Also ich muss den Film mal in Schutz nehmen. Gothika erfindet sicherlich das Genre der Geisterfilme nicht neu und bringt auch keine großen Innovationen ein, aber den Film als schlecht zu bezeichnen kann man eigentlich nur dann, wenn man auf Grund der Geisterfilmwelle seit 6th Sense wirklich jeden Film gesehen hat. Dann wird's nämlich evtl. etwas langweilig.
Es ist schon dreist, Gothika vorzuwerfen, dass die Geister nicht sagen, was wie wollen. In welchem Film passiert denn das? Genau, in Keinem! Das typische Geisterfilmschema wird hier etwas verändert, in dem man das Setting in eine Irrenanstalt verlegt.
Da Halle Berry selbst eine Psychiaterin ist, die nicht an Übersinnliches glaubt, ist es interessant zu beobachten, wie sie das Erlebte verarbeitet und begründet. Der Film bleibt in diesen Schock-Szenen keineswegs "auf der Stelle stehen", wie ihm vorgeworfen wird, sondern zeigt wie der Charaktere von Halle anfängt, an die Macht des Übersinnlichen zu glauben und die alte, festgefahrene Mentalität abzuwerfen. Ich halte diese eher langsame Entwicklung für gut, da in den Konkurrenzfilmen dies immer viel zu schnell geht. Natürlich nutzt dies der Regisseur, um dem Zuschauer einen Schock nach dem nächsten um die Ohren zu knallen, alles andere wäre auch nicht sinnvoll.
Ist dieser Teil des Films abgeschlossen, bekommt man zur Abwechslung etwas Action zusehen (Halles Flucht aus dem Irrenhaus), was dem Film eine gewissen Frische bringt. Knapp 100 Minuten Horror-only wäre einfach zu eintönig.
Im Haus des Mordes angekommen fängt die Story an, sich zu entwirren und der Film wird Krimi-lastiger. Sicherlich sind ein paar Sachen vorhersehbar, das lässt sich bei überdurchschnittlicher Kenntnis der Konkurrenzfilme nicht vermeiden, die Schocks sitzen aber doch immer wieder gut. Hier kann man dem Film wahrlich nichts vorwerfen.
Dass die Schocks sitzen liegt vor allem an der vorzüglichen Optik des Films. Alles ist dunkel, düster, kalt, feucht und ungemütlich, die Atmosphäre fängt einen ziemlich schnell ein und man fühlt sich selbst recht unbehaglich im Sessel.
Die Schauspieler spielen allesamt ordentlich. Leider hat bis auf Halle Berry kaum einer die Chance, Außergewöhnliches zu zeigen, dazu ist der Film zu sehr auf Halle Berry zugeschnitten. Penelope Cruz und besonders Robert Downey Jr. haben zu wenig Screen Time.
Fazit:
Gelungener Schocker, der zwar nicht innovativ ist, aber zum gepflegten Gruseln allemal ausreicht. Atmosphäre und Optik sind top! Besser als so langweiliger Nachahmerschrott wie Echoes. 7,5/10