Review

Inhalt:
Ein Fotomodel stirbt beim Arzt während einer Abtreibung. Die Leiche wird in ihrer Wohnung in eine gefüllte Badewanne gelegt, um das ganze als Unfall zu tarnen. Kurz darauf beginnt eine Mordserie, deren Opfer alle bei dem Fotostudio arbeiten, für das sich die "Abgetriebene" hat ablichten lassen. Ein Fotograf und seine Freundin versuchen den Täter zu entlarven.


Kritik:
Dieser Film hat eingentlich alles, was ein guter Giallo braucht: Eine Anfangsschlüsselszene, die am Ende Täter und Motiv liefert, einen Haufen Verdächtiger und zugleich Opfer, einen maskierten Killer mit Messerchen, eine handvoll Morde, ein Hobbyermittlerpärchen und eine überraschende Auflösung. Trotzdem ist dies kein überragender Italokrimi (aber auch kein Komplettausfall). Warum?

Zum einen ist zu bemängeln, dass Spannung nur stellenweise erzeugt wird und in einigen Szenen Leerlauf herrscht. Beispielsweise hätte man aus den relativ langen Mordszenen, in denen das Opfer lange am zukünftigen Tatort rumschleicht und Gefahr wittert, mehr Spannung herausholen können, indem man eine athmosphärische Musik unter diese Stellen gelegt hätte. Stattdessen dringt hier hauptsächlich Stille ans Ohr des Zuschauers.
Die Morde an sich sind dann auch nicht besonders innovativ oder blutig inszeniert worden (vielleicht bin ich auch nur zu sehr von Dario Argento verwöhnt worden *g*). Sehr gut gefällt mir aber die Idee, dass der Killer meist in der Wohnung des Opfers in Anspielung auf die Anfangsschlüsselszene den Wasserhahn aufdreht und kurz vor Tatvollzug einzelne Bilder eben dieser Szene in das aktuelle Geschehen hineingeschnitten wurden.

Bei der Charakterzeichnung bekommt der Film von mir auch Abzüge in der B-Note, da man von vielen Personen einfach zu wenig erfährt, um sie ins Herz zu schließen und mit ihnen mitzufiebern. Auch der Hauptcharakter, der Fotograf, erzeugt mit seiner Gier nach Frauen und seinen leichten Wutanfallen nicht für Sympatien, so dass eine Identifizierung mit ihm schwerfällt.
Immerhin wurden einige Personen ausführlicher gezeichnet, wie die Fotostudioleiterin, die gerne mal mit dem ein oder anderen Model in die Kiste springt oder ihr Mann, der das selbe macht, nur leider, wenn er am Ziel seiner Wünsche ist, versagt (ob Ladehemmung oder Schnellschuss bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen).
Die Dialoge könnten aus einem Groschen-, äh, Centroman stammen, sind aber nicht übermäßig platt oder übertrieben, aber vielleicht bin ich auch nur abgehärtet, weil ich mir vor diesem Film "3 Schwedinnen in Oberbayern" angesehen habe, der übrigens garnicht mal so ununterhaltsam ist, aber das nur nebenbei.

Die Auflösung gefällt mir gut, da Täter und Motiv überraschen, jedoch wirkt das ganze doch arg konstruiert. Da war beispielsweise die Auflösung in "Blutiger Schatten", der ebenfalls von X-Rated in der Italo-Giallo-Serie erschienen ist, wesentlich einfallsreicher.

Unterm Strich ist "Die Nacht der blanken Messer" (der Titel gefällt mir irgendwie) ein guter Giallo, der jedoch nicht ganz mit den großen Vorbildern aus Italien mithalten kann.

6 von 10 Punkten

Details
Ähnliche Filme