Oh, Mann. Wie soll man bei solch einen Film bloß anfangen? Versuchen wir es mal so:
Pro:
Die Darsteller machen ihre Arbeit ganz gut, die Protagonisten sind glaubhaft. Man sieht ihnen an, dass sie sich im Dschungel mit den ganzen Kannibalen nicht wohl fühlen. Giovanni Lombardo Radice als Mike gibt den überzeugendsten Bösewicht/Psychopathen ab, den ich seit langem gesehen habe. Der Soundtrack ist gut, nur manchmal etwas unpassend eingesetzt (Club Tropicana im tödlichen Dschungel?).
Contra:
Die Story ist absolut lächerlich. Wer würde im wahren Leben auf eine 3-Mann-Expedition durch irgendeinen Dschungel im Amazonas gehen (zudem auch noch ohne Transportmittel und Funkgerät), um die Existenz von Kannibalen zu widerlegen (Wobei auch noch eine Fotografin freiwillig dafür mitkommt. Was soll sie denn fotgrafieren, wenn es doch keine Kannibalen geben soll?)? Wer würde wie Mike freiwillig mehrere Tage mit der Truppe in einem Kannibalendorf verbringen, in dem er ein Massaker unter den Einwohnern angerichtet hat und eigentlich damit rechnen müsste, dass sich diese an ihm rächen(wie viele Drogen hat er denn genommen?)? Darüber könnte man jetzt noch ewig sinnieren, aber die Story ist ja nicht das einzig Schlimme an diesem Machwerk. Die Machart, die Dialoge, die Charaktere. Alles schon mal dagewesen, dazu extrem klischeehaft, kein bisschen originell, nicht mal besonders markant und weit und breit keine sympathische Identifikationsfigur (Im modernen Horrorfilm geht man ja grundsätzlich davon aus, dass einem die Charaktere im Gegensatz zum Blutgehalt vollkommen egal sind). Na gut, was erwartet man auch von solch einen Streifen? Ist schließlich ein Schnellschuß.
Was diesem Film aber den absoluten Todesschuß gibt, sind die Gewaltszenen, die sich durch den ganzen Film ziehen und absolut unnötig sind. Mit unnötig meine ich auf der einen Seite die Gewalttätigkeiten Mensch gegen Mensch (mal abgesehen von ihrer mit schlechten und leicht durchschaubaren Effekten versehenen Machart), die einfach nur die Laufzeit strecken und nicht wirklich viel zur Handlung beitragen (Das Essen von Joes Innereien und Mike's Gehirn; Pat's Foltertod mit Fleischerhaken (erstens: wo haben die Kannibalen die her und zweitens: warum erleidet sie den schlimmsten Tod von allen im Film, obwohl sie niemandem ein Haar gekrümmt hat?); Augenausstechen; Kastration; Hand abhacken; Frauen verprügeln etc.) und auf der anderen Seite die zahlreichen grausamen Tiermorde, die, wie ja weitgehend bekannt ist, echt sind. Ich kann ja verstehen, dass Regisseure, vor allem solche von Horrorfilmen, ihr Publikum schocken wollen, schließlich erwartet man das ja von ihnen. Da ein Spielfilm als solcher (wie auch 'Rache der Kannibalen') ein fiktives Machwerk ist, liegt das Schockieren der Kinogänger normalerweise in den Händen des SFX-Künstlers. Aber der Regisseur dieses Films, Umberto Lenzi, scheute sowohl Kosten als auch Mühen, tat es anderen Kannibalenfilmen gleich und ließ für seinen Film extra Tiere vor der Kamera töten. Diese armen Wesen können einem nur Leid tun. Lenzi meint ja heute noch, dass er genau dieses Gefühl im Zuschauer erwecken wollte. Das Gefühl, dass aber am meisten nach Ansehen dieses Films überwiegt, ist der Hass auf die gesamte Filmcrew, den Verteibern dieses Films, den Typen, die diesen Schincken als DVD verkaufen und der Hass auf einen selbst, weil man sich den Mist für 14 € gekauft hat.
Dann versteht man auch warum der Film, wie das Cover uns sagt, in '31 Ländern verboten' ist.
Fazit: absolut nicht empfehlenswert, inszenatorisch unter aller Sau, dumm und selbstzweckhaft, eine reine Geld- und Zeitverschwendung.