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Mit „Haunted Hill“, „13 Ghosts“ und „Ghost Ship“ hat sich „Dark Castle Entertainment“ einen Namen im Horrorsektor gemacht. Man setzte auf leichte Kost, viel CGI und massig Schockeffekten und traf damit den Nerv des Publikums. War der Erstling „Haunted Hill“ noch ein Vorzeigeprodukt, so versanken die beiden Nachfolger schon im Durchschnitt. So entschied man sich mit der vierten Produktion „Gothika“ einen neuen Weg einzuschlagen und verpflichtete Mathieu Kassovitz, der mit „Die purpurnen Flüsse“ nicht nur in Europa für Aufruhr gesorgt hatte, als Regisseur. Zudem waren mit Halle Berry, Charles S. Dutton und Robert Downey, Jr eine Riege namhafter Hollywoodstars mit an Bord, die, nicht immer aber oft, für Qualität standen.

Dr. Miranda Grey (Halle Berry) ist in „Gothika“ die Auserwählte, die dem Horror begegnet. Sie arbeitet recht erfolgreich in einer Nervenheilanstalt, führt eine Ehe mit ihrem Chef Dr. Douglas Grey (Charles S. Dutton) und scheint sorglos, bis sie eines Abends nach Hause fährt, eine alternative Route wählen muss und einem jungen Mädchen ausweichen muss, dass mitten auf der Fahrbahn steht. Als sie von diesem verschreckten Wesen berührt wird, fällt sie in Ohnmacht und wacht drei Tage später wieder in der Anstalt auf. Nur leider auf der falschen Seite. Sie hat ihren Mann umgebracht…

Was „Gothika“ von den vorangegangenen DCE-Filmen unterscheidet, ist seine Seriosität. Denn Kassovitz geht ernster vor und setzt die Effekte bei weitem sparsamer und nicht so plakativ sein. Die erste halbe Stunde könnte sich ernsthaft ein atmosphärischer Mysterythriller entwickeln, da die düstere Anstalt in surrealen Bildern festgehalten wird und so ein klaustrophobisches Gefühl verbreitet wird – inklusive Lichtflattern, dunklen Schatten und alles was dazu gehört. Gänsehaut ist garantiert und die Prämisse ist durchaus faszinierend, besitzt ein gehöriges Potential und doch geht der Film langsam aber beständig den Bach runter.

Die Frage, warum eine scheinbar irre gewordene Psychiaterin zu ihren eigenen Patienten gesteckt wird, hinterfragt man besser gar nicht. Aber was soll man noch alles absichtlich übersehen? Da huscht der Geist des Mädchens, dessen Identität wir bald kennen lernen, des Nachts durch die Gänge. Doch anstatt mit Miranda Klartext zu reden, was sie denn nun von ihr will, schickt sie ihr mysteriöse Botschaften, die erstmal analysiert werden müssen. Bis zum Schluss wissen weder wir, noch die Hauptprotagonistin an was sie nun eigentlich ist, obwohl es jeder halbwegs intelligente Genrekenner locker erraten kann. Der einfallslose Plot gibt keine Hinweise sondern trampelt munter auf der Stelle. Wir haben Mutmaßungen angestellt, was Halle denn im Keller unter dem Schuppen finden würde und trafen vollkommen ins Schwarze. Das spricht Bände über die Story, oder?
Schauspielerisch wird Berry, wenn man mal von Rennen und Kreischen absieht, dabei nichts abverlangt. Ihr baldiger Versuch Licht ins Dunkle zu bringen, wird dank sparsamer und deplazierter Schocks völlig verschenkt. Beständig wandelt sich das Gruselvergnügen in ein filmisches Ärgernis. Später wird sogar klar, dass eine dort eingesperrte Patientin in Wirklichkeit gar nicht irre ist. Aber warum redet auch sie nur wirres Zeug, anstatt Miranda nun endlich reinen Wein über die Vergewaltigungen einzuschenken?

Spoiler!!!!


Es gibt noch eine Unmöglichkeiten in diesem Film, die beeindruckend katastrophal sind. Warum zum Beispiel entfernt der Sheriff die ganzen Beweise nicht aus dem Landhaus. Er hatte doch genug Zeit. Warum wird Halle Berry am Ende auf freien Fuß gesetzt? Immerhin hat sie ihren Ehemann zerstückelt und den zweiten Mörder nicht nur angezündelt, sondern auch noch 9mm Blei zwischen die Augen gedrückt. Warum hockte das Mädchen geschlagene 14 Tage unter der dunklen Treppe, ohne mal auf die Idee zu kommen abzudampfen?


Spoiler Ende!!!!


Über dieser Skriptkatastrophe schwebt aber immer noch Kassovitzs düstere Inszenierung und die kann immerhin etwas retten. Halle Berry ist hier sichtlich unterfordert und ehrlich gesagt frage ich mich, was sie in diesem Film verloren hat. Da hätte man auch eine 08/15 – Scream-Queen casten können. Robert Downey, Jr. kommt als Kollege gar nicht in die Puschen, Bernard Hill hat nichts zu tun und Penelope Cruz hat mit einigen blöden Sätzen und ihrem unglaubwürdigen Charakter zu kämpfen.

Fazit:
Mathieu Kassovitz, das Wunderkind des französischen Films, hätte wohl besser weiter in seinem Heimatland arbeiten sollen, denn „Gothika“ ist nur ein unterdurchschnittlicher Whodunit-Thriller auf Mysterybasis. Die düsteren Bildkompositionen sind angesichts der Stereotypen und des völlig verhunzten, löchrigen Drehbuchs der einzige Grund sich diesen Film anzutun. Na ja, vielleicht könnten Halle-Berry-Fans noch ihren Spaß haben, denn knapp bekleidet läuft sie oft genug durch die Anstalt.

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