Review

Japan zur Zeit der Tokugawa-Herrschaft. Da sich dem Shogun – dem tyrannischen Alleinherrscher, der sich normalerweise seine Betthasen ausm Quelle-Katalog bestellt – ein Mädchen verweigert, lässt dieser das Frauenkloster, in dem sich die Holde versteckt hält, plündern und dem Erdboden gleich machen.
Die Überlebenden – eine Gruppe 20-jähriger, voll porno-mäßiger Nonnen – sinnen fortan auf Rache, weshalb sie auch einen Lehrmeister aufsuchen, den sie darum bitten, sie in die geheime Kampfkunst der Ninjas einzuführen.
Um dem Shogun bei den Eier packen zu können, müssen die Powerfrauen aber erst an seinen Leibwächtern und Handlangern – einer Heerschar aus Dämonen und mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Kämpfern – vorbei kommen, was sich als schwieriger erwartet herausstellt…

„Hääääääh!?!? Aus welchem Jahr is’ der Streifen??? Von '98!?!?!? Gibbet doch jaarnich…“
So meine ungefähre Reaktion, als ich das Herstellungsjahr dieses fernöstlichen, klingenbesetzten Metzel-Easterns erblickte.
Doch meine Reaktion hat auch so seinen Grund und zwar folgenden:
KUNOICHI ist nämlich so ziemlich komplett auf Retro getrimmt und kommt (zumindest zu Beginn) einem verstaubten Rache-Schwertkampffilm der Marke „Okami“ oder „Lady Snowblood“ gleich.
Das hochgestochene, kaum nachvollziehbare Heroik-Gesülze, die tuckigen Schillerklamotten, die schludrige Kameraführung, die teils arg trashigen FX…, ja sogar das Zelluloid wirkt verstaubt und als hätt’ man’s just nach Jahre langer Verschollenheit bei Wang Yu aufm Dachboden gefunden.
Addiert man alle Kleinigkeiten zusammen, käme für mich unterm Strich ein Film raus, der oben erwähnten Heroen der 70er-Jahre-Easterns wie aus dem Gesicht geschnitten ist… Doch der Schein trügt nun einmal.

Bei näherer Betrachtung fallen einem dann aber doch viele typische Fehler auf, wie sie einem in ach so vielen modernen asiatischen Filmen entgegen springen und wie sie nur in einem noch nicht so antiquiertem Streifen auftreten können.
1.) Der Erzählstil ist schludrig, schreitet viel zu hastig voran und lässt so ziemlich jedes Detail außer Acht.
So etwas wäre dem bekifften Zen-Schaf Okami gewiss nie passiert…

2.) Die Charaktere machen optisch zwar was her, sind aber sonst nur „Wischiwaschi“.
Auch ein typischer Fehler der Moderne: Optik hui, Tiefgang pfui!

3.) Die Anfangsmelodie ist fetziger Glam-Rock.
K, ich geb’ zu, spätestens da hätte mir ein Licht aufgehen müssen.

Hm gut, mal sehen: Außer seinem Retro-Look und neben einiger auf den Sack gehender Patzer hat KUNOICHI aber durchaus was zu bieten und zwar ein paar der blutigsten Schwertkämpfe, die mir seit langem unter die verkrusteten Äuglein gekommen sind.
Auch hier gibt’s Kopf ab mit anschließend Springbrunnen aber das ist noch längst nicht alles. Hier spritzt das Blut einige Male so fontänenartig aus allen erdenklichen Löchern, das man meinen könnte es wär’ bei Familie Blutstuhl Wasserrohrbruch.
Zwar werden wir mit derartig spritzigen Erfrischungen nur zwei-dreimal im ganzen Film beglückt, und diese belaufen sich insgesamt wiederum nur auf ca. 30 Sekunden, aber glaubt mir, diese menschlichen Rasensprenger werden euch garantiert in Erinnerung bleiben.

Ferner halten die stylischen Charaktere, die Kämpfer mit den Teufels- bzw. „Yoshimitsu“-Masken, ihre übertriebenen Posen und Fraßen und ihre ulkigen Ninja-Techniken (Augäpfel raus, Verfaulung, Nippelblitze…) den U-Wert auch einigermaßen konstant aufrecht.
Insgesamt muss man allerdings eingestehen, dass die konfuse, nur schwer durchdringbare Handlung einen Großteil an Fun zunichte macht. Da wär man mit einem etwas höheren Chill-Faktor gut beraten gewesen…

Fazit daher:
„Auge lauf! Berichte den anderen, was hier geschehen ist!“
Ganz netter Versuch alte Gepflogenheiten wieder zu neuem Leben zu erwecken, der sich, je weiter er voranschreitet, aber immer mehr als platter, seelenloser Nullapostel zu erkennen gibt. Tarantino hat’s unterm Strich zwar ein bisschen besser gemacht, aber wenn das Blut wenigstens ein paar Mal ordentlich spritzt, dann kann man als alter Hüpf-Vampir und Kung-Fu Zombie doch schon e i n i g e r m a ß e n zufrieden sein, oder…

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