"Another time, another place...": Sängerin Ellen Aim wird während eines Konzerts mit ihrer Band "The Attackers" von Raven Shaddock, dem Anführer der Biker-Gang "The Bombers" direkt von der Bühne weg entführt. Die junge Reva informiert per Telegramm ihren Bruder, den ehemaligen Soldaten und Ellens Ex-Freund Tom Cody, der daraufhin in die Stadt zurückkehrt und sich für 10.000 Dollar bereiterklärt, seine Verflossene aus der Gewalt ihrer Kidnapper zu befreien... Dass dieser wilde Genre-Mix, der handlungs-mäßig irgendwo zwischen Neo-Western und "Escape from New York"-Derivat siedelt, unter anderem auch unter der Kategorie "Musikfilm" geführt wird, kann man widerspruchslos unterschreiben... die im Vorspann selbstgewählte Bezeichnung "A Rock & Roll Fable" trifft es da tatsächlich recht genau, ohne dass das Ganze deswegen aber gleich zu einem waschechten Musical wird. Um Musik dreht sich hier trotzdem alles: Eingerahmt von zwei pompösen Jim Steinman-Kompositionen, die man sich problemlos auch als Meat Loaf-Nummern vorstellen könnte (was Steinman selbst übrigens auch so gesehen haben muss, denn auf der '84er-Scheibe "Bad Attitude" befindet sich auch 'ne - sehr viel schwächere - Version des Eröffnungs-Songs "Nowhere Fast"), wird von der ersten Sekunde an im wahrsten Wortsinn der zu erwartende Ton vorgegeben... bombastisch, kitschig, überlebensgroß ist das alles geworden, wie man es von einem Walter Hill, der als Regisseur sonst eher für straightes Männer-Kino steht, nicht unbedingt erwartet hätte, auch wenn seine "Warriors" einem immer noch im Hinterkopf rumspuken. Weiter als hier hätte er von der Survival-Action seines "Die letzten Amerikaner" und der Buddy-Movie-Blaupause "Nur 48 Stunden" jedenfalls nicht entfernt sein können, ohne komplett das Genre zu wechseln. Durchgestylt im damals hippen MTV-Videoclip-Stil und durchzogen von 50s-Nostalgie ergeht sich "Strassen in Flammen" zudem als von jedweden Realitäten entrücktes Musik-Märchen in der bewussten Künstlichkeit seiner Studio-Sets und dem sich dadurch ergebenden Look, der das Feeling der Dekade perfekt transportiert, was eigentlich hätte ausreichen müssen, um ihn zu einem der definitiven 80er Jahre-Streifen werden zu lassen, aber offenbar wollte ihn damals im Kino niemand sehen, denn er ist leider heftig gefloppt und hat sich erst anschließend im Laufe der Zeit einen gewissen Kult-Status erarbeitet. Das mehr als nur fotogene Hauptdarsteller-Pärchen ist übrigens perfekt gecastet, denn auch wenn Michael Paré damals schon nicht schauspielern konnte, so liefert er mit seinem guten Aussehen doch ausreichend Projektionsfläche für ganz persönliche Actionhero-Phantasien, während die beim Dreh gerade mal 18jährige Diane Lane schlicht so hinreißend ist, dass man absolut nachvollziehen kann, dass Willem Dafoe nicht in der Lage ist an sich zu halten und sie mal eben so direkt von der Konzert-Bühne weg stibitzt. Dass ein Streifen, der durch die Bank derart gezielt jugendliche Subkulturen bedient und dabei auf allzu rüde Gewalt auch noch gänzlich verzichtet, hierzulande übrigens mal 'ne Freigabe ab 18 hatte, ist der reinste Hohn, aktuell ist imo selbst die FSK 16 noch zu hoch gegriffen (zum Vergleich: in den USA hat er ein PG-Rating). Wer sich dem Ganzen allerdings in Erwartung eines sinnhaften Plots nähert oder unfähig ist, mit der kreierten, eigentümlichen Atmosphäre zu viben, wird mit "Strassen in Flammen" jedoch keinesfalls glücklich werden... und hat eigentlich auch nicht begriffen, was Kino ab und an abseits vom reinen Storytelling zu leisten imstande ist. Ein Film, den man erfühlen muss.
9/10