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Es ist lange her, seit Kevin Costner sich in "Der mit dem Wolf tanzt" in einem großen Film in epischer Breite und vor atemberaubender Kulisse in die Lebensart eines fremden Volkes einleben durfte. 13 Jahre später ist es Tom Cruise, der in einem ähnlich epischen Werk in einer fremden Kultur zurechtfinden muss. Doch diesmal sind es nicht die Indianer der Weiten Nordamerikas, sondern - ganz im derzeitigen Trend - die japanischen Samurai, die als Vertreter einer fremde Kultur herangezogen wurden.

Es ist das Jahr 1875, General Custer wurde am Little Big Horn vernichtet und die Indianer gelten als gnadenlosen Wilde, die nicht mehr sind als Tiere. Captain Nathan Algren (Tom Cruise) hat alle Grauen des Krieges gesehen und ist daran zerbrochen. Er ist ein Wrack, Alkoholiker und darf als Werbeträger für Winchester Gewehre Werbeveranstaltungen führen. Da erhält er das Angebot für gutes Geld die Armee des japanischen Kaisers für den Kampf zu trainieren. Diese sollen in den Krieg ziehen gegen die Samurai, traditionelle Krieger, die Angriffe auf Eisenbahnlinien und andere Dinge des Fortschritts verüben.
In Japan angekommen muss Algren feststellen, das die Armee wohl kaum als solche zu bezeichnen ist. Trotzdem schicken ihn der ebenfalls angeheuerte Colonel Bagley (Tony Goldwyn) und der westlich orientierte japanische Ratsherr Omura in die Schlacht. Algrens Truppen werden vernichtend geschlagen und Algren wird, nachdem er sich in der Schlacht erbittert erwehrt hat, von den Samurai um ihren Anführer Katsumoto (Ken Watanabe) gefangen genommen. Schwer verletzt und unter dem Alkoholentzug leidend wird er in das der Dorf der Samurai gebracht. Er wird bei Katsumotos Schwester Taka (Koyuki) untergebracht, deren Mann er im Gefecht getötet hatte.
Nach seiner Genesung lernt Algren nach und nach das Leben und die Kultur der Samurai kennen. Er lernt japanisch und wird im Kämpfen unterrichtet. Als er gemeinsam mit Sakamoto und seinen Männern eines halbes Jahr später zurück nach Tokyo kommt, trifft er eine folgenschwere Entscheidung: er befreit Katsumoto aus dem Gefängnis und führt mit ihm zusammen die Samurai in die letzte Schlacht, die zugleich eine Schlacht der Tradition gegen die Moderne ist.

Die Geschichte bietet dabei alle Aspekte, die ein großes Epos ausmachen: Dramatik, Action, Liebe und etwas Humor. Die Story wirkt zwar teilweise, trotz 2 1/2 Stunden Laufzeit gehetzt, doch immer wenn es wichtig ist, lässt sich Regisseur Edward Zwick ausreichend Zeit, um entscheidende Storyelemente in eindrucksvollen Bildern einzufangen. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie Japan in der damaligen Zeit (auch heute hat sich daran nicht viel verändert) einen Kampf mit sich selber, mit Traditionen und Moderne führte. Auf der einen Seite die stolzen und erhaften Samurai, die sich notfalls wegen der Schande einer Niederlage und zu Fragen selbst töten, auf der anderen Seite Geldgeile Industrielle, die sich dem Westen öffnen und dabei die Geschichte verraten. Dieser Konflikt zieht sich durch den gesamten Film und bietet einige interessante Storyelemente.
Zwischen beiden Extremen steht in der Geschichte Tom Cruise als Captain Algren. Auf der einen Seite kommt er aus dem Land, das zur damaligen Zeit den Anspruch erhob die Moderne zu vertreten, auf der anderen Seite findet er in der Abgeschiedenheit der Japanischen Berge Menschen, die seinem Naturell entsprechen und ihn zu einer Art innerem Frieden kommen lassen. Ist Algren zu Beginn des Films ein gebrochener Mann, der seine Erinnerungen an Massaker an Indianern an denen er Beteiligt war im Alkohol ertränkt, entwickelt er sich immer mehr zu einem Mann, der Freundschaft und Ehre über alles stellt. Er lernt in der Welt der Samurai nicht nur Disziplin und Vertrauen kennen, sondern auch Erlösung für seine Taten.

