Zumindest für Nu Image – Fans stellt „Lunarcop“ einen nicht ganz unwichtiges Ereignis dar, denn Boaz Davidson („Eis am Stiel“) heuerte nach seinem kultigen (und auch besseren) U.S. Debüt „American Cyborg: Steel Warrior“ für Global Pictures zum ersten Mal bei Nu Image an und entwickelte sich in den Folgejahren vom Regiestuhl weg als schnellschreibender Drehbuchautoren und noch umtriebigerer Produzent zu einer festen Größe, die inzwischen an so ziemlich jeder Produktion des fleißigen Studios beteiligt ist.
Gleichzeitig war dies auch seine letzte, wichtige Regiearbeit, die allerdings noch nicht die Klasse der anschließenden, goldenen Jahre der Nu Image – Ära erreicht. Davidsons inszenatorische Qualitäten und die Merkmale des Studios machen „Lunarcop“ dennoch unverwechselbar.
Etwas unglücklich wurde die Hauptrolle leider mit Michael Paré („Streets of Fire“, „Moon 44“) besetzt, der trotz seiner Milchbrötchen-Mimik seine Karriere verheißungsvoll begann, schnell ins B-Movie-Business abstieg und später vorübergehend seine Zelte bei Nu Image aufschlug. Wobei man schon bemerken muss, dass „Lunarcop aber noch seinen bestes, dortiges Engagement darstellt.
Als cooler Held mit Ausdruckslosigkeit und einem nicht existenten Charisma gestraft, taugt er als „Mad Max“ – Verschnitt leider überhaupt nicht. Selbst die halbwegs gelungenen Oneliner bekommt er nur mühsam über die Lippen und da es bei ihm mit Martial Arts auch nie weit her war, bietet er in den Actionszenen auch nur eine solide Vorstellung. Dort dominieren aber ohnehin fast nur die waghalsigen Stuntmen und zündelfreudigen Pyrotechniker.
Die ersten Minuten des Films gilt es dabei zu überwinden, denn vor allem das Intro mit der unfreiwillig komischen Raumstation aus Pappe, die man selbst damals schon besser hinbekam, bewegt sich ganz nah am Trash und auch das spartanische, sterile Interieur im Inneren ohne großartige Details schaut daneben ebenfalls sehr improvisiert aus.
Auf dem Mond hält man sich aber nicht allzu lang auf, denn die dortigen Reste der Menschheit, die sich nach dem 5. Weltkrieg (!!) auf dem Erdtrabanten häuslich einrichteten, haben längst einen Masterplan geschmiedet, wie sie die verdorrte Mutter Erde wieder lebenswert auf Vordermann bringen können. Der ökologische Super-GAU soll mithilfe der sogenannten Wundersubstanz Amaranth wieder rückgängig gemacht werden. Doch die Basis der elitären Gemeinschaft wird von einer Gruppe überlebender Erdbewohner überfallen, die das Amaranth auf die Erde transportieren. Joe Brody (Paré), der beste Cop überhaupt, wird in einen feschen Lederdress gesteckt, mit einer Pumpgun nebst Patronengürtel bestückt und nach unten geschickt, um es wiederzubeschaffen, denn dank der kurzen Halbwertszeit von 8 Tagen drängt die Zeit.
Nun, wie sollte es auch anders sein, verkommt das Amaranth trotzdem erst einmal zu einem klassischen McGuffin, der in diesem Fall am Ende aber noch mal an Bedeutung gewinnt, denn „Lunarcop“ orientiert sich in Folge doch sehr an „Mad Max 2“. Der heroische Joe rettet gleich nach seiner Ankunft auf dem Wüstenplaneten erst einmal die hübsche Thora (wirklich ansehnlich: Walker Brandt) vor den sogenannten Höllenreitern (*gg*)..... und ihrem Chef Billy Drago, der wieder mit mächtig viel Spiellaune völlig over the top den schmierigen, widerlichen Oberbösewicht raushängen lässt, als hätte er damit nach „Delta Force 2: The Colombian Connection“ nie aufgehört. Naja, hat er ja eigentlich auch nicht, denn er ist ein klassischer Fall von Type-Casting, aber so wild fauchend und brodelnd gestikulierend kann kaum ein zweiter in diesem Business, zumal er mit der späteren Kriegsbemalung noch einen drauf legt.
Die erste Actionszene nach den soliden Kampfszenen in den Korridoren der Weltraumbasis erweist sich dann eher als solider Mix aus kurzen Schusswechseln, etwas Prügel und ein wenig Prügeltechnik, fällt aber einfältig aus, weil der überlegene Joe keinerlei Probleme hat das Quartett auszuschalten und Kay (Drago) unter Drohungen, Beschimpfungen und Protest wegzujagen. Wirkliche Highlights folgen nämlich erst später und speziell für Joe war dieser wenig fordernde Auftakt auf der Erde nur eine Aufwärmübung.
Bevor es aber so richtig zu krachen beginnt, muss der Film eine Durststrecke überwinden, die ihm letztlich gleichermaßen eine höhere Bewertung wie auch einen besseren Ruf kostet. Das Szenario in der unendlichen Wüste kann zwar nicht so viel Atmosphäre aufbauen, wie die mich viel eher ansprechenden, von Godfather Pyun patentierten Schrottplatz-Szenarien mit etlichen maroden Relikten der Zivilisation a la „„American Cyborg: Steel Warrior“, das eigentliche Problem liegt allerdings ganz woanders. Das Drehbuch weist Joe nämlich zu Thoras friedfertiger Kommune, die ganz in Harmonie versunken Gemüse anbauen. Schön. Kinder singen Lieder und tollen herum, zum Essen werden sich die Hände gegeben und inmitten sülziger, wirklich nicht guter Dialoge keimt auch noch eine Romanze zwischen Joe und Thora. Der Mann vom Mond stellt dabei fest, dass man dort unten ja wirklich liebenswerte, nette Menschen und nicht nur Wilde hausen und beginnt sein Gehirn zu benutzen...
