„Matrix“ hat die Filmwelt in vielerlei Hinsicht revolutioniert. Neben philosophisch interessanten Denkansätzen wurde die Aufmerksamkeit auch mit technischen Finessen gewonnen. Die Prämisse einer großen Fangemeinde war dann keine große Überraschung.
Nach einem grandiosen Einstand, wurde die Idee einer künstlich perfekten Parallelwelt in einem zweiten Teil komplexer vertieft, wobei der philosophische Reiz an der Sache ein wenig verloren ging. Trotzdem versprach das Ende des zweiten Teils vollmundig einen würdigen Abschluss, in dem alle Fragen geklärt werden sollten. Anstatt eines revolutionären Sahnehäubchens präsentieren uns die Wachowski-Brüder allerdings eher eine groteske Form von Selbstzerstörung.
„Matrix Revolutions“ verfehlt gänzlich die eigenen Ansprüche und zeichnet stattdessen ein primitives Ende nach Schema F.
Neo ist der Auserwählte und Agent Smith sein Gegenpart, na toll. Alles mündet in einen finalen, apokalyptischen Kampf zwischen Gott und Teufel. Ungeklärte Fragen offenbaren dann auch schonungslos, wie uneffektiv und stumpfsinnig die geführten Dialoge in Hinblick auf den Plot sind. Die Erklärung warum ausgerechnet Neo der mit außergewöhnlichen Kräften gesegnete Messias ist, darf man sich von diversen, interpretierenden Matrix-Feaks in Foren erklären lassen, denn die Arbeit war den Wachowskis anscheinend dann doch zuviel. Betrachtet man den Werdegang der visionären Idee, erschleicht einem ein Gefühl von Melancholie, denn außer platten Dialogen und unwichtigem Geplänkel am Rande des ultimativ, trivialen Duells zwischen Gut und Böse, hält man das Niveaus lediglich auf technischer Ebene, obwohl Teil drei auch hier zu Übertreibungen neigt.
Actionfans werden immer noch mit Zeitlupentechnik und ähnlichen Finessen bedient. Innovativ ist das nicht mehr, aber es gibt auch keine Grund daran etwas zu ändern. Der Kontrast zwischen rasanten Kämpfen und Zeitlupeneinstellungen vermag immer noch zu überzeugen. Unterschiede prägen leider aber auch in punkto Action das Bild. Während man in den ersten Teilen die visuelle Faszination der Einfachheit, beispielsweise einzelner abgefeuerter Kugeln, demonstriert, forciert man in „Matrix Revolutions“ eine Steigerung bis hin zum Overkill. Der groß angelegten Schlacht wird eine unnötig übertriebene CGI-Präsenz gewährt. Das Ganze wirkt dann eher wenig plastisch, vielmehr steril und ist kontraproduktiv für die Absicht ein perfektes, künstliches Abbild unserer Welt, die Matrix, zu zeigen.
An der platten Story ändern auch die Schauspieler allenfalls wenig. Erst jetzt wird deutlich, wie sehr die Magie der Idee schauspielerische Durchschnittskost kaschierte. Reeves wirkt in seiner Rolle als Neo blass, was überwiegend ein Resultat der mangelnden Charakterbeleuchtung ist. Den Auserwählten umgibt nicht mehr die gewohnte, mystische Aura, weil die Wachowskis nicht bereit dazu sind wesentlichen Fragen zu beantworten. Neo ist nur mehr der Prügelknabe auf der Seite der Guten, warum ausgerechnet er der Retter sein soll, erfährt man nicht.
Agent Smith spottet als bösartige Lachnummer und Pendant von Neo jeder Beschreibung. Weaving verleiht ihm traurigerweise das „nötige“ Profil mit affektierten, bösen Grimassen.
Den Rest aller Schauspieler darf man leider vergessen, denn das forcierte Duell zwischen Smith und Neo, lässt Fishburne und Co. wie Randfiguren erscheinen.
Ob sich die Wachowskis im eigenen Erfolg suhlten oder Ideenlosigkeit zu diesem absolut unwürdigen Abschluss führte, ist eigentlich irrelevant, jedenfalls ist es traurig und ärgerlich, wie viel Potenzial durch grenzdebile Stilbrüche verheizt wird. Der sich nach Action sehnende Fan wird „Matrix Revolutions“ trotzdem etwas abgewinnen können, auch wenn es inhaltlich verwerflich erscheint, weil die Maßstäbe von den Machern selbst gesetzt wurden. (3/10)