Review

Meine persönlichen Erwartungen an IZO waren sehr hoch, und was war: bitter enttäuscht worden bin ich.

Mittlerweile ist Takashi Miike nicht mehr nur Freunden des japanischen Sicko-Kinos ein Begriff, da er in den letzten Jahren auch mit deutlich subtileren Werken punkten konnte. Als dann die Rede von einem Splatterfilm war, der einen philosophischen Anspruch zu erheben versucht – Marke Miike – war ich sehr gespannt und konnte es kaum erwarten, sein neuestes Machwerk unter die Lupe zu nehmen. Dann kam´s: Rapid Eye brachte eine zauberhafte Pappschuber-DVD, ungeschnitten, mit netten Beilagen und in tollem Design – nur her damit, dachte ich und schwupp einen Zwanni dafür gelatzt.

Dann die Ernüchterung nach wenig Spielzeit. Miike will sich mal wieder partout auf rein gar nichts festlegen und schickt seinen Hauptcharakter, den personifizierten Hass, in ein Szenario nach dem anderen – eines wirrer als das nächste – wobei diese zwar ziemlich surreal und abgefahren rüber kommen, aber schon sehr schnell zum Weiterspulen animieren. Die Kämpfe verlaufen neben ein paar ulkigen Momenten immer gleich, der Gore und die FX können weder schockieren noch beeindrucken und auch die Schwertkampf-Choreographie hat man schon sehr oft deutlich besser gesehen. Zusammen mit der Tatsache, dass man insgesamt mehr als zwei Stunden Film vor sich hat geht einem das Ganze ziemlich schnell auf den Wecker. Die Dialoge zwischendrin und die Szenen, in denen niemand ein Katana abbekommt, lassen zwar häufig den Miike, den wir alle kennen und sehen wollen, durchscheinen, interessieren aber ansonsten nicht die Bohne. Selbst Beat Takeshis Auftritte bleiben überraschend farblos.
Die philosophischen Ansätze sind an sich sehr geschickt platziert und langweilen nicht unbedingt, wirken jedoch vor allem in der (vermutlich auch durch die deutsche Synchro verschuldeten) Wortwahl sehr weit entfernt und so gut wie unmöglich nachvollziehbar. Nicht gerade ein Auftrieb für eine Ansammlung von spröden Fließband-Metzeleien und überfordernde Symboliken auf einer Zeitreise durch die vergangenen zwei Jahrhunderte Japans (auch wenn MIike durch zahlreiche eingestreute Filmschnipsel aus realer Geschichte nicht auf einen Weitblick der Welt verzichtet). Auch wenn Miike reichlich Phantasie beweist und die Darsteller bemüht sind, diese vernünftig umzusetzen und rüberzubringen, kommt der Unterhaltungswert von IZO einfach nicht aus seinem Keller. Die Wahl von so vielen verschiedenen zu durchquerenden Szenarien mag vielleicht dem ein oder anderen gefallen – für mich auf Dauer ein totaler Atmosphäre-Killer.

Also mal wieder einer der polarisierenden Sorte, aber insgesamt – und so verdeutlichen es auch die Wertungen auf der ofdb – eher schlecht als recht. Langweilige Szenerie, belanglose und zu softe Action, zu kompliziert nachvollziehbare Philosophie und ein geschmacklich sehr fragwürdiges Drumherum. Pluspunkte gibt es von meiner Seite aus für die Gitarreneinlagen (die ich ziemlich gut fand), das Ende und gewisse Miike-Elemente, die man bereits in anderen seiner Filme genießen konnte. Vielleicht sollte sich der gute Mann in Zukunft mal etwas zurückhalten, oder – sich für seine Werke etwas mehr Zeit nehmen.

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