Review

„Logik wird überschätzt!“, das ist Halle Berry Kommentar, nachdem der Bösewicht im Finale von „Gothika“ endlich ins Gras beißen mußte.
Ja, das sollte das Motto des Films werden, denn was als ambitionierte Horrorproduktion von „Dark Castle Productions“ an den Start ging, gerät zur Studie in Plakativität, Offensichtlichkeit und logischen Fragezeichen.

Dabei hätten wir alle bei der Besetzung Großes erhofft, immerhin eine Oscarpreisträgerin, dazu Penelope Cruz und Robert Downey jr., das sollte doch für schauspielerische Qualität bürgen, wobei Regisseur Kassovitz ja eigentlich Sinn für morbide Atmosphäre hat, wie „Die purpurnen Flüsse“ streckenweise bewiesen.

Doch was haben wir hier? Schema F.
Nicht eine einzige zündende Idee wird vom Drehbuch geliefert und wenn man nicht gerade mit der dem Schicksal der Mörderin ohne Gedächtnis ausgelieferten Hauptfigur mitleiden kann, darf getrost vorgesagt werden, was als Nächstes passiert.
Da kann auch Miss Berry nichts retten, der man nicht in einer einzigen Szene die Psychiaterin abnehmen wird. Sie wirkt fachlich nicht überzeugend mit der Cruz als durchgeknallte Patientin, sie tritt Dutton gegenüber wie das letzte Mäuschen auf und daß der gemütliche Moppel ihr Männe sein soll, glaubt auch keiner. Nachdem sie per Straßenumleitung ihr unheimliches Erlebnis mit einem nackten Mädchen hat, ist sie natürlich plötzlich selbst Patientin und darf alle „Keiner-glaubt-mir“-Klischees in den üblichen Stadien der Hysterie durchleben, da sie anscheinend ihren Mann mit der Axt zerhäckselt hat.
Den Einschlag zum Geisterfilm liefern dann die üblichen Rückblenden und alle tippen sich schon ungeduldig auf die Knie, wann denn endlich rauskommt, was ihr Gatte so an Dreck am Stecken hatte, denn daß wir es mit einem extremen Fall von Kurzzeitbesessenheit zu tun haben, dürfte auch dem Letzten schon aufgegangen sein.

Die Geschichte hinter dem Mord kann dann auch endlich ein wenig mehr das Interesse des Zuschauers wecken, da sie zudem schön häppchenweise portioniert ausgeliefert wird. Dazu gehört natürlich eine Flucht aus der Irrenanstalt und Aufklärungsarbeit an anderer Stelle.
Hier kommt wirklich mal Spannung auf, da der Film hier etwas zwar nicht Neues, aber immerhin Solides bieten kann.

Das Horrormoment in diesem Film jedoch führt über kurz oder lang zu akuten Ermüdungserscheinungen, denn Kassovitz setzt fast nur auf die „Hinter-dir-steht-eine“-Schocks und die kommen in regelmäßigen Abständen immer wieder, bis sie irgendwann nicht mehr wirken. Ein, zwei davon (und nicht die ersten) sind zwar wirklich für einen Hüpfer angetan, aber daß der Film sonst außer einem atmophärischen Set nichts Gruseliges zu bieten hat, belastet schon. Die andauernden blitzreichen Gewitter machen die Klischees natürlich auch nicht kleiner und beim achten „Buh!“ sehnt man sich schon nach einer Pizza!

Als dann endlich raus ist, was der Gatte getan hat, fehlt natürlich noch ein zweiter Täter und den heben wir uns für den Showdown auf. Leider wird kein Rätselspiel draus, sondern die Sache ist so offensichtlich, daß das finale Duell (erst Rededuell, dann wird ein echtes draus) mehr belustigtes Stöhnen provoziert, anstatt irgendeine Form von Kribbeln. Hier werden dann mal wieder brav ein paar psychologischen Formeln aus der Tasche geholt, die wirken, als hätte sie ein Student im ersten Semester auswendig gelernt. Der Actionhöhepunkt schließlich ist ziemlich grob pc-generiert und verschenkt viele Chancen, wobei ich das durchgeknallte Verhalten des Täters gleich unter „beknackt“ einordnen kann.
„Das ist nicht logisch!“ führt da dann auch der Täter kurz vor seinem Ableben an und das ist tatsächlich ein Merkmal dieses Films, den man ob seines Popcorngrusels leicht übersieht.

Warum nun ausgerechnet Berry von dem Geist übernommen werden muß, um Rache zu üben, bleibt nämlich die große Frage. Anscheinend kann der Spuk nämlich flott verriegelte Türen öffnen, warum sollte er nicht auch eine Axt so bewegen können. Und warum muß er vor einer abgeschlossenen Tür kapitulieren? Stattdessen prügelt der Geist Berry durch die Zelle, damit die dann kurz darauf fliehen kann, als man ihr zu Hilfe kommt., eine ziemlich aufwändige Art und Weise.
Ferner wäre da das Problem, daß sich die Agressivität des toten Mädchens immer wieder über Berry entlädt, wohl um den Zuschauer zu verwirren, anstatt Berry um Hilfe zu bitten, was ja noch offensichtlicher gewesen wäre. Warum also die brutale Attacke unter der Dusche, wenn das auch subtiler gegangen wäre?
Wenn dann im Fluchtwagen der Geist erst Berrys Auto fast vor einen Truck fährt, um sie dann vor der weggerissenen Straße zu retten, darf man sich schon mal fragend am Kopf kratzen. Auch scheint der Besucher aus dem Jenseits mal da zu sein und mal nicht, als gäbe es im Jenseits Schichtdienst.
Da wäre es doch einfacher gewesen, mal dem Gatten selbst das Gaspedal durchzudrücken oder den anderen Täter per Übernahme zum Selbstmord zu motivieren...
Einen Anhaltspunkt dafür bietet vielleicht noch der „Sixth-Sense“-orientierte Schlußgag, aber überzeugen kann der Plot damit natürlich nicht.

Nebenbei sind diverse Dialoge auf TV-Film-Niveau dazu angetan, für genervtes Brummeln zu sorgen, vor allem Downey hat zu wenig zu tun, weil er ja noch als Alibi-Verdächtiger herhalten muß.
So muß man konstatieren, daß Kassovitz und das Skript ihr Blatt komplett überreizen, jede Szene wirkt überzeichnet und plakativ, allerdings schon platt wirkend. Oder, wenn man so möchte, sogar banal.
Natürlich kann man sich in so einen Film reinversinken lassen, vor allem wenn man keine Nerven aus Stahl hat, aber wer gerne mal einen Gruselthriller sieht, muß sich hier auf die Lippen beißen, damit er nicht vorsagt. (4/10)

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