Coffee and Cigarettes - das laut Jim Jarmusch das perfekte Rezept für ein gutes Gespräch.
Womit wir auch gleich die Handlung dieses schnuckeligen Episodenfilms in Schwarzweiß zusammengefasst hätten: es wird geraucht, Kaffee geschlürft und ganz viel gelabert.
Steve Buscemi erzählt die Geschichte vom wilden Hund und von Elvis bösem Zwillingsbruder.
Roberto Benigni nimmt mal wieder trotz mangelhaften Englischkenntnissen kein Blatt vor dem Mund und geht zum Zahnarzt.
Iggy Pop und Tom Waits fangen gemeinsam das Rauchen wieder an.
RZA und GZA verarschen Bill "Motherfucking" Murray.
Und die "White Stripes" spielen mit Elektrizität.
Gleich mal eins vorweg: COFFEE & CIGARETTES ist kein besonders "unterhaltsamer" Film, wenn man nun mal vom allgemeingültigen, Popcornkino geprägten Bild von "Unterhaltung" ausgeht. In der Musik wird ja auch zwischen U- (Unterhaltungs-) und E- ("ernster") Musik unterschieden. C&C versucht zwar, wie eigentlich alle Jarmusch-Filme, eine "Combination of the Two" zu sein, ist im Endeffekt aber doch eher in die zuletzt genannte Schublade zu stecken.
Wie dem auch sei... C&C ist auf andere Weise unterhaltsam. Wenn man sich den Streifen versucht, in geselliger Runde reinzupfeifen, kann's sehr leicht passieren, dass einigen der Streifen zu... hm, wie soll ich sagen... zu langweilig... nein, das trifft's nicht wirklich... zu handlungsarm ist.
Was auch gut nachvollziehbar ist, zumal alle Akteure den ganzen Film über nur auf ihren vier Buchstaben hocken, Kaffee schlürfen und eine nach der andern smoken. Hört sich in der Tat nicht wirklich spannend an, gello!?
Aber C&C hat natürlich andere Qualitäten, die man eventuell nur registriert, wenn man sich den Streifen alleine und in gechillter Stimmung anguckt.
Es ist die Art und Weise, wie die Akteure miteinander reden, wie in den Gesprächen eins zum andern führt, wie ungestüm sich oft Gedanken ihren Weg nach draußen bahnen, und zu welch kuriosem Brei der Hirnsud dann oft verschmilzt.
Besonders hervorragend sind die Segmente "Champagne", mit den älteren Herren, von denen ich leider keinen jemals zuvor gesehn hab, die Kurzgeschichte "No Problem", in welcher der eine Akteur dem anderen irgendwie nicht ganz abkaufen kann, dass jener völlig zufrieden und sorgenfrei durch Leben streift, und last but not least die Story "Delirium" mit RZA, GZA und Bill "Groundhog-Day, Ghostbustin'-ass" Murray. Die Szene, in der RZA mit glasigen Augen und den Worten "Wu-Tang 4ever!" in die Kamera prostet, ist einfach zu cool, um wahr zu sein.
Aber es gibt auch was zu meckern: Die "White Stripes" enttäuschen schauspielerisch fast ein wenig, Jim, der Master himself, gibt sich leider nicht die Ehre... und who the Fuck is Renee French???
Sei's drum:
COFFEE & CIGARETTES ist definitiv nicht Jarmuschs bester Streifen, aber auch gewiss nicht sein schlechtester, ...insofern überhaupt von "schlechten" Jim Jarmusch-Filmen die Rede sein kann.
C&C ist fast schon als Ode von Jarmusch an sich selbst zu verstehen, zumal er viele Stars seiner großen Filme nochmal auf die Bühne bittet (Roberto Benigni - "Night on Earth", Steve Buscemi - "Mystery Train", RZA - "Ghost Dog").
Aus diesem Blickwinkel ist C&C fast als "Reunion" oder als "Klassentreffen" zu beäugen.
Fazit daher:
Viele nette kleine Geschichten im dezenten Jarmusch-Style und - wie sagte eine bekannte Film- oder Musikzeitschrift noch gleich - so wohltuend wie ein gelungenes Konzeptalbum.
Gehobenes Kopfkino, bestens zum Seele baumeln lassen geeignet.