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SPOILER
William Castle hat in den 50er und 60er Jahren das Horrorpublikum mit Filmen wie "House on Haunted hill" oder "schrei wenn der Tingler kommt" in Begeisterung versetzt. Und wo die Filme nicht ausreichten, da lies er schon mal ein Skelett an Schnüren durchs Publikum rasen oder sorgte mit Trockeneis für die nötige Atmosphäre. Ende der 90er Jahre waren es dann Joel Silver und Robert Zemeckis, die sich zusammen taten und die Produktionsfirma "Dark Castle" zu Gründen. Ihr Ziel war dabei klar definiert: Jedes Jahr zu Halloween sollte fortan ein neuer Horrorschocker des Studios rauskommen und die Fans zu Tode ängstigen. Was anfangs noch wunderbar klappte mit "Haunted Hill" wurde in den darauffolgenden Jahren mit "13 Geister" und "Ghost Ship" eher zum langweiligen Effektkino, das wenig neues bot.

Nun steht also der neue, mittlerweile vierte, Dark Castle Film ins Haus, und um ehrlich zu sein, er setzt die wenig ruhmvolle Tradition seiner zwei Vorgänger fort. Eine müde und langweilige Mischung aus Thriller und etwas übersinnlichen Einflüssen sorgen hier bei jedem sich auch nur ein wenig ihm Horrorgenre auskennt für ein 90-minütiges Dauergähnen. Dabei klingt die Geschichte vielversprechend, die Darsteller sind vom Namen her alle Garanten für ansprechende Leistungen und der Trailer lies einiges an Atmosphäre vermuten. Leider gelingt es dem französischen Ausnahmeregisseur Mathieu Kassovitz bei seinem ersten US Film nicht auch nur eine dieser Vorraussetzungen ansprechend im Film wiederzugeben.

Fünfzehn Minuten lang gelingt es dabei zunächst für Spannung zu sorgen. Man sieht die Psychologin Miranda Grey, die in einem Gefängnis für psychisch Kranke arbeitet und dort zunächst mit Zoe (Penelope Cruz), einer verstörten Patientin, ein Gespräch führt. Dann sieht man sie noch mit ihrem Mann dem Chef der Anstalt und auch ihren Kollegen (Robert Downey Jr.) lernen wir kennen. Das wurde alles noch in ganz annehmbaren Bildern eingefangen, doch dann beginnt das was wohl unvermeidlich ist. Miranda rammt bei der Heimfahrt, natürlich blitzt und donnert es wie noch mal was, beinahe ein Mädchen das auf der Straße steht, und zack kurz darauf sitzt sie selber in der Anstalt weis nicht warum oder was geschehen ist. Man wirft ihr vor ihren Mann getötet zu haben.
So weit, so interessant, doch nur Minuten später dürfte auch dem letzten Zuschauer klar sein, das die Spannung raus ist, denn der Geist des Mädchens, will unserer Hauptperson nichts schlimmes sondern deren Hilfe, was einmal mehr die Frage aufwirft warum Geister in Filmen nie direkt sagen können was sie von einem wollen, sondern das immer über zig Umwege und Andeutungen tun müssen. So ist Miranda also gezwungen aus der Anstalt auszubrechen und kommt einen gar bösen Verbrechen auf die Spur, an dem ihr Mann nicht ganz unbeteiligt ist.

Das wird aber alles ohne jeglichen Sinn für Spannung oder gar Atmosphäre erzählt, jeder einzelne Schritt der Handlung lässt sich vorhersehen, wirkt teilweise einfach nur lächerlich oder ab und an auch absolut unlogisch. Natürlich gibt es zwischendurch immer mal wieder kleine Schockmomente, die sich aber bereits lange im Vorfeld ankündigen und somit zwar für einige Kreischer beim weiblichen Kinopublikum sorgen, aber letztlich nicht nur überflüssig sind, sondern auch unpassend wirken. Anstatt sich auf die an sich beunruhigende Geschichte der Psychiaterin die innerhalb eines Augenblicks von der Ärztin zur Patientin wird zu verlassen, und dort das Potential auszuschöpfen versucht Kassovitz krampfhaft seine Protagonistin aus der Situation zu befreien und lässt sie immer wieder flüchten.

Das wirft nicht nur berechtigte Fragen über die wohl recht laschen Sicherheitsmaßnahmen in einem Hochsicherheitsgefängnis auf, sondern sorgt auch dafür, das man Halle Berry hauptsächlich dabei sieht wie sie rennt, schreit oder schreit und rennt. Ob man dafür wirklich eine Oscar Gewinnerin gebraucht hat ist sicherlich fraglich.
Gleiches gilt auch für Penelope Cruz, die sich hauptsächlich durch eine seltsame Frisur und übertriebenes Spiel hervortut und dabei ganz eindeutig keine Glanzleistung abliefert. Auch Robert Downey Jr. zeigt einmal mehr eindrucksvoll warum er es nie unter die Top Schauspieler geschafft hat und wohl auch nie schaffen wird.

Die Atmosphäre innerhalb des Gefängnisses wirkt eher lächerlich als düster und bedrohlich, da es doch mit der Zeit einfach auf die nerven geht, wenn es offenbar keinen einzigen Raum gibt in dem das Licht funktioniert und die Glühbirnen nach Belieben flackern und eher für Diskoatmosphäre als für Gruselatmosphäre sorgen. Ansonsten sind die Effekte eher auf ein Minimum beschränkt und erst am Schluss wird noch mal etwas aufgedreht, wenn sich der Mittäter des Mörders zu erkennen gibt, wobei man auch als nicht all zu erfahrener Horrorfilmschauer da inzwischen wohl längst draufgekommen sein dürfte, was dann aber leider auch wieder eher peinlich wirkt als beängstigend.

Als wenn das alles nicht schon genug wäre gibt es neben etlichen logischen Löchern und Fragen die sich einem aufdrängen (wie will Miranda beweisen das sie besessen war als sie ihren Mann ermordete, wieso verbringt das Mädchen 2 Wochen in dem Keller, wenn die Tür ganz einfach zu öffnen ist,...) auch noch den an Dämlichkeit kaum zu überbietende, inzwischen ja in jedem Horrorfilm leider üblichen, "Abschlussgag". Da dürfte die Überraschung beim Publikum inzwischen größer sein wenn es mal keinen gibt, als wenn man ihn bei jedem Film präsentiert bekommt. Wer dann immer noch nicht genug hat, wird zum Abschied auch noch mit dem unsäglichen "behind blue eyes" von Limp Bizkit aus dem Saal getrieben, das jedem Kenner des "The Who" Originals die Tränen in die Augen treiben dürfte.

So ist "Gothika" letztlich ein absolut unterdurchschnittlicher, lahmer Gruselthriller, der jegliche Spannung vermissen lässt und sich akribisch durch die Klischeeliste des Genres arbeitet. Wer in den letzten Jahren keinen einzigen Horrorfilm gesehen hat, der dürfte zumindest an manchen Stellen seine Freude haben, aber jedem Anderen kann ich von dieser Zeitverschwendung nur abraten. Vielleicht sollten Joel Silver und Robert Zemeckis lieber Mathieu Kassovtiz an ein Gestell hängen und über das Publikum fliegen lassen, das dürfte zumindest für mehr Angstmomente sorgen als dieser lahme Film. Gerade noch 3 Punkte.

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