Eine alleinstehende Herzögin wohnt alleine in ihrem Schloss und hält einen körperlich abgewrackten Mann in einem Kerker fest. Als sie stirbt, treten John Reilly, seine Frau Susan und die blinde Tochter Rebecca die Erbschaft an und ziehen in das scheinbar wunderschöne Schloss. Doch schon bald muss die kleine Rebecca die Gegenwart eines Ungeheuers spüren, doch ausser ihr glaubt ihr keiner. Erst als John (Jeffrey Combs) durch zwischenmenschliche Umstände die wahren Hintergründe seiner Vorfahrin erfährt, die ihren angeblich toten Sohn, als Rache zum Tod ihres Mannes im Kerker gefangen hält und quält, entfacht sich das unendliche Grauen und dabei beschränkt es sich nicht bloss auf die fiesen und unkonnrtolierten Morde des Ungeheuers.
Stuarts Gordons Castle Freak ist ein herrlich dichter Film, der von vielen Usern hier ziemlich zu unrecht schlecht bewertet wird. Das liegt aber vorallem an der komplett falschen Erwartungshaltung, die man bei Betrachten des Siegels "Splattergarantie" entfaltet. Wenn man mit der einzigen Erwartung, dass man Splatter en masse in einem Horrorstreifen zu sehen bekommt, ist das schon einmal grundlegend erbärmlich für den einfältigen Konsumenten der sich vordergründig auf expliziten Gore beschränkt, in gewalttätiger Effekthascherei schwälgt und sich dabei nicht auf den subtilen Horror, seine düstere Atmosphäre, der eigentlich einen Horrorfilm ausmacht konzentriert. Und das ist wohl mitunter die grösste Stärke dieses 1995 erschienenen Streifens, der stellenweise wie eine klassische 70er Jahre Produktion rüberkommt. Die Erzählweise ist tadellos, dabei werden uns hochwichtige Charaktere bekannt gemacht, die in ihren Rollen wunderbar aufgehen, vordergründig wäre da wohl die blinde Rebecca (Jessica Dollarhide), die aufgrund ihrer dramatischen Situation ähnliche Symphatie wie das Mädchen in Phenomena erwecken kann. Ähnlich tiefschürfend ist auch die eigentliche Story mit all seinen Hintergründen und zwischenmenchlischen Handlungen. Stuart Gordon gelingt es, aus einem einfachen Plot das höchstmöglichste herauszuholen, zumindest wenn es darum geht, seinen Charakteren Farbe und Tiefe zu verleihen. Und dabei ist es wohl auch naheliegend, dass sich bei diesem Horrorfilm nicht nur die alptraumhafte Schlossatmosphäre entfacht, sondern auch eine gute Handlung mit ihren symphatischen und nachvollziehbaren Charakteren präsentiert. So günstig der Film auch produziert worden ist, so mächtig erscheint der eigentliche Glanz dieser Produktion, der sich vordergründig auf dem heruntergekommenen unter dürren, gefolterten Sohn beschränkt. Die geschundene Figur ist so höchstauthentisch dargestellt, dass man bei derem Anblick wahrlich mit der Gänsehaut zu kämpfen hat. Selten hat mich ein Filmungeheuer so umgehauen, selten hat mich ein Filmungeheuer in Verbindung mit den Filmsituationen so schockiert, und dabei erfüllt das wunderschöne und gleichzeitig morbide anmutende Schloss wunderbar seinen Zweck. Ob das jetzt die gelungenen Aufnahmen in der Familiengruft, dem Kerker, der Parkanlage oder dem Schlossinneren sind. Stuart Gordons Kameraarbeit ist dabei hochexperimentel und verleiht dem Film einen zusätzlich künsterlichen Touch. Optisch, Kameratechnisch, Erzählweise, Charaktertiefe und auch der unheimlich eindringende Score sind exzellent und wenn dann mal ein blutiger Mord erscheint, kann sich das durchaus sehen lassen, auch wenn der Film auch ohne diese funktionieren würde. Zumindest bei mir, denn Atmosphäre wird hier gross geschrieben, so schmal der Plot um den abgehalfterten Sohn, der im Schloss rumirrt und mordet auch sein mag.
Fazit:
Deutlich unterschätzter Film, der in allen Belangen vollkommen überzeugt. Optisch wie auch in seiner graphischen Gewaltdarstellung sehr fies, wenn auch hier die morbide Atmosphäre, die vom Ungeheuer und dem stimmigen Schloss ausgeht, im Vordergrund steht. Ein Film wie aus einem Guss, wie aus längst vergangenen Zeiten.
ABSOLUTER GEHEIMTIPP!
8,5/10