Eine der größten Enttäuschungen des Jahres 2003 - ja es war zweifelsohne "Matrix Revolutions". Ihre übermütigen Versprechen konnten die Wachowski-Brüder letztendlich nicht einlösen. Von Revolution hier weit und breit nichts zu sehen; Robespierre würde sich im Grabe umdrehen.
Wer weiß, wie die Wachowskis nun "Revolution" definieren, aber mit einer alle Umstände umwälzenden Veränderung in der realen, vom Kampf zwischen Maschine und Mensch gezeichneten Welt hat ihr vermeidliches Ende der Trilogie nichts zu tun. Stattdessen kommt es - leider im negativen Sinne - überraschend anders. Dabei scheint die finale Lösung genauso unausgegoren wie der bis dahin im dritten Film vorangegangene Plot. Es fängt mit Neo an, der in einer anderen Welt, existierend zwischen Matrix und Realität, gefangen ist. Wie genau er dahin gelangen konnte, bleibt eigentlich ungeklärt - und genau dieser Aspekt der Ahnungslosigkeit des Zuschauers aufgrund mangelnder Erklärungen seitens der Wachowskis wird uns den ganzen Film über verfolgen. Da kann Neo ohne Augenlicht sehen und verfügt in der Realität über besondere Kräfte, Agent Smith ist auf einmal auch in der realen Welt irgendwie präsent, Programme entwickeln Gefühle und auf das Ende im Kampf Neo versus Smith dürfen wir uns selber etwas zusammenreimen - Erklärungen Fehlanzeige, stattdessen philosophisch getarntes, banales Schulterzucken: "Is halt so."
Subtil von der Fangemeinschaft nach "Reloaded" gesponnene Theorien, wie beispielsweise der, dass die scheinbare Realität auch nur ein Matrixprogramm sei, was Neos Kräfte erklären würde, kann man getrost über den Haufen werfen. Auf dem silbernen Tablett werden einem als Vorspeise dafür nur qualitativ erschreckend schwache, teilweise gar lächerlich wirkende Dialoge serviert. Als Hauptgericht dient die materialschlachtende, aber mit der Zeit sehr ermüdend werdende Action, die zweimal kulminieren darf. Einerseits beim Kampf um die Verteidigung von Zion und anderseits beim Aufeinandertreffen von Neo und Agent Smith. Als schimmelnde Nachspeise schließlich darf dann eine unendlich kitschige Sterbeszene oder ein Plagiat des Lobby-Shoot-Outs aus dem wirklich noch revolutionären Erstling herhalten. Ach, und nebenbei wurden der Merowinger und Persephone gnadenlos verschenkt.
Was soll man sagen; der Unmut und die Enttäuschung sind unendlich groß und werden auch nicht darin gemildert, dass ich aufgrund des Lesens diverser, vernichtender Kritiken den Kinogang Anfang November für 8,50 Euro scheute und stattdessen fast drei Monate später für weniger Geld auf eine Vorstellung in einem Kino für allgemein bereits ausgelaufene Filme auswich. "Revolutions" wirkt ausgelaugt, seelenlos, öde - und ist eine freche Ohrfeige der Wachowski-Brüder gegen das Publikum. Der Abschluss der Trilogie ist zwar kein vertikaler Aufschlag auf die Fresse, doch in Anbetracht eines "Matrix"-Filmes mindestens eine schwere Bruchlandung.