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Unter Genre-Fans gilt er als Mitbegründer des Body-Horrors, auch wenn er selbst diese Kategorisierung ablehnt: David Cronenberg. Mit radikal finsteren und ekligen Filmen irgendwo zwischen Hardcore-Splatter und Psycho-Schocker revolutionierte er in den 70ern und 80ern ein Stück weit das westliche Horror-Genre. Und ausgerechnet das Remake eines naiv-billigen 50er-Gruselstreifen gehört zu seinen härtesten Werken: „Die Fliege".

Die Prämisse bleibt gleich: Der Wissenschaftler Brundle (sympathisch nerdig gespielt von Jeff Goldblum) entwickelt eine Maschine zur Teleportation. Doch bei einem Selbstversuch gelangt eine Fliege zu ihm in die Kammer, sodass sich die DNS-Stränge von Mensch und Insekt vermischen. Hier nun geht das Remake eigene Wege: Wo der Protagonist im Original lediglich Kopf und Körper mit der Fliege tauschte, verwandelt sich Dr. Brundle hier nach und nach in ein gigantisches, schleimiges und mörderisches Insekt.

Cronenberg bleibt der Machart seiner frühen Schaffensphase treu und schockt in diesem Film mit einigen der brachialsten Splatter-Effekte, die die 80er-Jahre zu bieten haben. Deformierte und zerfallende Körper, nässendes Fleisch, grauenhaft entstellte Mischwesen und knüppelharte Gewaltbilder zeugen von der düsteren Fantasie des Filmemachers - und von wirklich überzeugenden Creature-Designern. Doch was bei „Die Fliege", wie bei vielen anderen Cronenberg-Filmen, tatsächlich so nachhaltig verstört, ist die ungewöhnliche Ausgangslage: Die Bedrohung kommt hier nicht von einer äußeren Gefahr, sondern der eigene Körper richtet sich gegen den Menschen, verwandelt sich, wuchert und zerstört sich selbst. Die Gefahr kommt aus dem Inneren und es gibt quasi nichts, was man dem entgegen setzen könnte. Diese Grundidee hat „Die Fliege" mit Cronenbergs weiteren Body-Horror-Beiträgen gemein, von „Rabid" über „Die Brut" bis zu „Videodrome": die versteckte Monstrosität des eigenen Fleisches, der eigenen Existenz, die unvorhergesehen ausbricht und sowohl Körper als auch Geist deformiert. Die Angst vor körperlicher Zerstörung durch Atomwaffen oder Krebserkrankungen dürfte hier nicht nur zufällig assoziiert werden.

Neben diesen hammerharten Ekelexzessen, die mit grandiosen Spezialeffekten daher kommen, überzeugt „Die Fliege" aber auch mit einer klugen Story, die die Gefahren genetischer Manipulation mit dem klassischen Motiv des Bad Scientist und einer überraschend emotionalen Dreiecks-Liebesgeschichte gekonnt verbindet. Auch die Figuren sind spannend angelegt, die Veränderungen der Charaktere fallen sehr überzeugend aus (Brundle wird durch die Insekten-DNS zum rücksichtslosen, gefühlskalten Egomanen, ein Macho-Mistkerl entwickelt sich überraschend zum Helden).

Und nicht zuletzt gefällt der Film mit seinem tollen 80er-Design: in unterkühlte Farben getauchte Bilder, spartanische, leicht dreckige Settings, herrlich altmodische Computertechnik - und der bombastische Soundtrack von Howard Shore, der allein ein intensives Gefühl von Bedrohung und Panik auslösen kann. Die überwältigende Choralmusik kommt besonders im grausigen Finale stark zum Einsatz, das wiederum mit seinen albtraumhaften Ekeleffekten und wahrhaft abartigen Transformationsideen sich keinesfalls vor den Blut- und Schleimorgien eines „Hellraiser" zu verstecken braucht.

Mit „Die Fliege" hat Cronenberg einen knallharten Klassiker des Body-Horror geschaffen, der seine beunruhigende Aussage in nachhaltig verstörenden Ekel-Bildern erzählt, mit so grandiosen wie abscheulichen Effekten aufwartet und seine Charaktere in jeder Minute ernst nimmt. Ein nur für Hartgesottene zu ertragender, aber eine kluge metaphorische Geschichte erzählender Albtraumtrip, den man so schnell nicht mehr vergisst.

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