Zugegeben, die vorhergehenden Dark Castle Produktionen „Haunted Hill“, „13 Geister“ und „Ghost Ship“ waren laut, platt und effektreich – aber besser als der künstlich auf Suspense getrimmte „Gothika“.
Miranda Grey (Halle Berry) ist Psychiaterin, welche viele Anstaltsinsassen wie Chloe Sava (Penelope Cruz) betreut. Zu ihren Kollegen gehört der charmante Pete Graham (Robert Downey Jr.), verheiratet ist sie mit ihrem Boss Douglas (Charles S. Dutton). „Gothika“ lässt sich Zeit mit seiner Einleitung, baut aber eine ganz nette Atmosphäre auf, die zu den Pluspunkten des unoriginellen Films zählt.
Abends will Miranda nach Hause fahren, um sich mit ihrem Gatten nach einem harten Tag einen gemütlichen Abend zu machen. Doch es kommt ein schwerer Regen auf und sie muss einen anderen Weg nehmen, bei der sie fast ein geisterhaftes Mädchen überfährt und einen Unfall baut. Immerhin ist dieses nicht wie sonst üblich spurlos nach dem Unfall verschwunden, sondern berührt Miranda mit seltsamen Kräften, aber ansonsten geht der Film ab diesem Punkt ganz klar auf Autopilot.
Nach der Berührung des Geistermädchens hat Miranda einen Blackout, um anschließend in der Anstalt zu erwachen – als Patientin. Angeblich soll sie Douglas mit einer Axt zerstückelt haben, beteuert aber ihre Unschuld. Doch in der Anstalt gehen seltsame Dinge vor, die mit dem Tod von Douglas zu tun haben...
Das größte Problem von „Gothika“ ist der Mangel an Originalität. So weiß man auf Anhieb, dass Miranda bei der Zerschnetzelung des Göttergatten maximal physisch anwesend war und ich persönlich hatte mir die richtige Lösung schon nach 30 Minuten zusammengerätselt – inklusive der originell gedachten, aber vorhersehbaren Addition eines zusätzlichen Fieslings nach der vermeintlichen Auflösung des Falles – was auch an dem Mangel in Frage kommender Figuren liegt. Denn dies ist alles recht einfach zu erkennen, wenn man einige der Mystery-Filme der letzten Jahre gesehen hat: „Gothika“ mischt schamlos Versatzstücke aus „The Sixth Sense“, „Schatten der Wahrheit“, „Ring“, „FearDotCom“ und „The Others“ zusammen ohne der Formel dabei neues beizufügen. Die paar Logiklücken des Films fallen dagegen nur bei genauer Betrachtung wirklich störend auf (wenn auch leichter als bei anderen Filmen), aber sie verschlechtern den Film in weitaus geringerem Maße als der Ideenklau.
Daher kommt leider ein nur geringes Maß an Spannung über die Filmlänge auf. Gelegentlich mag man an der Richtigkeit der eigenen Vermutungen zweifeln, doch diese stellen sich immer schnell als richtig heraus, da der Film viel zu früh derbe Hinweise auf die Lösung gibt. Die wenigen näher betrachteten Figuren offenbaren mit Pete als heimlich verliebter, treuer Seele (unterschwellige, nie ganz verdrängte Gefühle im Streit mit seiner Objektivität als Psychiater) und Chloe als gar nicht so wirklich verrückte Anstaltsinsassin zwei gut erdachte Charaktere; der Rest der Figuren stammt leider aus dem üblichen Repertoire. Der Schlussgag ist mau und hat gar nichts mit dem Film zu tun. Sicherlich ist der Film nicht so schlecht, dass man sich auf den Abspann freut, aber dieser bietet mit „Behind Blue Eyes“ von Limp Bizkit ein wirklich schönes Musikstück.
Pluspunkte kann der Film sicherlich in den Handwerkskategorien sammeln. Die im Gegensatz zu den anderen Geisterfilmen von Dark Castle sehr zurückhaltenden Effekte sind wieder sehr gut geworden und sind recht stimmungsvoll. Auch die düstere Atmosphäre der Anstalt und der waldigen Umgebung schaffen ein recht wohliges Gefühl sowie einige recht spannende Einzelszenen, die den Zuschauer dann teilweise für den mauen Plot und die vorhersehbare Auflösung entschädigen.
Halle Berry macht ihre Sache ganz ordentlich, wenn es auch irgendwie komisch wirkt, dass sie nach der Einweisung direkt von ordentlicher Haartracht auf eine Ronja-Räubertochter-Frisur wechselt (aber das ist ja eher Fehler der Stylisten). Robert Downey Jr. erbringt eine sehr gute Leistung, während Charles S. Dutton und Penelope Cruz nur ganz nett sind. Die Nebendarsteller sind allesamt recht überzeugend, aber haben kaum größere Parts.
Wirklich schickes Styling und gutes Geschick im Erzeugen von Atmosphäre können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der spannungsarme Plot von „Gothika“ komplett zusammengeklaut ist. Leider nur unterer Durchschnitt.