„Stirb Langsam“-Varianten gibt es ja (fast) wie Sand am Meer – einige von ihnen sind gut („Under Siege“), manche eher mäßig (“Sudden Death“) und etliche einfach nur mies („Deadly Takeover“), was vor allem für kostengünstig produzierte B-Film-Klone gilt. „Diplomatic Siege“ (aus dem Jahre 1999) fällt, trotz einiger guter Ansätze, in letztere Kategorie, denn das Werk von Regisseur Gustavo Graef-Marino („Instinct to Kill“) bietet leider keine wirklichen Neuerungen und enttäuscht zudem aufgrund seiner billigen und eher einfallslosen Inszenierungsweise…
Steve Mitchell (Peter Weller – „Robocop“) ist ein Computerexperte, der zusammen mit seinem Sohn Chris (Jeremy Lelliott – „Gacy“) im Auftrag der US-Regierung von einer osteuropäischen Botschaft zur nächsten reist und dort die PC-Systeme auf den neusten Stand bringt. Bei seinem Einsatz in Budapest trifft er schließlich auf seine ehemalige Liebschaft Erica (Daryl Hannah – „Spash“), mit welcher er dort zusammenarbeiten soll. Das stellt sich schnell als eine recht angenehme Sache heraus, doch während die beiden gerade ihre Affäre im Kontrollraum wieder aufleben lassen, wird das Gebäude von einem Trupp Terroristen unter der Führung des in den USA ausgebildeten Goran Mladnov (Adrian Pintea – „Vlad“) gestürmt, der mit seiner Aktion den inhaftierten serbischen Kriegsverbrecher Col. Peter Vojnovic (Uwe Ochsenknecht!) freipressen will.
Es kommt, wie es kommen muss: Zwar wird Erica von den Geiselnehmern anfangs geschnappt, doch dem unentdeckt gebliebenen Steve gelingt es zügig, sie zu befreien, worauf sie sich erst einmal innerhalb der Botschaft ein Versteck suchen. Derweil denkt der Krisenstab im Pentagon (u.a. Brion James – „House 3“) über einen gezielten Luftschlag nach, entsendet dann aber doch lieber Gen. Buck Swain (Tom Berenger – „Platoon“) mit seiner Spezialeinheit zum Ort des Geschehens. Während eine Geisel pro Stunde erschossen werden soll, ein Sturmversuch scheitert sowie sich Erica und Steve durch etliche Schächte zwischen den Wänden zwängen, tritt jedoch ein weitaus gravierenderes Problem zum Vorschein: In Zeiten des kalten Krieges hatten die USA in ihren Botschaften je eine Atombombe positioniert – und genau diese droht nun in die Hände der Terroristen zu fallen, wenn unsere beiden PC-Experten sie nicht rechtzeitig unschädlich machen können…
Ganze vier Drehbuchautoren tobten sich am Skript zu „Diplomatic Siege“ aus, kamen dabei jedoch zu keinen wirklich neuen oder interessanten Ergebnissen. Zwar ist die Idee, dass man in den Botschaften kommunistischer Länder atomare Bomben positioniert hat, um im Falle eines Krieges einen gezielten und vor allem schnellen Schlag durchführen zu können, gut und glaubwürdig dargelegt, doch das war es dann auch schon an herausragenden Attributen, welche man dem Film zusprechen kann. Ansätze sind zweifellos vorhanden, wie etwa, dass Terrorist Goran vom US-Militär und Geheimdienst ausgebildet wurde sowie sich gar mit Swain in einem Jahrgang befand – angefangen wird mit diesem Hintergrund jedoch nichts weiter, außer dass ihn Swain in einer Szene auf das „Warum?“ seiner Taten (mitsamt dem üblichen „Wie konnte es soweit kommen?“) ansprechen darf.
