Der Samurai-Krieger Izo wird zur Strafe für seine Schandtaten gekreuzigt, doch sein Geist lebt weiter. Er bricht zu einem Raum- und Zeit trotzdenden Rachefeldzug auf um spätere Reinkarnationen seiner Peiniger zu töten. Sein Zorn macht auch vor deren Kinder und Kindes-Kinder keinen Halt.
Izos Rache ist zugleich eine Suche nach Erlösung und eine Suche nach dem "Warum". Warum mußte er sterben? Warum ist sein Hass auf seine Feinde derart groß, daß er sogar dem Tod trotzen kann? Miike verweigert uns eine klar artikulierte Antwort, welche dem Film viel an Kraft nehmen würde.
Eine zusammenhängende Storyline sucht man vergebens. Die erste Hälfte erscheint einem wie viele aneinandergewürfelte Kurzfilme, die jedesmal in einem Duell mit mal mehr, mal weniger Swordplay enden. Miike setzt auf einen experimentellen Stil, der massentaugliche Wu-Xia-Szenen mit flackernden Stummfilm-Einlagen und dreckiger Großstadt-Optik abwechselt. Nach etwa 45 Minuten wird das zunehmend anstrengend, da viele Existenz-philosophischen Dialoge mit fernöstlichem Einschlag für Kopfschmerzen sorgen. Gerade ist man dabei, einer vorgestellten Idee auf den Grund zu gehen und Rumms! wird einem der nächste intellektuelle Hammer über den Kopf gebraten.
Aber es lohnt sich, durchzuhalten. Die Optik wird konstant besser und einzigartiger. Blutige Splatter-Szenen wechseln mit Bildern von fast überirdischer Schönheit; alptraumhafte Sequenzen, Schmetterlinge, die aus dem Hals eines Frauenkopfes herausströmen, lassen einen unwillkürlich erschauern.
Verwirrung, Abscheu und Faszination liegen bei Miike eng beiander. So begegnen wir auch immer wieder einem Gitarrenspieler, der in klassischer Theater-Manier mit leidenschaftlichem Gesang und kraftvollen Riffs seine Gedanken zum Geschehen beiträgt. Äquivalent zu Miikes visionären Bildern spricht er dabei ausschließlich in Rätseln.
In einer Nebenrolle brilliert Takeshi Kitano, seine Rolle kam jedoch definitiv zu kurz. Demnach ist "Izo" kein Film um den Groupies des schweigsamen Stars multiple Orgasmen zu entlocken.
Es geht eben nur um einen.
Um Izo.
Ein von seiner Gesamtaussage übermächtiges Werk, ist "Izo" ein Labyrinth mit mehr als einem Ausgang, aber auch mehr als einer Möglichkeit, sich für immer darin zu verirren.
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