Tom Cruise spielt einen traumatisierten, alkoholabhängigen Bürgerkriegsveteran, der 1876 von der japanischen Regierung das Angebot bekommt, deren Soldaten für den Kampf gegen die Samurai auszubilden, da Japan modernisiert werden soll und die Samurai die alten Sitten weiterhin vertreten. Cruise und seine Männer verlieren jedoch die erste Schlacht und Cruise wird von den Samurai als Gefangener mit in deren Dorf genommen. Er fühlt sich im Dorf der Samurai sichtlich wohl und freundet sich sogar mit deren Oberhaupt, gespielt von Ken Watanabe an. Als die japanische Armee erneut angreift, beschließt Cruise an Seite der Samurai zu kämpfen.
Die Story ist gut. Des Öfteren wurde kritisiert, dass der Film einige Anleihen bei "Der mit dem Wolf tanzt" hat, aber ich sehe darin kein Problem. Rund 13 Jahre nach Kevin Costners großen Epos wurde es doch mal Zeit, dass man sich mit modernen Mitteln noch einmal mit der Materie beschäftigt. Die Story ist eine gelungene Mischung aus Monumentalfilm und Western, der ausnahmsweise mal im fernen Osten spielt. Die Charakterkonstruktion ist hervorragend. Der Charakter und vor allem die Veränderung des desillusionierten, traumatisierten Tom Cruise, hin zu einem ehrwürdigen und tapferen Krieger sind hervorragend dargestellt. Darüber hinaus gibt man sich sichtlich Mühe der japanischen Kultur und der Kultur der Samurai aufgeschlossen zu begegnen und kritisiert sogar auf sehr unamerikanische Art und Weise die eigenen Fehler in der Vergangenheit. Auch die Wendungen sind gut und teilweise überraschend. Natürlich dürfen auch die gnadenlos heroischen Momente und die teilweise martialischen Dialoge nicht fehlen. Wen stört da noch, dass der Film auf eher zweifelhaften historischen Fakten basiert?
Edward Zwick leistet als Regisseur gute Arbeit. Er schafft es eine gute und vor allem relativ vielschichtige Story mit hervorragendem Popcorn-Kino der Extraklasse zu kombinieren. Die Filmmusik ist hervorragend und kann vor allem die Kampfszenen und die dramatischen Momente gut unterlegen. Einmal mehr beweist Komponist Hans Zimmer, dass er zu den besten Filmkomponisten der Welt gehört. Er wechselt perfekt und meisterhaft zwischen ruhiger und melancholischer Musik bei den emotionalen Momenten und hervorragender, gewaltiger Spannungsmusik bei den Schlachtszenen. Zwick gestaltet auch die Kulisse detailgetreu und perfekt. Das Dorf der Samurai ist sehr liebevoll aufgebaut und wirkt ziemlich authentisch. Hier gibt sich Regisseur Edward Zwick sichtlich Mühe, die Kultur der Samurai gebührend darzustellen. Auch die Requisiten wirken echt. Das Erzähltempo ist meist angenehm ruhig und langsam, wie man es von einem solchen monumentalen Epos erwartet. Über lange Passagen wird kaum ein Wort gesprochen.
Diese dialogarme Umsetzung ist aber zu verschmerzen. Denn Zwick gestaltet den Film mit einer hervorragenden Bildsprache und einer berauschenden Optik. Durch wohltuende und hervorragende Bilder kann Zwick zu jederzeit das Interesse des Zuschauers halten. Auch die Kampfszenen sind hervorragend choreographiert und wirken durch ihre herausragende Optik und den geschickten Einsatz von Zeitlupen perfektioniert und formvollendet. Edward Zwick gelingt nach "Glory" und "Ausnahmezustand" erneut ein starker Film mit einer perfekten Umsetzung.
Auch der Unterhaltungswert ist hoch. Bereits in der ersten Schlacht-Szene, in der die Samurai plötzlich aus dem Nebel auftauchen und die japanischen Soldaten besiegen kann der Zuschauer sich schon einmal auf die Unterhaltung der Extraklasse einstellen. Auch der Mittelteil kann durch hervorragende Kampf-Szenen, emotionalen Tiefgang und steigende Dramatik perfekt unterhalten. Das Finale steigert dann Dramatik und Spannung und liefert ein paar unvergessliche Bilder. Der Film ist hervorragend und empfehlenswert, da ist für jeden was dabei.
Tom Cruise präsentiert sich ausnahmsweise mal nicht als Sunnyboy, sondern als knallharter Kämpfer. Er kann in dieser ungewollten Rolle überraschenderweise tief beeindrucken und zeigte nur ein Jahr später in Michael Manns "Collateral", dass er auch in wirklich brutalen Rollen glänzen kann. Ken Watanabe ist sogar noch besser. Er spielt nicht nur das Oberhaupt der Samurai, er strahlt dies auch aus. Seine Darstellung ist einfach perfekt und wurde zu Recht für den Oscar nominiert. In "Letters from Iwo Jima" zeigte er endgültig, dass er Rollen dieser Art perfekt beherrscht. Auch die übrigen Darsteller leisten gute Arbeit und wirken authentisch.
Fazit:
Mit "Last Samurai" gelingt Edward Zwick ein überragender und monumentaler Epos. Mit berauschenden Bildern und einer vielschichtigen Story präsentiert er einen Film, der den schmalen Grat zwischen Popcorn-Kino und tiefer Handlung perfekt meistert. Angesichts der exzellenten Darsteller und der hervorragenden Schlachtszenen wirkt wirklich alles an diesem Werk monumental und gewaltig. Da kann man dem Film auch die Anleihen bei "Der mit dem Wolf tanzt" kaum noch übel nehmen. Meine Empfehlung: Unbedingt ansehen!