ACHTUNG SPOILER!!!!!
Dieser Film war die absolute Krönung!!!! Ich weiß, dass ich mich mit meiner Meinung von denen vieler Anderer vollkommen unterscheide, denn alles was ich bisher gehört oder gelesen habe, war mehr oder weniger nur schlechte Kritik – und ich frage mich: Warum?
Ich habe es mir erspart, über Reloaded eine Rezension zu schreiben, da ich erst einmal auch Revolutions gesehen haben wollte. Zu Reloaded bleibt im Wesentlichen nur zu sagen:
Bombastischer Film, mit überwältigenden Tricks und einem (meiner Meinung nach) sehr guten „Ende“.
Kommen wir zu Revolutions:
Jetzt endlich erschließt sich mir die volle Absicht der Matrix Filme. Irgendwie schien kaum jemandem aufgefallen zu sein, dass die Trilogie in keinster Weise nur den schon oft gesehenen Kampf gut gegen böse darstellt, sondern eine einzige Metapher zu unserer Menschheit, mit unseren Problemen und Idealen ist, an dessen Ende eine absolut wohlwollende „Moral von der Geschicht“ steht.
Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Liebe und Hoffnung, zusammen mit dem Willen zu einer besseren Welt die Triebfedern der Menschheit sind. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie viele nach Reloaded meckerten, dass ihnen diese ganze Liebesgeschichte um Neo und Trinity ziemlich genervt hat. Alle denen das schon zu viel war, werden in Revolutions noch mehr genervt werden, da hier (wie schon abzusehen war) drei Liebesbeziehungen vorkommen – allen voran natürlich die von Neo und Trin.
Demgegenüber steht ein Mensch, der erstens seine große Liebe an Morpheus verloren hat und zweitens einen Gegenpol zu sowohl Morph als auch jedem anderen der Glauben hat – nämlich den Glauben in Neo – darstellt. Wenn man soweit ist, dann wird es recht christlich, was mich persönlich (obwohl ich vom christlichen Glauben und so gut wie keiner Religion etwas halte, sondern nur die von diesen festgelegten Werte und Normen für gut erachte) überhaupt nicht störte.
Während Neo sich zusammen mit Trin aufmacht zum Ursprung allen Übels, kämpfen in Zion zwei Gruppen von Menschen (die mit und die ohne den Glauben an Neos Sieg) gemeinsam gegen die Invasion der Maschinen (visuell und vom Actiongrad eine absolute Augenweide), während Morpheus usw. sich auf den (recht spektakulären) Weg zur vermeintlichen Rettung machen. Triebfeder allen Mutes und des Durchhaltevermögens sind auch hier wieder zum einen die Liebe als auch die Hoffnung.
Auf dem Weg zur Maschinenstadt verunglücken Neo und Trin, wobei diese stirbt (etwas lang gezogene Sterbeszene – geb' ich ja zu). Ihr Tod macht aber den bevorstehenden Weg für Neo nur noch einfacher. Er trifft schließlich den Oberboss der Maschinen und bietet an, die Machenschaften von Agent Smith zu unterbinden, der wie ein Virus sowohl die Welt in der Matrix und damit die Menschen in ihr, als auch die Maschinen selbst bedroht. Anscheinend haben die Maschinen bisher keine Lösung für dieses Problem gefunden, so dass es zur Abmachung kommt, dass wenn Smith besiegt wird, ein Waffenstillstand herrscht.
Neo wird in die Matrix geklinkt und es folgt einer der epischsten Fights der Filmgeschichte. Während dieser also in der Matrix andauert, werden die Maschinen in Zion erst einmal zurückgehalten und warten. Dabei fällt von einem der Verteidiger der Satz: „Neo kämpft für uns.“ Da Agent Smith durch die Art der vermeintlichen Vernichtung im ersten Teil zum Gegenpol Neos wurde, sozusagen seine dunkle Seite/sein Schlechtes/seine Sünden darstellt, ist es für Neo ein Kampf gegen sich selbst. Wie sich herausstellt auf die herkömmliche Methode auch nicht zu gewinnen. Grandios das Aufeinandertreffen der beiden in einem Hochhaus: die ganze Szenerie erweckt Erinnerungen an den ersten Trainingskampf Neos gegen Morpheus, bei dem sich Neo auch zuerst einem scheinbar übermächtigen Gegner gegenüber sieht. Trotz aller verzweifelten Bemühungen ist es Neo nicht möglich Smith zu besiegen – einziger Weg ist die Selbstaufopferung. Durch die Infizierung von Smith werden die beiden Gegenpole wieder vereint, Neo in der realen Welt getötet was in der Matrix zur Folge hat, das auch sämtliche Smiths gelöscht werden. Er kämpfte nicht nur für alle Menschen, er starb auch für sie (egal ob sie an ihn glaubten oder nicht) und durch seinen Tod wird Neo nun zum Erlöser, zum Heiland. Die Maschinen ziehen sich aus Zion zurück und der Krieg ist beendet.
