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Oliver Hummell dürfte wohl zu den erfolgreicheren Amateur-Filmern Deutschlands gehören. Schon sein letzter Film hatte das Glück in ganz Deutschland vertrieben worden zu sein und somit einem breiten Genre-Publikum bekannt sein dürfte. Nicht jeder konnte etwas mit "The Dark Area", einer Mischung aus Blair Witch-Horror auf der einen und Scream-Horror auf der anderen Seite, anfangen, doch wer richtig hinschaut und die furchtbaren Schauspieler mal bei Seite lässt, der konnte schon einen erstaunlich atmosphärischen und durchaus charmanten kleinen Amateurstreifen erkennen. Das Hummell nach dem Erfolg natürlich weiter machen wollte war klar und somit kam zwei Jahre später bereits sein zweiter Gruselschocker "Marienthal" zur Welt, welcher vor allem damit punkten konnte, am Originalschauplatz gedreht worden zu sein. Und auch dieser Streifen hat durchaus seine Daseinsberechtigung!

Denn mit "Marienthal" hat Hummell noch einmal ordentlich draufgelegt und bietet nun einen Film, der schon nahe an der Grenze zwischen Amateur- und professionellem Streifen schwankt. Die Story selbst ist dabei zwar nicht unbedingt die Innovativste, im sonst so blutigen Einerlei deutscher Amateurfilme ist sie aber erneut eine nette Ausnahme. Dieses mal geht es um 6 Jugendliche, welche im Bunker von Marienthal einen Wochenendjob erledigen. Die Jugendlichen machen ihre Sache recht bewusst, wenn auch der Spaß am ungewöhnlichen Job unter Tage nicht zu übersehen ist. Bis einer von ihnen Tod aufgefunden wird und die Frage, was sich da wirklich im Bunker so alles abspielt, die Runde macht... Wie schon gesagt, wirklich innovativ ist auch dieses mal nicht wirklich etwas an der Geschichte, mehr ist es die übliche Story, welche in Filmen mit engen, abgeschlossenen Räumen eigentlich stetig präsent sind. Trotzdem bleibt das ganze Treiben soweit auf sauberem Niveau und verfranzt sich so gut wie nie in allzu tiefe Logiklücken und nur selten in Blödsinnigkeiten, die den Zuschauer an den Kopf fassen lassen. Alles bleibt in Sachen Story auf einem hübsch soliden Niveau, ohne nach oben oder unten auszuschlagen, zumindest für 2/3 des Films!

Beeindruckend ist vor allem die Inszenierung des Ganzen, zumindest wenn man sich stetig vor Augen hält, dass man es hier eigentlich mit einem Amateurfilm zu tun hat. Denn dafür geht Hummell hier schon recht professionell ans Werk. Sei es in Sachen Kameraführung, welche stetig auf unverwackeltem Niveau ist, sei es in Sachen Kamerafahrten, bei welcher vor allem die Filmabschliessende Kamerafahrt von oben zu erwähnen ist, oder auch die gekonnte Ausleuchtung des Ganzen, welche wirklich für ordentliches Frösteln auf dem Rücken gut ist. Ja, die Atmosphäre ist teilweise regelrecht laut klaustrophobisch knisternd, vor allem wenn man sich das Ganze im ordentlichen, raumfüllenden Klang geben kann, der für das Genre ebenfalls auf sehr hohem Niveau ist. Die Sounduntermalung ist vom kleinen Soundeffekt bis zur großen Musikuntermalung wirklich rundum gelungen und dürfte selbst Horrorfreaks nicht kalt lassen. Bluteffekte sind dafür Rar gesäht, wie schon in "The Dark Area" beweist Hummell auch hier, dass Blutfontänen nicht immer das Maß aller Amateurdinge sein müssen.

Schade nur, dass der Film nicht bis zum Schluss auf dem atmosphärischem Niveau bleibt, wie in den ersten 60 Minuten, sondern zum Ende hin sich dann doch in einige wirklich hanebüchene Erklärungen verstrickt, die dem vorangegangenen Filmminuten nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen können. Warum die Frage nach dem "was da unten passiert ist", mit so einem blöden Showdown und dem schnarchigen Schluss beantwortet werden muss, will einem dann doch nicht so ganz überzeugend klar werden. Zumal der Showdown auch viel zu lang geraten ist und dabei fast die Gefahr besteht, ins Langweilige abzurutschen. Schade, denn hiermit hat sich Hummell dann doch so einiges versaut. Aber ein ähnliches Problem hatte er ja auch schon bei "The Dark Area", wenn es dort auch noch nicht ganz so schwer wiegt, wie hier.

Des weiteren sind auch die Darstellerleistungen wieder einmal auf unterstem Niveau. Zwar spielt die Crew dieses mal größtenteils nicht selbst mit, sondern hat anscheinend ein paar Freunde gefragt, doch diese haben allesamt ebenfalls nicht das geringste Schauspieltalent. Unglaubwürdig, ohne Elan und mit viel gewolltem Overacting, zerreißen sie das sonst so sauber aufgebaute Filmchen dann doch ungewollt immer wieder und lassen dann leider auch des öfteren spüren, dass man es eben doch noch mit einem Amateurstreifen zu tun hat. Auch wenn die Macher hinter der Kamera ordentlich dazugelernt haben, so sind die Gesichter vor der Kamera schlicht und ergreifend grauenhaft, egal ob es das Schauspiel an sich betrifft oder das Aufsagen ihrer Dialoge. Gut, dass Hummell nicht wirklich viel Geld zu Verfügung gehabt haben dürfte, um wenigstens C-Promis vor die Kamera zu kriegen, ist logisch, doch dieses grauenhafte Getue hätte ihm eigentlich dennoch übel aufstoßen müssen. Nochmals: Schade!

Fazit: Hummells zweiter Film entpuppt sich erneut als wohlige Ausnahme, im sonst so blutigen Amateur-Genre. Wieder einmal sind Atmosphäre und eine relativ solide Geschichte mehr wert, als das Zermatschen von Blut und Gedärm und seine gekonnte Arbeit hinter der Kamera dürfte ihm durchaus so manche Türen öffnen. Denn in Sachen Atmosphäre, Kameraführung, Schnitt und Regie, liegt diese Produktion spürbar über den Genrestandards. Schade nur, dass es Hummell auch dieses mal nicht so ganz inne hat, das Treiben befriedigend zu beenden und mit der Schauspielerauswahl einen mächtigen Griff ins Klo geleistet hat, die das sonst so wohlige Produkt vollkommen unter den eigentlichen Wert sinken lässt. Ansonsten aber sei Freunden atmosphärischer Amateurproduktionen dieses Filmchen sehr ans Herz gelegt!

Wertung: 6/10 Punkte

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