Irgendwie erinnert mich der Film stark an "Der mit dem Wolf tanzt".
Ein müder, vom Krieg gezeichneter Einzelgänger muss noch mal ran an den Speck, nur dass Costner kein "Kampflehrer" war und sich mehr oder weniger freiwillig ins Feindesland begab. Aber einmal dort angekommen, läuft der Film nach demselben Schema ab. Zwei sich völlig fremde Kulturen begegnen sich, lernen einander kennen und sich letztendlich zu respektieren. Zwischendurch gibt es Zoff mit den alten Verbündeten und am Ende kämpft der Hauptdarsteller an der Seite seiner neuen Freunde.
Dieser Vergleich ist nicht negativ gemeint, denn erstens fand ich "Der mit dem Wolf tanzt" ziemlich gut und zweitens bringt "Last Samurai" genug individuelles Potenzial und echte Emotionen mit, um nicht als seelenloses Plagiat verunglimpft zu werden, auch wenn viele Parallelen offensichtlich sind. Statt in den wilden Westen geht es hier in den wilden Osten, und im neuen Heimatdorf gibt es sowohl einen mißtrauischen Einheimischen als auch eine Dame, die für den Fremden etwas übrig hat. Einen zwischenzeitlichen, feindlichen Überfall von Landsleuten sowie eine fette Endschlacht gibt es hier ebenfalls. Na so ein Zufall.
Egal, das alles wird (dank Tom Cruise) sympathisch und in einer äußerst anspruchsvollen Umgebung dargeboten, sodass man sich auch an den geilen Landschaften Neuseelands erfreuen kann wenn einem die obligatorischen Selbstfindungs- und Demutsdialoge auf den Sack gehen. Dasselbe gilt für Patriotismus, Ehre und mittlerweile inflationär gebrauchte Sprüche wie "Vergiss nicht wer Du bist und wo Du herkommst", die bei mir nur noch ein genervtes Augenrollen hervorrufen. Auch der Pathos wird nicht selten überreizt, aber meist durch den starken Soundtrack gestützt, der in manchen Szenen derbe auf´s Gemüt schlägt und den Zuschauer auch in brutalen Szenen ungewöhnlich stark berühren kann.
Wie soll ich das Ganze nun bewerten?
Ich mach´s mir einfach leicht und geb diesem Film dieselbe Note wie "Der mit dem Wolf tanzt", wobei ich noch mal betonen möchte, dass hier keine billige Kopie sondern ein eigenständiges Epos auf gleichem Niveau vorliegt, das durch seine Kritik an den damals vorherrschenden Umständen und dem Respekt gegenüber fremden, mindestens gleichwertigen und (gesamtgesellschaftlich betrachtet) vielleicht sogar überlegenen Kulturen punkten kann. Und abgesehen von den erwähnten Mängeln bekommt man hier viele motivierte Schauspieler, atemberaubende Kulissen und nette akustische Klänge geboten.
8 / 10