Für mich war abzusehen, dass es keinen absoluten Sieg der Menschen gegen die Maschinen geben wird – wie auch bei 250 000 Menschen und einem Erdball voller Maschinen????? Jedoch war dies von Anfang an auch nie beabsichtigt. Einzig und allein stand die Beendigung des Krieges im Vordergrund – und das ist nun erreicht.
Sowohl Menschen als auch Maschinen stellen für mich nur Beispiele unserer Menschheit dar und sind Symbole für die seit Anbeginn der Menschheit immer wieder aufkehrenden vollkommen überflüssigen Konflikte, die, wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen, endlich aufhören müssen. Moral: Es ist besser sich zusammenzutun und gemeinsame Probleme zu bekämpfen als sich gegenseitig zu bekriegen, da man voneinander abhängig ist. Die Gemeinsamen Probleme haben nämlich beide Seiten zu verantworten – Agent Smith in seiner Form nach dem ersten Teil kam nur durch ein Zusammenwirken von Maschinen/Programmen und Menschen/Neo zustande und bedroht nun beide Parteien. Es müssen zur Annäherung zweier Konfliktparteien immer Opfer gebracht werden, dass das hier in eine sehr christliche Form gebracht wurde stört mich nicht. Auch wir haben unseren Agent Smith: jeder für sich und alle gemeinsam in Form von Hungersnöten, Natur-/Umweltkatastrophen usw. Wenn wir uns nicht als Einheit auf diesem Planeten sehen und nicht endlich aufhören uns selbst den Gar aus zu machen, verlieren wir uns in einem Konflikt, bei dem jede Sinnhaftigkeit fehlt und niemand mehr weiß, warum gekämpft wird. Auf dem Weg zur Aussöhnung und Kooperation müssen Hände gereicht, Kompromisse eingegangen und Opfer gebracht werden – doch was man erhält ist eine bessere Welt.
Das Gespräch mit dem Inder und seiner Tochter in der U-Bahn Station zeigte, dass auch die Maschinen „Gefühle“ haben (zumindest deren Bedeutung kennen) und manchmal auch gefühlsbetont handeln. Bedenkt man dabei, wie viele Konfliktparteien hier auf unserer Erde dem Gegner Unmenschlichkeit zuschreiben und niemals gewillt sind den ersten Schritt zur Aussöhnung zu machen, nur weil jeder dem anderen ein barbarisches, gnadenloses Handeln unterstellt (was leider auch oft genug zutrifft) ohne jegliche Bereitschaft zur Annäherung, ohne dabei zu realisieren, dass es auf beiden Seiten unbeschreibliche Leiden gibt, die es gilt endlich zu beenden (als Beispiel brauch man nur mal in den nahen Osten gucken). Die Tochter es Inders steht dabei Symbolisch für die Unschuld der Kinder, denen man eine bessere Zukunft gestalten sollte.
Auch wenn das Ende offen bleibt und viele nicht befriedigt, so ist es meiner Meinung nach das Beste, was der Film bieten konnte.
Der kurze Dialog zum Schluss zwischen Orakel und Architekt, bei dem sie fragt, ob er den Waffenstillstand (trotz der Weiteren Befreiung von Menschen aus der Matrix) einhalten wird und dieser dann antwortet, er sei doch kein Mensch, brachte viele zum Schmunzeln. Ich musste zwar auch kurz grinsen, aber dennoch ist das ein ernster Satz gewesen, den sich viele mal zu Herzen nehmen sollten, da in der heutigen Zeit Versprechen oftmals anscheinend nichts mehr gelten und Ehrenhaftigkeit für viele nur ein Wort ist. Da haben es die Menschen in Matrix mit Maschinen die nur 1 und 0 kennen, nur ja und nein etwas leichter als wir, in einer Welt in der Verrat und Intrigen an der Tagesordnung sind und den Prozess zur Konfliktlösung nur erschweren.
Schwächen von Revolutions (wie auch Reloaded) sind die teilweise recht langatmigen und dialoglastigen Stellen, die meiner Meinung nach zwar die Essenz der Filme ausmachen (nicht die Action wie viele dies wollen – auch wenn diese grandios ist J), jedoch auch nur beim ersten und vielleicht zweiten Mal interessant sind. Wenn man hinter die Aussage gekommen ist und die Wirkung verflogen ist, steigert sich wahrscheinlich eher das Interesse an den reinen Actionsequenzen und die Filme wirken zu „Sitzfleischquälend“.
Aber als ich gestern vollkommen befriedigt und etwas nachdenklich aus dem Kino kam, konnte ich nicht anders als zu sagen: einfach geil!
Insgesamt 9/10