Review

Psychoaktive Qualitätsarbeit von Filmark International Ltd., die sich unter Aufsicht von Tomas Tang Kaak-yan in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts, speziell ab etwa 1986 an für die nächsten drei, vier Jahre vermehrt um den Bekanntheitsgrad des Hong Kong Filmes verdient gemacht haben. Import und besonders Export der Werke in rauen Mengen war an der Tagesordnung, ein massiver Ausstoß in alle Herren Länder, wobei neben den USA besonders auch der europäische Kontinent mit Spanien, Griechenland, Großbritannien und eben Deutschland davon gelebt und ihre Dosis für die Videotheken spendiert bekommen haben. Heutzutage ein Überbleibsel der ehemaligen Kronkolonie, ein Hitzeschild gegen die fortschreitenden Veränderungen bis hin zu Untergang ursprünglicher Güte und Wertigkeit. Zwischenzeitlich zum großen Gelächter hochstilisiert, zum Partyfilm für alle Beteiligten, zu denen manche der Arbeiten sicherlich im Unvermögen auch gelesen werden können, und mit einer Vielzahl von falschen, unstimmigen, ausgedachten Bezügen zu Joseph Lai's IFD Film Arts und deren oft seelenloser Ware in aber erstmal grundsätzlich gleicher Idee versehen:

Mit einem illegalen Organhandel, in dem den unfreiwillig Beteiligten Nieren und Korneas in einer grausigen Prozedur entfernt werden, verdient der zwielichtige  Mr. Roy [ Louis Roth ] einen Großteil seines Vermögens. Aufgeschreckt wird er nur kurz durch eine Revolte in seinem Gefangenenlager, wobei zwei der Inhaftierten [ u.a. Eddie Chen ] die Flucht nach HK gelingt. Mr. Roy schickt seinen rechte Hand Henry [ Chiang To ] und weitere Helfershelfer in die Stadt zur Beseitigung diesen Problems los, und aktiviert selber den bereits dort befindlichen Kontakt Mr. Kwan [ Kwan Hoi-san ], der seinerseits in die Offensive geht. Währenddessen ist allerdings auch die Polizei auf den Spuren von Mr. Roy selber, darunter mit Unterstützung von Interpol in Form von Tony [ Paulo Tocha ] und Jack [ Eric Neff ] aktiv, wobei sich als erstes an einen der Käufer der Organe, den aus dem Ausland heranreisenden Mr. Foster [ Joe Redner ] gewandt wird.

Wie auch bei Lai und dessen ausführenden Kräften Godfrey Ho oder Phillip Ko wird hier eine originale Arbeit genommen und mit neuen Bezügen, mit einem anderen Rahmen und anderem oder zusätzlich erweiterten Füllungen gepolstert; die Aushöhlung des einen Kunstwerkes mit der Kreativität eines neuen Teams, quasi der neue Edit im Schneideraum, der in den besten Zeugnissen mehr als nur das erstmal schändlich titulierte copy & paste ist. Gerade im vorliegenden Fall des Clash Commando, und, was sicherlich nicht selbstverständlich ist, wird mit viel Vorstellungskraft tatsächlich etwas geschaffen, was dem Original in nichts nachsteht und sich zu diesem auch kaum in Verwendung und Bezug dazu setzt. Als idealer Ausgangspunkt wurde Szeto Lap-kwongs Actiondrama Ran for Life (1982), ein damals schon nicht auffälliges und mittlerweile völlig in Vergessenheit, in Versenkung geratenes Material genutzt, wobei tatsächlich nur die Prämisse der Flucht und einige Stationen des illegalen Aufenthaltes in HK zu sichten und der neu ausgedachten Geschichte auch gar nicht sonderlich zuträglich ist. Für die, die sich wirklich für die Materie interessieren und damit spezieller befassen, gibt es in den dortigen Bildern ein Wiedersehen mit dem damaligen Star Eddie Chen, der sich gleichzeitig mit Man on the Brink (1981) in die Top Ten des zeitgenössischen Polizeifilmes gesetzt hat und ansonsten sowieso am Puls der Aktualität, mit Cream, Soda and Milk (1981), Energetic 21 (1982), He Lives by Night (1982) oder zuguterletzt Devil Fetus (1983) ganz weit vorne in der Popularität befindet.

