Das grösste Ärgernis des Kinojahres 2004 war diese (von der Presse mit einigen Vorschusslorbeeren bedachte) Gurke: Matthieu Kassovitz, bekannt als Schauspieler („Die fabelhafte Welt der Amélie“) und ansonsten ein sehr guter Regisseur („Hass“, „Die purpurnen Flüsse“), gibt die ansonsten grossartige Halle Berry der Lächerlichkeit preis mit einem Drehbuch, das sohl hohl und verblasen ist, dass es einem wirklich schaudert.
Nach 15 Minuten weiss man genau, wo der Hase lang läuft; selbst Zuschauer, die den Schund zum ersten Mal sehen, können die Dialoge schon mitsprechen. Eine Beleidigung für den Zuschauer ist, dass man von der ersten Minute an ständig daran erinnert wird: „Ja, Sie sehen einen Horrorfilm! Vergessen Sie nicht, es handelt sich um einen Horrorfilm!“ Den ganzen Film über flackern die Lichter in der Psychiatrie, und draussen ist ständig Gewitter. Spätestens nach einer Stunde ging mir diese billige Effekthascherei so sehr auf die Nerven, dass ich am liebsten gegangen wäre…
Dabei war die Grundidee wirklich gut und hätte Stoff für einen spannenden Thriller geboten. Anstelle dessen sah man sich mit einer Langeweile konfrontiert, bei der selbst der mieseste deutsche Autorenfilm der siebziger Jahre im Vergleich wie ein Actionreisser wirkt. Verschenkte Möglichkeiten an jeder Ecke, eine uninspirierte, dumme Regie, grottenschlechte Darstellungen (zum totlachen: Miss Cruz, die nach Jahren im US-amerikanischen Filmgeschäft noch immer des Englischen unmächtig ist und nicht zu wissen scheint, was sie da eigentlich zu sagen hat), miserable Schnitte, für die sich jede No-Budget-Produktion schämen würde, eine billige Ausstattung und vor allem die Vorhersehbarkeit des Skripts liessen einen faden, richtig üblen Nachgeschmack zurück. Und Wut über die verschenkte Zeit und das verlorene Geld für die Kinokarte.
Ein Tiefpunkt vor allem auch, weil sich der Streifen selbst so bierernst nimmt und vorgibt, etwas zu sein, was er nicht ist. Doch was ist er eigentlich? "Gothika" ist ein C-Movie in einer A-Movie-Verpackung. Mehr nicht.