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Besonders einfach hat es einem des japanische Vielfilmer und Regie-Punk Takashi Miike noch nie gemacht und mit Izo legt er eine besonders schwer zu knackende Nuß vor. Der Film beginnt dort, wo der Samuraifilm „Tenchu!“ aus dem Jahr 1969 endet. Der Samurai Izo Okada wird gekreuzigt und auf bestialische Weise hingerichtet. Diese Hinrichtung setzt nun den zornigen hasserfüllten Geist Izo’s frei, der auf sich auf seiner Suche nach Vergeltung und Rache durch Raum und Zeit metzelt. Dabei mutiert er immer weiter zum Zerrbild eines Menschen ohne dass er das Ziel seines blutüberfrachteten Rachefeldzuges erreicht.

Nach der monströsen Manga-Splatter Granate „Ichi, the Killer“ erwartete die Fangemeinde die konsequente Weiterführung der Yakuza Schlachtplatte. Doch statt eines rasanten Blutbades setzt Miike ein ziemlich schwer verdauliches Schuld und Rache Epos vor, dass auch hartgesottene Asien Fans vor eine bedeutende Herausforderung stellt. Besonders auffallend ist in Izo das Fehlen einer klaren Erzähllinie. Die Handlung von Izo zersplittert in viele kleine Episoden, die meist für sich alleine stehen und nur durch nihilistisch-existenzialistische Thesen miteinander verbunden werden. Wäre das nicht schon sperrig genug so lösen sich doch im Lauf des Films auch diese groben Strukturen immer weiter auf und Izo stolpert auf der Suche nach Genugtuung immer planloser durch diverse Epochen und Zeiten. Surreale Einlagen nehmen einen immer größeren Raum ein, die für sich genommen durchaus zu fesseln wissen, erscheinen sie im Gesamtkontext streckenweise schwer verständlich. Dies gilt ebenfalls für den immer wiederkehrenden Sänger, der Izo’s Taten mit heiseren Sprechgesängen und progressiver Akustikbegleitung kommentiert, aber auch damit den Film nicht unbedingt zugänglicher erscheinen lässt.

Die These, dass es sich bei Izo um einen Friedhof abgehalfterter Ideen aus vergangenen und nicht umgesetzten Drehbüchern handelt, greift jedoch in jedem Fall zu kurz, denn gerade in den vielen kurzen Episoden zeigt sich Miikes besonderes Geschick für Inszenierung und herausragende Photographie. Dabei bedient er sich, speziell in den ersten Szenen aus dem klassischen japanischen Theater und auch die entsprechenden Sets erinnern hier eher an Bühnen als an cineastische Inszenierungen.

Neben aller oberflächlichen Gesellschaftskritik erweist sich Izo darüber hinaus als ein Fest absonderlicher Bilder die sich oft aus Elementen poetischer Melancholie entwickeln um dann unversehens in groteske Gewaltorgien mit geradezu comicartigen Blutfontänen zu kippen. Diesen wilden unberechenbaren Bilderbögen zu erfassen und zu rezipieren stellt für den Zuschauer bei einer Laufzeit von über zwei Stunden einen wahren intellektuellen Parforceritt dar. Izo ist mit Sicherheit kein Film, der sich bequem nach Feierabend beim Bier konsumieren lässt. Man muss schon einiges an Bereitschaft mitbringen sehr genau hinzusehen hin zu hören und sich auf die Geschehnisse einzulassen.

Takashi Miike hat mit Izo mit Sicherheit eines seiner sperrigsten und hermischsten Werke vorgelegt, dessen Entschlüsselung sich jedoch lohnt, zahlreiche Denkanstöße bietet und nicht zu letzt einen ebenso brutalen wie auch ästhetischen Bilderrausch entfesselt.

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