Deren Gütegrad erreicht der Nachdreh natürlich nicht, ist aber auch nicht daraufhin anvisiert und tut sich gut daran, seinen eigenen erfinderischen Faden zu stricken und das drumherum vermehrt zu ignorieren. Ab und zu gibt es einen Verweis auf die "Schweine", die geflohen sind, aber selbst die hiesige Polizei tut nichts wirklich, um dahingehend etwas zu unternehmen und werden die Belange der Ausgebrochenen mehr oder minder außer Betracht gelassen. Die selbständig erdachte Geschichte und die dazugehörige Handlung trägt sich nicht nur problemlos von allein, sondern schafft auch die Übergänge zum älteren Werk und die Interaktion von westlichen mit einheimischen Akteurenrelativ gut und hat im Ganzen und auch im abgeschlossen einzelnen den viel höheren und wahrhaft schöpferischen Unterhaltungswert. Zusätzlich – zu vielen Aufnahmen von Punkten der Stadt, die man heute so nicht mehr sieht und oft auch nicht mehr existiert – ein Bonus, dessen Ursprung tatsächlich am Aufwand der Umsetzung, an der zugrundeliegenden Merkwürdigkeit, die allerdings das Tempo hochhält und in der deutschen Synchronisation und dem Schauspiel sicherlich auch an den Dialogen und Monologen liegt.

Zweifellos gibt es die Unzulänglichkeiten der Darsteller, die Lacher aufgrund des Aussehens der Leute oder dem Gesprochenen, das ernsthaft sein soll, aber absurd bis hochalbern im Ansinnen schon ist. Interessanter als dies kurze Vergnügen ist aber das Bemühen des Drehteams, eine Mischung aus modernen Polizeifilm mit viel Lokalkolorit und New Wave Flair mit den phantasievollen Übertreibungen und Unwahrscheinlichkeiten des Martial Arts Genres zu inszenieren; eine Melange, die hier ausgesprochen überzeugend und bewundernswert auch im Kosten- und Materialaufwand und so diversifizierend zur Masse an ähnlichen Erzeugnissen gelingt. Ein Vertreter der alten Ära, in der das Heischen nach Höhepunkten, der Heißhunger nach Aufmerksamkeit und der Drang nach Freiheit und Unbeschränktheit, wie grotesk es auch anmuten und ausarten sollte, nach an der Tagesordnung war.

Denn Mühen und Spesen hat man sich nicht gescheut, sind nicht nur die meisten Actionszenen aus der eigenen Kasse entstanden, sondern auch verhältnismäßig sehenswert. Eine Prügelei im Park, eine Razzia im Restaurant, dazu die Autoverfolgungsjagd vor den Toren der Stadt und über deren Hügel hinab, plus anschließender (versuchter) Festnahme des Gesuchten, die für die Polizei selber recht negativ, da im überraschenden Nachteil ihrer Kräfte ausgeht. Selbst die erste größere Szene, die Flucht der Beteiligten selber wird mit erweiterten Zusätzen nachgedreht, und um gute Anteile an Ausgaben und Brutalität auch ergänzt. Überhaupt ist der Film nicht zurückhaltend, wenn es um Gewalttaten und andere Beisätze wie Kehlenschnitte, Einschüsse in den kopf, das Anzünden eines armen Polizeibeamten und fast Verbrennen des Gesetzeshüters geht; um Exploitation wie die Organentnahme eines geschundenen Leiharbeiters oder diverse sexuelle Anspielungen ist man weiterhin auch nicht verlegen.

Details
Ähnliche Filme