1850.
Zwei Jahre nach dem mexikanischen Krieg ist das Gebiet um Texas und New Mexico weiterhin stark umkämpft. In der Sonderzone tummeln sich Glücksritter, skrupellose Banditen und europäische Einwanderer, die vom Pioniergeist angetrieben werden. Aber auch die besiegten Mexikaner treiben sich noch herum und wollen ihr Land zurückerobern. Als der Zirkus „Splendor“ in die dort liegende Stadt Goldfields einreitet, gerät er mitten in den Schlamassel...
Der Filmtitel, die Beteiligung der Trashakteure Tony Kendall und Alberto Dell'Acqua sowie der Sendeplatz Tele5 für die deutsche Erstausstrahlung nach 35 Jahren sollte Warnung genug sein und ist diesmal auch begründet: Der Film stinkt.
Die Prämisse mit dem Zirkus als Shit – Magnet im Wilden Westen würde nur als Parodie funktionieren, aber niemals als ernst gemeintes Setting.
Abseits weniger und meist noch missglückterer intendierter Witze nimmt der Film nämlich das konstituierte Genreumfeld auf und scheitert dadurch schon ab der ersten Einstellung. Dort reiten auffällig bunte Cowboys in den Bildkader, wobei sich die farbenfrohe Truppe im Seidenhemd als Zirkus entpuppt und prompt noch im freien Feld in eine Schiesserei gelangt.
Dabei fällt ihnen ein verwundeter Mexikaner vor die Füsse, den sie zum Rebellenführer Pedro Serrano in die Berge bringen. Dieser verspricht ihnen Hilfe, wenn sie mal selber welche benötigen und warnt sie gleich vor der Situation in der Gegend vor.
Der Szenenaufbau ist schnell bekannt; Zirkus will sich aus allem heraushalten und gerät trotzdem immer mitten hinein. Die Konstellation abseits der Artistentruppe ist gewohnt und beinhaltet alle gängigen Standardelemente, die man aus Dutzendplots kennt: Ein mächtiger Gutsherr, von dem die Stadt abhängt und der sie dementsprechend fest in der Hand hat. Hier heisst er John Parker und besitzt 50% Anteil an einer Mine, die ihm die Möglichkeit erschafft, sich selbst als Justiz aufzuführen. Der Sheriff ist natürlich machtlos und hat hier auch nicht wirklich viel Zeit etwas zu unternehmen, sondern wird flugs nach einigem Auflehnen seinerseits beseitigt. Die restliche Bevölkerung selbst kuscht und tut dies auch noch, als Fremde in die Stadt kommen und ihre Hilfe anbieten.
Soweit normal, erreicht die simpel aufgebaute Konstruktion durch das ungewohnte neue Element des urtraditionellen Unterhaltungsunternehmens für Kinder abseits von Lächerlichkeit nur wenig.
Die Aufmachung des „Splendor“ – Trios [ Kendall, Dell'Acqua, Pietro Torrisi ] in der Zentralperspektive ist zwar auf Dauer etwas weniger pfauenhaft auffällig, aber die Mechanismen bleiben, man führt sich halt als Artisten auf. Da werden in einer Schiesserei nur die Sporen von dem Stiefeln geschossen oder gleich nur mit Salz geballert und auch tatsächlich Torten ins Gesicht der Gegner geworfen.
Die obligatorische Barschlägerei artet zur Abfolge von Kunststückchen aus und macht trotzdem oder deswegen so gar nichts her; erstens wird meilenweit in die Luft geschlagen und zweitens halten sich die Aktionen mit einigen holprigen Salti arg in Grenzen. Zudem klingt der Score selbst während der meisten establing shots wirklich wie vom Rummel.
Es fehlt halt echt nur der Clown, um die Folie für eine satirisch verformte Imitation der filmischen Wirklichkeit endgültig paradox zu machen.
Das abstrakte und sehr kindische Geschehen um die umgruppierten Verhältnisse von Spiel und Ernst hätte dann allerdings wesentlich mehr beabsichtigte Selbstironie bedurft, um halbwegs erfolgreich aus der Manege zu kommen.
Ähnlich wie in Chang Cheh’s Die Todesfalle der Shaolin wird durch die neue Kombination Artisten + altbekanntes Sujet keine neue Qualität erreicht; I Vendicatori dell'Ave Maria zerstört neben der gesamten Mythologie der Italowestern sich selber gleich mit.
Das seltsame Ergebnis ist auf eine gewisse schlechte Art anfangs ganz unterhaltsam, da es quer zu den Erwartungen der Genrevorgaben liegt, aber wird dann schnell zu blöd, zumal die Inszenierung auf allen Ebenen schludert. Etwaiges Spannungselement ist gleich nach dem Vorspann weg, Dialoge sind schwach bis dämlich und werden ebenso vorgetragen. Die Action exekutiert sich meist selber, Standfotos haben mehr Effektivität.
Unzulänglichkeiten der Handlungsführung lassen die Bösen trotz ärztlicher Behandlung nach einem Streifschuss in den Arm sterben, und den Guten selbst nach Bauchtreffer aufrecht stehen. Die schwer gestelzte Liebesgeschichte zwischen einem der halbnackten Akrobaten und der Tochter des getöteten Sheriffs wird dankenswerterweise knapp gehalten, aber die Schmachtblicke bringen auch nicht mehr Dampf hinein. Die Regie hat ausser den Idiotien keinen Blick für die Inszenierung; die Bilder sind ästhetisch bieder, die Machart billig.
Aber welcher Bär fährt schon gerne Fahrrad?