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"Coffee and Cigarettes" ist der neueste Film des Meisters der lakonischen Indie - Filme, Jim Jarmusch.
Wobei es sich hier um keinen Spielfilm im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um einen minimalistischen Episodenfilm, indem jeweils 2 oder 3 Leute bei Kaffee und Zigaretten mehr oder wenige interessante Gespräche führen.

In typischem Jarmusch - Stil werden hier skurrile Alltagssituationen gezeigt, egal ob 2 Menschen völlig aneinander vorbeireden oder eine Unterhaltung auch mal unangenehm wird oder ins Stocken gerät.
11 Episoden wurden insgesamt gedreht, mit Film-und Musikstars, die grossteils schon mit Jarmusch zusammengearbeitet haben.

Da treffen sich z.B. Iggy Pop und Tom Waits in einem Café, Cate Blanchett in einer Hotelsuite auf ihre Cousine (die sie ebenfalls spielt), oder Jack White von den White Stripes zeigt seiner Schwester seine Tesla - Spule.
In besonders unterhaltsamen Episoden will Schauspieler Alfred Molina seinem herrlich arroganten britischen Kollegen Steve Coogan (hier wird zum einzigen Mal nach britischer Art Tee und kein Kaffee getrunken!) erklären, dass die beiden Cousins sind bzw. wollen zwei Mitglieder des Wu-Tang-Clans dem koffein- und nikotinsüchtigen Bill "Motherfucking" Murray Gesundheitstipps geben.

Weniger als Film, sondern eher wie ein musikalisches Konzeptalbum sieht Jarmusch selbst diese unterhaltsame Ansammlung von Nichtigkeiten, die er zwischen 1986 und 2003 gedreht hat.
Und tatsächlich ist alles genau durchkomponiert:
in jeder Episode genau das gleiche Konzept, fast identische Schwarzweiss - Kameraeinstellungen und passend gewählte Hintergrundmusik.
Dazu gibt es noch einige, in verschiedenen Episoden wiederkehrende Details, wie etwa den russischen Erfinder Nikola Tesla und andere "Kleinigkeiten".

Der Unterhaltungswert dieser Episodensammlung wird sich sicher nicht jedem erschliessen, geht es doch Jarmusch-typisch sehr ruhig und teilweise auch etwas (zu) belanglos zur Sache. Dennoch gelingt es dem Indie - Filmemacher auf verblüffende Weise, 96 Minuten lang, 11 ähnliche Situationen abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Man fühlt sich an Alltagssituationen erinnert, die man selbst auch schon in der einen oder anderen Form erlebt hat und das kann durchaus für eineinhalb Stunden Dauergrinsen, aber auch ein bisschen Melancholie sorgen.

Wie stets in seinen Filmen ist Jarmusch verdammt dicht am echten Leben dran und wiederum gelingt es ihm, diese Situationen sehr unterhaltsam nachzustellen, allerdings muss man doch beachten, dass es sich hier - ähnlich wie z.B. beim Smoke-Nachfolger "Blue in the Face", bei dem Jarmusch noch selbst philosophierte - doch nur um eine Ansammlung von Gesprächen handelt, aber diese sorgen insgesamt gesehen auf alle Fälle für einen unterhaltsamen Kino- bzw. Fernsehabend.

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