Der erste Vergeltungsangriff der barbarischen Höllenreiter wirkt da fast schon wie eine Erlösung, die alle Protagonisten aus der einfältigen Trance reißt.
Für die Actionszenen muss man Boaz Davidson übrigens wirklich ein Lob aussprechen, denn die sind top choreographiert. Neben den zahlreichen, halsbrecherischen Motorradstunts, gern auch in Zeitlupe, überzeugen vor allem die Szenen, an denen gleich mehrere Stuntmen beteiligt sind, von Brüstungen oder Türmen fallen, mit dem Bike verunglücken oder dank einer Explosion durch die Luft fliegen. Mit züngelnden Feuerherden hat es der gute Davidson ohnehin, mit den wirklich nur mittelmäßig ausschauenden Kloppereien hingegen weniger. Ein Fightchoreograph hätte in dieser Hinsicht sicher noch etwas bewegen können. Als Wiedergutmachung zerlegt er immerhin das halbe Lager.
Freilich wird das Actionfest danach leider erneut durch eine weitere Episode „Heimatfilm in der Wüste“ unterbrochen, in der die Emotionen zwischen Joe und Thora dann endlich auf dem Siedepunkt überkochen und die Bewohner beginnen dem Fremden zu vertrauen, nachdem der ein Kind aus dem angelegten Minenfeld rettet und viele wertvolle MacGyver-Tipps gibt, wie man sich strategisch mit Sprengfallen und allerlei improvisierten Gimmicks gegen den finalen Angriff von Kay und seiner Motorradgang wehren kann.
Der zweite Angriff folgt nach einem kurzen Drill der Bewohner auch auf den Fuß und wiederholt grundsätzlich auch nur die erste Attacke mit dem Unterschied, dass aufgrund einer gestiegenen Anzahl von Gegnern die Schlacht auch ausführlichere Ausmaße annimmt und im Anschluss das Amaranth wieder auftaucht. Joe ist sich aber längst nicht mehr so sicher, ob er sein Missionsziel wirklich ausführen soll, als ihm die Wahrheit, ein solider aber nicht umwerfender Storytwist, offenbart wird.
Um die Sache schnell zu Ende zu bringen, schießt sich im letzten Kapitel ein vom Mond entsandter, nahezu unbesiegbarer, alle möglichen Kaliber wegsteckender Cyborg auf ihn ein, gegen den er (natürlich) auch den finalen Kampf bestreiten muss. Vorweg muss der Zuschauer sich leider wieder durch einen Durchhänger kämpfen, aber das Problem, die Zwischenzeit bis zur nächsten Actionszene zu überbrücken, war geradezu ein symptomatisches Problem der Nu Image – Filme dieser Zeit, was „Lunarcop“ aber selbstverständlich nicht besser macht.
Die versandete Wüstenstadt als letzter Fluchtpunkt wird darüber hinaus als letzte Kulisse des Showdowns auch nur unzureichend genutzt. Joe und Stopper, so heißt der äußerst renitente Cyborg, prügeln und ballern sich wiederum unter pyrotechnischem Begleitfeuer lediglich nur durch ein paar Wände der zerfallenen, dünnwandigen Häuser bis zu einer brodelnden Säurepfütze, an der dann ein für allemal Schluss gemacht wird.
Fazit:
Die Inszenierung der Action hat Boaz Davidson inklusive Slowmotion und solider Tricktechnik souverän im Griff. Es knallt und explodiert allerorten, die Motorradfahrer riskieren Kopf und Kragen und auch der feindselige Cyborg mit seinem Make Up, das einer Kraterlandschaft gleicht, kann sich sehen lassen. Leider kommt die innovationslose Handlung um ein paar ruhige Längen zwischendurch nicht herum und die sind wirklich etwas zu kitschig idyllisch, als dass der Genrefan sie ignorieren könnte. Doch sobald es wieder rund geht und Billy Drago seinen diebischen Spaß hat, atmet man wieder erleichtert durch und freut sich über die ausführlichen Scharmützel zwischen den Höllenreitern und den friedfertigen Siedlern.
Den Score von Don Peake („The Dangerous”, „Hard Justice”) fand ich persönlich hingegen ein wenig nervig und mit dem blassen Michael Paré als tapferen Heroen kann ich nach wie vor nichts anfangen. Dennoch immer noch über dem Durchschnitt und einer von Nu Images frühen, brauchbaren Filmen, die die damals modischen Cyborgs auffuhren und sie mit der traditionellen Endzeitthematik verknüpften. Die genretypischen Klischees fallen angesichts des ansonsten weitestgehend überzeugenden Films gar nicht weiter negativ auf. Nur in atmosphärischer Hinsicht hätte man noch einen Packen drauflegen können, aber das ist wohl Geschmackssache und die finanziellen Mittel schienen ohnehin teilweise arg knapp bemessen.
Filmgeschichtlich wertvoll oder gar wichtig? Ein wenig. Aber nur für B-Movie-Fans! ;-)