absolut in Ordnung. Ich finde den Showdown zwar mächtig übertrieben, aber was soll’s. Schlecht gemacht ist er nicht. Auch das Ableben von Reno ist würdig inszeniert. Dazu trägt auch bei, dass Argento Rom als Location würdevoll mitspielen lässt. Das hat er schon immer gekonnt.

Ansonsten zeigt Argento wenig von seiner handwerklichen Klasse. Hier hätten wir uns sicherlich etwas mehr Kameraarbeit gewünscht. Musikalisch und schauspielerisch fand ich den Film sehr ordentlich. Splatter fehlt (die frühen Filme waren ja auch keine Schlachtfeste) und ekelig sind nur die Wasserleichen, die aber richtig. Und die Falle hat mir auch gut gefallen. Sie beseitigt wenigstens die Chance auf ein peinliches Happy-End.

Man kann sich den Film durchaus ansehen. Er ist nicht berauschend, aber definitiv auch nicht schlecht. Er ist solides Mittelmass, was aber für Argento zu wenig sein muss. Sollte er tatsächlich seine Schwestern-Triologie noch vervollständigen, dann hoffe ich, dass er noch eine ordentliche Schippe drauflegen kann. Von mir 5 von 10 Punkten.

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