Review

IZO - der neueste Streich von Opium-Hirn Takashi Miike hält in deutschen Videotheken Einzug. Takeshi Kitano ist auch mit von der Partie.
Tja, da gab's gar nicht viel zu überlegen: das Teil wurde natürlich mit nach Hause genommen.

Ich war mir zwar im Klaren darüber, dass miike-sche Werke gelinde gesagt sehr anstrengend sein können und mit einem normalen Verstand oft nicht nachvollziehbar sind. Was uns der Meister des Bizarren jedoch hiermit serviert, lässt einzig und allein den Schluss offen, dass sich der gute Herr Miike mittlerweile komplett den Verstand weggekifft hat.
IZO ist nämlich im Groben nur eine Aneinanderreihung von opulenten Metzel-Szenarien, in welchen zwischen verschiedenen Sets, Schauplätzen und Zeitstufen wild und ohne jegliche Logik hin und her gesprungen wird. Da laufen dann schon mal Samurais im modernen Tokio rum, oder eben bis auf die Zähne bewaffnete S.W.A.T.-Teams im alten Japan. Was das ganze soll, wird mal wieder nicht so richtig erklärt und lässt massig Spielraum zum heiteren Hineininterpretieren offen, doch dazu später mehr ...

Nun will ich erst mal versuchen, das Geschehen in Worte zu fassen:
Zu Beginn: Izo hängt in der Jesus-Christ-Pose am Kreuz und wird von zwei Scharfrichter mit Lanzen exekutiert. Warum er da hängt oder welches Verbrechen er begangen haben soll, bleibt den ganzen Film über weitestgehend offen und wird nur angedeutet: Angeblich war Izo ein Massenmörder.
Doch seine Seele fährt nicht zur Hölle. Fortan wandelt Izo als hasserfüllter und unverwüstlicher Dämon auf Erden herum. Sein Ziel: Rache (an wem und warum weiß keiner) und die Vernichtung allen Lebens.

Und somit beginnt ein zutiefst unsinniger, aber optisch sehr gewandter Metzel-Marathon, bei welchem fast keine fünf Minuten vergehen, in denen Izo nicht irgendjemanden mit dem Katana abmurkst. Shaolin-Mönche, alt-japanische Krieger, Yakuzas, Büroangestellte, Schulmädchen und kleine Kinder ... alle fallen sie der Schneide von Izos Schwert zum Opfer.
Hauptsächlich hat er es jedoch auf einen mysteriösen, freimaurer-ähnlichen Geheimbund abgesehen (darunter auch T. Kitano in seiner leider verschwindend kleinen Rolle), der heimlich die Welt unter Kontrolle hat.

So, AUS! Mehr Worte will ich über die ... hust ... röchel ... ächz ... "Handlung" jetzt echt nicht verlieren.
Der ganze Film ist wie ein Trip oder ein Drogenrausch ohne lineare Struktur und erkennbaren Sinn, und man muss wohl ein Miike sein um das alles zu checken.

Die teils wunderschönen, teils düster-morbiden, insgesamt aber auf Hochglanz polierten und detailfreudigen Bilder verlangen dem Zuschauer jedenfalls schon eine ganze Menge ab:
Da ziehen sich schon mal irgendwelche Waldnymphen Schwerter aus ihrem Allerheiligsten und aus abgeschlagenen Köpfen kommen Schmetterlinge geflattert. ICHI-ähnliche CGI-Effekte gibt's auch zu bewundern: z.B. wird eine Oma in der Mitte durchgesäbelt, die dann noch ohne Unterleib in der Gegend rumbaumelt ...

Optisch (Schauplätze, Kostüme, Effekte ...) also mal wieder vom Allerallerfeinsten.
Den Härtegrad und Kultstatus von ICHI - THE KILLER erreicht IZO allerdings nicht (Katana-Action gibt's zwar en masse, allerdings verläuft diese meist recht unblutig).
Auch ist von DOA2-artiger Melancholie gar nichts zu spüren.
Tja, und da IZO auch mit weder viel Witz, noch Spannung im Gepäck daherkommt, von dem armen Gehirn des Zuschauers aber erwartet, dass es 120 Minuten lang einer nicht vorhandenen Logik hinterher hechelt, ist IZO vor allem eines: ANSTRENGEND!!!

Was bleibt ist also ein furioser, unglaublich abgespaceter und vollkommen realitäts- und logikfremder Rachefeldzug, Wutausbruch oder Amoklauf durch Raum und Zeit in beeindruckend surrealer Bildern. Einen derartigen Kauderwelsch hinzuzaubern, dessen ruppige Szenenwechsel und konfuse Erzählweise insgesamt dennoch harmonisch wirken und unterhalten, ist wahrlich meisterlich.
Philosophie-Studenten werden daher ihre helle Freude an dem Streifen haben, denn hier kann man reininterpretieren, was das Zeug hält.
Dazu kommt noch ein ganzer Haufen verschlüsselter Sozialkritik und Politschelte, auf die ich aber jetzt nicht mehr näher eingehen will, weil ich sonst noch zehn Stunden hier sitze.

Zum Abschluss noch meine Lieblingszitate, die euch gleich den IZO-typischen Slang, die allgegenwärtige Tiefgründigkeit und die hier vorherrschende Weirdness näher bringen sollen:
- "Gnadenlosigkeit ist die Wurzel allen Lebens."
- "Das Leben ist die Hölle, doch der Tod ist ebenfalls die Hölle."
- "Der Schmerz ist der Beweis für das Leben."
- "In deine Scheide einzudringen war sehr angenehm, aber es hat auch unerträglich gestunken."
- "Wenn mich ein Pferd berührt, töte ich es."
- "Verblute ich sehr stark?"

Mein Fazit:
Anschauen, Leute! Wer auf fernöstliche Verrücktheiten steht kommt um IZO eigentlich kaum vorbei.
Anschnallen und ab auf eine Achterbahnfahrt durch die Hölle!

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