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Seit dem letzten Jahr werden wir aus Hollywood permanent mit Schlachten, Schlachten und noch mehr Schlachten bombardiert. Filme wie etwa Matrix 2+3, HdR, Terminator 3,... - nicht alle immer erfolgreich, die wenigsten wirklich gut, aber bei fast allen geht es gleich um die ganze Welt. Schön, dass es da manchmal noch die etwas anderen, weitaus intelligenteren Schlachtenepen gibt, wie "The Last Samurai", wo schlichte Heldenklischees nicht alleine eine dünne Story um die basuntersetzten Effektorgien halten müssen.

Obwohl der Film zunächst amerikanisch-arrogant beginnt. Ein alter Bürgerkriegsveteran (Tom Cruise hier mal nicht als ewig grinsende oder blöd-schauende, aber ansonsten untalentierte und ausdruckslose Standardfresse), der nach seinen traumatischen Schlachten mit den Indianern sein Leben dem Alkoholismus und der Werbekampagne für amerikanische Waffen gewidmet hat, wird von der neuen japanischen Regierung in das Land geholt, um gegen aufständische alte Samurai zu kämpfen und das neu zusammengestellte und ausgerüstete Heer auszubilden. Natürlich geht es hierbei um ordentlich viel Geld, zumal ein Vertrag über Waffenlieferungen mit auf dem Spiel steht. Etwas unglaubwürdig scheint mir das ganze zunächst. Als ob die Amerikaner so brilliante Militärs hätten, dass sie bis nach Japan bekannt sind. Und das ewige Klischee vom traumatisierten Soldaten, der unschuldige Indianerkinder auf Befehl abschlachten musste, kommt leider noch dazu. Glücklicherweise verlieren sich die eher negativen Aspekte recht schnell in der behutsam und detailliert erzählten Geschichte und machen Platz für einige ehrliche und aufschlussreiche Betrachtungen einer fremden Kultur, ihrer Tradition, ihren Wertevorstellungen. Der Konflikt dessen mit dem Westen, dem Fortschritt und der skrupellosen Modernisierung durch die kapitalistische Demokratie wird hier thematisiert, ohne jedoch die Heldengeschichte aus den Augen zu verlieren.

Schnell stellt sich heraus, dass Algren, der Veteran, nicht mehr für die neue Regierung arbeiten will, als er bei einem Überfall von den aufständischen Samurai gefangen genommen wird und ihre Kultur kennenlernt. Jener Lernprozess stellt einen besonders gelungenen Bestandteil der Geschichte dar. Wie der mürrische, ungehobelte Amerikaner langsam mit den Sitten zurechtkommt, sich mit dem Herrn der Samurai anfreundet und mit der Zeit sogar einer von ihnen wird. Schließlich widersetzt er sich vollends seinen alten Auftraggebern und zieht mit den Samurai in einen aussichtslosen Kampf gegen die neue Welt, für die Tradition und die für ihn so wertvoll gewordene Identität des Landes.

Für Mainstream-Kino, das in erster Linie um jeden Preis unterhalten will, kann man diese Symbolträchtigkeit der Geschichte als wahre Bereicherung werten. Schließlich bleiben uns platter Patriotismus und einfach gestrickter Pathos erspart. Eine aufgesetzte Liebesgeschichte gibt es nicht direkt, der Verlauf der Handlung bleibt immer nachvollziehbar und gleitet nicht in eine One-Man-Show ab, wie man es vielleicht erwartet hätte. Die liebevolle Darstellung der alten Kultur mit ihren Menschen ist insbesondere für amerikanische Verhältnisse liebevoll, differenziert, gar engagiert und in erlesenen Bildern abgefilmt, sodass auch die langen ruhigen Passagen mit schönen Aufnahmen und interessanten, sinnvollen Dialogen ausgeschmückt sind und somit nicht langweilig werden. Da kann auch eine künstliche Fantasy-Welt, so aufwendig sie auch gestaltet sein mag, nicht mithalten.

Im Gegensatz dazu stehen die Schlachten und Kampfszenen. Hier merkt man zwar, dass sie im Hollywood-Stil gefilmt sind, allerdings kann man sie trotzdem als gelungen und originell bezeichnen. Der Schnitt und die Kamera sind nicht allzu hektisch, sodass man alles recht gut mitverfolgen kann. Die taktischen Manöver sind plausibel. Die Spannung ist hier extrem, man fiebert richtig mit, wenn die scheinbar unterlegenen Samurai mit Schwertern und Bögen sich gegen die Gewehre und Haubitzen behaupten. Die Tapferkeit der Soldaten ist in vielen Einstellungen zu spüren und die Erhabenheit der epischen, eleganten und zugleich brachialen Kämpfe geht direkt ins Mark, wie es sich bei einem guten Schlachtenepos gehört. Die Kämpfe sind zudem gut choreographiert und mit Monstereffekten wird nicht wild umhergeworfen. Lediglich der gelegentlich anfallende, etwas deplatzierte Humor (einige Sprüche von Cruise oder dem britischen Fotografen) zwischen heftigeren und mitunter tragischen Szenen kann ein wenig die Stimmung vermiesen.

Insgesamt überzeugt der Film durch eine visuelle und emotionale Wucht und Intensität, wie man sie schon länger nicht hatte. Denn hier geht es nicht nur um farblose Heldenstories, auch nicht nur um die üblichen Ideale wie Ehre und Mut. Hier geht es um mehr, um höhere Ideale und Werte, die man nicht an einzelnen Personen oder Taten festmachen kann. "The Last Samurai" ist es dadurch wirklich Wert, darüber nachzudenken. Und das macht dieses Epos schließlich größer und geistig überlegener, als patriotische Kriegsfilme, ein Heldenmärchen wie "Gladiator", oder unkomplizierte Fantasy-Materialschlachten. 8,5/10 für ein selten gewordenes Kino, dass sich zurecht als "groß" bezeichnen darf.

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