Für Frank Zagarino (Shadowchaser, Never Say Die) ist es die erste Hauptrolle und sogleich soll er in die Fußstapfen von John Rambo treten. "Ein Mann geht durch die Hölle" ist ein typischer Rambo-Verschnitt, wäre da nicht Enzo G. Castellari (Der Tag der Cobra, Die Rache des weissen Indianers), der hiermit eine seiner besten Regiearbeiten präsentiert. Tito Carpi (Der Commander, Geheimcode: Wildgänse) und Umberto Lenzi (Nightmare Beach, Cannibal Ferox) waren für das Drehbuch verantwortlich. Was an Story gespart wurde, gibt es mehr an Action und dass ist ganz schön viel. Im selben Jahr inszenierte Castellari noch den Actionfilm "Special Agent Hammer" mit Daniel Greene in der Hauptrolle. Der hat hier einen Kurzauftritt als LKW-Fahrer und auch Castellari genehmigt sich einen Cameo als Protestant, der ziemlich zu Beginn erschossen wird.
Der Journalist Frank Morris (John Phillip Law) wurde in Nicaragua vom russischen Waffenschmuggler Kariasin (John Steiner) gekidnappt. Die US-Regierung schickt John Slade (Frank Zagarino), um ihn zu befreien. Mit Hilfe seiner Kontaktperson Marta (Melonee Rodgers) gelingt es Slade seinen alten Kumpel und Ausbilder Morris zu befreien. Jedoch bekommt Slade bald Zweifel an der Mission, seine Arbeitgeber scheinen auch in der Sache mit drin zu hängen. Plötzlich wird Morris erschossen, Marta ist spurlos verschwunden und Slade ist ganz auf sich allein gestellt. Er verucht einen Ausweg aus der grünen Hölle zu finden.
Schwarzes Stirnband, freier Oberkörper und ein ganzes Waffenarsenal in Petto, das ist John Slade, ehemaliger Geheimagent der Regierung. Blondie Frank Zagarino macht in seiner ersten Hauptrolle eine gute Figur, auch in den Nahkämpfen stellt er sich nicht unbegabt an. Schauspielerisches Talent sucht man bei Zagarino vergebens, doch für solch eine Rolle reicht seine Präsenz aus. Obendrein ist Zagarino ein begnadeter Kampfsportler, weswegen man ihm einige Fights spendiert. Die sind allesamt hart und sehen gut aus, dürften aber ein wenig länger sein. In "Ein Mann geht durch die Hölle" serviert uns Castellari die ganze Actionpallete. Neben den Keilereien gibt es eine lange Verfolgungsjagd, kleine Folterungen, aber hauptsächlich dominieren die Shootouts das Geschehen. Aber hier fallen die Gegner nicht um wie eine Horde Ameisen, es exisitert eine gute Choreographie, die auch so einen hohen Bodycount zulässt. Ein paar Guerillaattacken dürfen da nicht fehlen. Oft schnappt sich Slade seine Gegner aus dem Hinterhalt, ersticht und erwürgt sie, oder bricht ihnen das Genick. Neben zahlreicher Schusswaffen, Messern, Macheten oder Minigranaten hat Slade auch eine Metallschleuder einstecken. Mit dieser verschießt er Metallkugeln oder Granaten, auf jeden Fall ist die Wirkung tödlich.
Die Action hat Castellari gut verteilt, lückenlose Unterhaltung ist schon mal garantiert. Da seien ihm einige Schnitzer verziehen, zum Beispiel die Unverwundbarkeit von Slade. Selbst wenn die Gegner direkt vor ihm stehen, wird er nicht getroffen, doch bei Slade sitzt jeder Schuss. Und auch die Dialoge wirken manchmal unfreiwillig komisch und als Oberfiesling muss mal wieder ein Russe herhalten. Jedoch bekommt man kaum Gelegenheit sich mit der Story auseinander zu setzen, welche locker auf einen Bierdeckel passt. Zum Beispiel schiebt man Slade Drogen unter und droht ihm mit zehn Jahren Haft, wenn er die Befreiung von Morris nicht übernimmt. Solche Spiele der Behörden wirken in keinster Weise glaubwürdig, immerhin sorgt diese Aktion für eine Klopperei. Natürlich bekommt es Slade bald mit einem weiteren Gegner zu tun, denn auch sein Auftraggeber hat Dreck am Stecken. Richtige Überraschungen hat "Ein Mann geht durch die Hölle" nie zu bieten, weil sich Lenzi und Carpi nur typischer Klischees annehmen. So ahnt man schon im Vorraus, wer hier ein falsches Spiel treibt, man nehme nur mal den Holländer Houtman (Werner Pochat).
Was an Castellaris Filmen größtenteils stimmig ausfällt, ist die Kulisse. Gedreht wurde nicht in einem botanischen Garten, sondern im echten Dschungel. Einzig und allein an den etwas mageren Explosionen und den recht geringen Sachschäden ist das knappe Budget ersichtlich. Ansonsten sieht "Ein Mann geht durch die Hölle" stets teurer aus, als er in Wirklichkeit war. Der heroische Score sei verziehen und die Darsteller sind auf jeden Fall ausreichend. John Phillip Law (Alienator, Overthrow - Söldner des Schreckens) verkörpert den Reporter und ehemaligen Geheimagenten Morris und John Steiner (Der Commander, Tenebrae) den Klischeefiesling Kariasin.
Die Story ist platt wie eine Flunder, der Cast besteht wahrlich nicht aus Edelmimen, aber "Ein Mann geht durch die Hölle" ist bestes B-Entertainment. Action am laufenden Band, Fights, Verfolgungsjagden, Shootouts und Explosionen, das volle Programm und Castellari erweist sich ein weiteres Mal als tüchtiger Handwerker. Authentische Kulisse, eine temporeiche Inszenierung ohne Durststrecken, er ist und bleibt einer von Castellaris Besten.