Kann der Anfang noch mit einer netten Entführung aufwarten, bei welcher die Zielperson mit einem auf die Haut aufgetragenen Abführmittel nach einem Handkuss auf die Toilette gelockt wird, ordnet sich der weitere Handlungsverlauf fast ausnahmslos in das bekannte Ablaufmuster ein: Es wird viel Geschossen, durch Luftschächte gekrochen, Geiseln werden zur Abschreckung hingerichtet, der vorhandene Vater-Sohn-Konflikt wird aufgearbeitet, die Einsatzkräfte vorm Gebäude sind entschlossen, jedoch eher machtlos sowie auf die Hilfe von innen angewiesen – und dann gibt es noch klassische Sequenzen, wie etwa das Vorbeischleichen an Überwachungskameras, während der beobachtende Terrorist sich gerade mit einem (Schwulen-!) Magazin ablenkt...
Im Endeffekt bietet das Skript also nicht viel mehr als eine recycelte Geschichte voller Klischees und unterdurchschnittlichen Dialogen, welche man (wie zur Verschleierung) mit blutigen Schießereien angereichert hat. Darüber hinaus gibt es in Sachen „Action“ nur noch einige recht unspektakuläre Explosionen, hauptsächlich unter Beteiligung älterer europäischer Fahrzeuge.
Die Darsteller können leider auch keinen positiven Einfluss auf die Meinung des Zuschauers ausüben: Peter Weller („Naked Lunch“) ist kein würdiger Willis-Ersatz und verbleibt im Verlauf eher blass, während Daryl Hannah („Kill Bill“) nicht viel mehr machen muss, als attraktiv auszusehen und die nicht unbedingt fordernde Rolle über die Zeit zu bringen. Mehr Spaß macht es da, Tom Berenger („D-Tox“) erneut in einer kernigen Soldaten-Rolle zu betrachten, welche er im Stile seiner „Sniper“-Vorstellungen solide ableistet. Über alle weiteren Beteiligten kann man getrost den Mantel des Schweigens legen, was vor allem für den lächerlichen und unglaubwürdigen Krisenstab gilt…
Okay, die bereits erwähnten Argumente treffen auf eine Vielzahl von B-Filmen zu, die dann doch noch halbwegs unterhaltsam sind, und als wirklich mies kann man „Diplomatic Siege“ letztendlich auch nicht bezeichnen, vor allem da eine kaum vorherzusehende Wendung kurz vorm Showdown wahrlich gelungen ist – schwach ist der Film letztendlich trotzdem, was hauptsächlich noch an einer Vielzahl schwerwiegender und nerviger Kleinigkeiten liegt:
Da wäre erst einmal Uwe Ochsenknecht, welcher als Kriegsverbrecher, der in seiner Gefängniszelle Pflanzen pflegt (!), vollkommen fehlbesetzt ist – genauso wie in einer zweiten (!!) Rolle als aktenkundiger italienischer Pizza-Bäcker (!!!). Zusätzlich verärgern nervige Fehler und Einfälle, wie dass Teile der US-Spezialkräfte mit osteuropäischen Waffen ausgerüstet sind (übrigens dieselben alten Modelle, wie sie die Terroristen nutzen), dass nasse Handtücher auf dem Kopf ausreichen, um Thermoscanner zu täuschen, dass man mit einem kleinen Handspiegel problemlos Laserstrahlen umlenken kann sowie dass sich eine Sprengladung dadurch entschärfen lässt, dass man einfach alle vorhandenen Kabel auf einmal rausrupft. Als eher störend empfand ich zudem das ständige körperliche wie verbale Knuddeln der beiden Hauptdarsteller, mitsamt einer völlig unerotischen Liebesszene, bei der man hauptsächlich Wellers Socken zu sehen bekommt. Das Ende an sich ist schließlich unfreiwillig komisch geraten, was so zwar zu etlichen Elementen des Films passt – allerdings nicht in einem positiven Sinne…
Fazit: „Diplomatic Siege“ ist aufgrund seines schwachen Drehbuchs sowie der unspektakulären und einfallslosen Umsetzung zweifellos einer der schwächeren Vertreter der fast unzähligen „Stirb Langsam“-Varianten – da hilft auch eine wirklich gute Wendung nicht viel … 3 von 10.