Review

Stuart Gordons „Castle Freak“ war mir seit seiner Erstveröffentlichung auf VHS in den Neunzigern eher negativ im Gedächtnis geblieben. Damals wegen des verheißungsvollen Zusatzes  „Splatter-Garantie“ als Mutprobe mit gefälschtem Videoausweis ausgeliehen, empfanden wir den Film als Verarschung. Die gekürzte Version enthielt eben nichts an Splatterszenen und irgendwie wirkte das Ganze in Bild und Ton eher billig und langweilig. 


Wie sich der Geschmack ändern kann....

Nach Sichtung der ungeschnittenen Version muss ich zunächst festhalten: An Bluteffekten hat die veränderte positivere Wahrnehmung nicht gelegen, auch wenn es vereinzelt ein paar gorige Einlagen gibt. Vielmehr überzeugte der Film mit seiner Atmosphäre.

Gordons Film erzählt eine sehr altmodisch anmutende Geschichte. Ein vollkommen Ortsfremder erbt ein Schloss, in dem sich ein dunkles Geheimnis verbirgt. Dieses bedroht dann den Mann mitsamt seiner Familie, bis am Ende nach einigen Toten das Böse schließlich besiegt wird. Klassischer Grusel. 

Aber Gordon haut natürlich auf die Pauke und so gibt es zusätzlich zum Sujet noch Sex und Drama obendrein und verhindert, dass man sich in einem verlorenen Spätwerk der Hammer-Studios wähnt. Zudem mag die Kulisse des alten Schlosses zwar altbackenen Grusel versprechen, aber die Kamera und das Bildmaterial lassen den Film eindeutig als Kind seiner Entstehungszeit erkennen. Und irgendwie zieht „Castle Freak“ aus dem Widerspruch von altmodischem Gothic-Horror und wenig stimmungsvoller Video-Optik seinen Reiz. Manchmal ertappt man sich bei der Erwartung, die Darsteller lassen gleich die Hüllen fallen, weil es es um einen überdurchschnittlich gut ausgestatteten Porno handelt.
Zudem spielt auch noch das Setting in Italien ordentlich in die Atmosphäre rein und verpasst dem Film einen ganz eigenen Glanz.

Auch wenn das alles immer etwas billig wirkt, stimmt dies bei genauerer Betrachtung eigentlich nicht. Es liegt eigentlich nur am verwendeten Filmmaterial. Das Makeup und die Effekte sind überzeugend, das Schloss wird in seiner Düsternis bedrohlich dargestellt und mit Jeffrey Combs und Barbara Crampton macht man einfach nichts falsch. Zumindest für den Genrefan.

Um die recht plakative und müde vor sich hinplätschernde Story zu übertünchen, hat man sich zudem noch ein Familiendrama einfallen lassen, das dem Ganzen tatsächlich behilflich ist, eine ernste und teils tragische Stimmung zu erzeugen. Das wirkt zwar gekünstelt und verhält sich entsprechend dem Film etwas uninspiriert, verhilft aber „Castle Freak“ letztlich doch zu einer ihn vom Einheitsbrei abhebenden Wirkung.

Fazit

„Castle Freak“ ist definitiv Genrekost für den geneigten Zuschauer. Die Mischung aus Schauergruselszenerie, Video-Optik, Familiendrama, Sex und Horror entwickelt einen sehr eigenen Drive, der zwar durch Längen hie und da etwas ins Stocken gerät und zu keiner Zeit wirklich innovativ ist, mich aber nach 24 Jahren doch positiv überrascht hat. 

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