Neben den sehr ruhigen Szenen im Dorf der Samurai, die dem Zuschauer mit grandiosen Bildern und Landschaftsaufnahmen präsentiert werden, sind die Schlachten absolute Highlights. Tom Cruise zeigt dabei, dass er wohl im Vorfeld des Films einige Zeit mit Trainieren verbracht hat, denn einen Großteil der Kampfszenen bestritt er selbst - und das mit beachtlichem Erfolg. Die Schlachten sind hart umgesetzt und bieten ein Großaufgebot an Statisten. Schön zu sehen, das dabei trotz einiger weniger CGI Einsätze hauptsächlich auf Handarbeit wert gelegt wurde. Gekämpft wird auf Seiten der Samurai hauptsächlich mit dem Schwert, was zu einigen schön choreographierten Kämpfen führt, die alle durchaus auf hohem Niveau bestritten werden.

Die Darsteller, allen voran Tom Cruise bieten großartige Leistungen und wissen in ihren Rollen absolut zu begeistern. Insbesondere Tom Cruise spielt so gut wie seit langem nicht mehr. Man sieht ihm an, das der Film ihm wirklich am Herzen lag. Er bietet als Captain Algren, der eine bemerkenswerte Wandlung durchmacht, eine der besten Leistungen seiner Karriere, wenn nicht sogar DIE Beste. Aber auch die Darsteller um Cruise herum wissen absolut zu gefallen. Egal ob Ken Watanabe, Koyuki, Tony Goldwyn oder Togo Igawa. Alle spielen mit vollem Einsatz und auf hohem Niveau, so das es doch immer die Darsteller sind, die den Film prägen und nicht die Schlachten.

Optisch wurde der Film geradezu klassisch inszeniert. Keine Spielereien, kaum Zeitlupenkämpfe, keine Bullet-time oder ähnlicher Schnickschnack. Meistens schwelgt die Kamera in den beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, für die einmal mehr Neuseeland herhalten musste. Die Kulissen sind wundervoll gestaltet und bieten genauso wie die Kostüme ein eindrucksvolles Bild der damaligen Zeit.
Ebenfalls bemerkenswert ist der Score von Hans Zimmer, der geschickt traditionelle Japanische Klänge mit martialischen Sounds verbindet. Durchaus gelungen.

Leider gibt es aber doch einige Schwachpunkte, die letztlich eine Höchstwertung verhindern. Zum einen bietet die Story doch einige logische Schwächen, zum Anderen wird leider auch mit so manchem Klischee gearbeitet. Auch empfehle ich jedem die Original Version, da die japanischen Schauspieler bei uns mit einem furchtbaren Akzent synchronisiert wurden. Zum Glück wurden wenigstens die Gespräche unter den Japanern im Original belassen und nur Untertitelt.

Als Fazit muss ich aber doch sagen, dass "Last Samurai" ein erstes Highlight im Jahr 2004 ist und durchaus das Zeug hat einen ähnlich Status wie "Der mit dem Wolf tanzt" zu erreichen. Wer schon lange mal wieder auf ein großes Kinoepos wartet, wird begeistert sein. Das ist wirklich großes Kino. Man sollte allerdings schon ein bisschen Interesse an der japanischen Kultur mitbringen, ansonsten dürften die 2 1/2 Stunden wohl weniger begeistern. Für mich ein wirklich eindrucksvolles Stück Kino, das einen Tom Cruise präsentiert, den man so gut wohl noch nie gesehen hat.

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