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Der Verbrecher Dr. Mabuse sitzt in der Nervenheilanstalt, apathisch und dennoch ein Blatt nach dem anderen mit seinen Aufzeichnungen versehend. Seine Bande scheint nach diesen Vorgaben weiter zu operieren, was die Polizei vor die Frage stellt, wie der Weggesperrte mit seinen Mannen in Kontakt tritt. Kommissar Lohmann ermittelt.

Fritz Lang inszenierte seine eigene Fortsetzung, der Vorgänger „Dr. Mabuse, der Spieler“ war da schon über zehn Jahre her (1922). Der Kriminalfilm fährt auf seinen Ebenen einige interessante Ideen auf. Das Mysterium um den eigentlich nicht handlungsfähigen Schurken, die Rolle des ihn behandelnden Arztes und die immer noch tätige Verbrecherorganisation. Das Ziel, Terror und Angst zu verbreiten, erinnert an spätere anarchistische Bösewichte wie den Joker in Nolans „The Dark Knight“ (2008). Die immer wieder auftauchenden Themen Besessenheit und Wahnsinn schwingen stets mit und ein bisschen übernatürliche Gruselei bringt Lang hier auch noch unter. Die geisterhaften Einblendungen machen schon was her. Weniger gilt das für andere Punkte.

Die Liebelei zwischen Lilli und Kent ist wenig interessant, wenn sie für Kent auch charakterlich was zu bedeuten hat. Dennoch bringt Lilli einen mit ihrer Naivität, Sturheit oder Ignoranz schon mal zum Kopfschütteln. Die Konstellation wirkt wie eine reine Notwendigkeit. Anders verhält es sich da bei dem darstellerischen Highlight in Gestalt von Kommissar Lohmann (Otto Wernicke). Der schnodderige Polizist muss hier die Puzzlestücke zusammenführen, was ihn die gesamte Laufzeit über beschäftigt. Sogar mal für ein paar Schmunzler gut ist er der Ankerpunkt und bietet durchweg gelungene Szenen. Auf Seiten der Schurken, seien es der titelgebende Doktor oder dessen Handlager, gibt es Licht und Schatten. Mabuse und sein Stellvertreter sind durchaus charismatische Präsenzen, die Erfüllungsgehilfen sind da eher generisch oder laut. Letzteres ist generell auffällig, fangen manche Figuren doch sehr schnell an, ihre Stimme zu erheben. Es passt nun einmal in die theatralische Spielweise der Entstehungszeit, irritierend wirkt es dennoch.

Ebenso auffällig ist das Fehlen eines Scores im klassischen Sinne. Dafür gibt es Berlin als Kulisse mitsamt Dialekt hier und da. Langs Film bietet einige tolle Szenen, die für sich gesehen überaus stimmig sind. Im Dunkeln abgefeuerte Pistolen, die geisterhafte Erscheinung, eine Verfolgungsjagd durch den nächtlichen Wald oder der Fabrikbrand sehen wirklich chic aus. Die Spielereien an der Bildwiederholfrequenz gerade gegen Ende sind es hingegen nicht und lassen das Gesehen etwas alberner wirken.

„Die Seele der Menschen muss in ihren tiefsten Tiefen verängstigt werden.“

Mit einigen ansprechenden Sequenzen, einem streckenweise mysteriösen Plot und mit den Themen um Besessenheit und Wahnsinn ausgestattet ist „Das Testament des Dr. Mabuse“ ein interessanter Kriminalfilm aus den ersten Dekaden des Kinos. Gerade im Hinblick auf die Entstehungszeit sorgen die hier angestrebte „Herrschaft des Verbrechens“ und der Einblick in die daran arbeitenden Strukturen für Aufsehen. Hier und da allerdings auch etwas gedehnt und mit einer wenig interessanten Liebesgeschichte bedacht, daher reicht es zwar (bei Interesse) für eine Empfehlung, für mich aber nicht zu einer höheren Bewertung.

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