Da leiht man sich nichtsahnend irgendein drittklassiges Horrorfilmchen aus der Videothek und als der Killer über sein erstes Opfer herfällt, verrauscht plötzlich das Bild und uns lächelt ein recht sympathisch erscheinender Mann entgegen. So beginnt "The Last Horror Movie".
Der sympathische Mann ist Max (Kevin Howarth), der sich uns als Serienkiller vorstellt. Er hat den eigentlichen Film überspielt und lässt uns für die nächste Stunde an seinem mörderischen Alltag teilhaben. Hauptberuflich dreht er Hochzeitsvideos. Was jedoch niemand sonst weiß: In seiner Freizeit geht er mit seinem Kameramann auf die Pirsch. Er lauert auserwählten Opfern auf, metzelt diese nieder und lässt dies von seinem Kameramann auf Video festhalten. Mit diesem kranken Videotagebuch hat Max den eigentlichen Horrorfilm überspielt, spricht uns direkt an, blickt uns "direkt" in die Augen und zwingt uns so zum eben Gesehenen Stellung zu beziehen.
"The Last Horror Movie" ist kein Film wie irgendein anderes Horrorfilmchen. Die ganze Zeit über wendet sich Max immer wieder an den Zuschauer. Er stellt ihm Fragen und zwingt in Stellung zu beziehen.
Nach der Ermordung einer Frau fragt er uns, ob wir bereit wären, unseren Fernseher zu verkaufen, das Geld zu spenden und so das Leben eines Kindes in Afrika zu retten. Nein? Aber wären wir bereit gewesen den Fernseher zu verkaufen, um das Leben der eben ermordeten Frau zu retten. Wenn ja, warum dann nicht für das Kind in Afrika und wenn nicht, warum würden wir uns dann anmaßen, ihn für sein Handeln, an der er sichtlichen Spaß hat, zu verurteilen?
Er gibt offen zu, dass er nicht normal ist, aber er stellt uns auch die Frage, ob wir nicht genau so krank wären, wenn wir uns seine Taten ansähen, obwohl wir doch die Möglichkeit hätten, jederzeit wegzusehen oder einfach abzuschalten.
In einer anderen Szene ersticht er eine gefesselte Frau, während die Kamera "nur" das Gesicht des ebenfalls gefesselten Ehemannes filmt. Anschließend muss der Mann dran glauben, während wir dieses Mal "nur" die tote Frau sehen. Direkt im Anschluss fragt er uns, ob wir nicht neugierig gewesen wären und gerne gesehen hätten, was er eben getan hat. Nein? Seien wir uns wirklich ganz sicher, dass wir uns nicht begierig vorgebeugt hätten, um auch bloß alles zu sehen? Es folgt eine schnell geschnittene Montage, in der wir das Erstechen des Ehepaares nun doch noch miterleben dürfen. Wollten wir das nun sehen? Wenn nein, warum schauten wir dann hin?
Der Film setzt einem die Pistole auf die Brust. Man kann sich hier nicht wie bei irgendeinem anderen Horrorfilm berieseln lassen. Man MUSS Stellung zum Gesehen beziehen. Daran führt kein Weg vorbei.
Eben diese "dokumentarische" Machart, die einem das Gesehene als echten "Snuff Film" verkauft, ist auch der FSK und der Juristenkomission in Deutschland sauer aufgestoßen. So kamen sowohl die FSK- als auch die JK-geprüfte Fassung nur stark geschnitten auf den deutschen Markt (17 bzw. 9 Minuten an geschnittenem Material), da der FSK die "Sogwirkung" des Films als zu stark, das Gezeigte zu "real" war. Wirklich explizit wird es eher selten. In den seltensten Fällen wird direkt draufgehalten. Dennoch ist der Film in seiner Machart sehr makaber geworden. Der Zuschauer ist immer dabei. Er wird quasi zum Komplizen.
"The Last Horror Movie" ist in meinen Augen ein sehr interessanter Film geworden. Die Schauspieler vermögen jederzeit zu überzeugen und man hat wirklich die ganze Zeit das Gefühl, dass das, was man sich da anguckt, "echt" ist. Man steht immer im "direkten" Kontakt zu Max und auf schon fast peinliche Art (das oben erwähnte Beispiel mit dem Fernseher) wird man immer wieder von ihm als scheinheilig "entlarvt", denn was macht uns bitte zu einem besseren Menschen als ihn, wenn uns das Leben eines anderen Menschen nicht mal so viel Wert ist wie unser Fernseher?
Fazit: Für mich ein sehr guter Film, dem ich gute 9 von 10 Punkten gebe.