Review

Privatdetektiv: "I had a hunch - not an idea, not even a feeling, more like a rabbit punch to the base of the brain."

Die Marsbewohner stehen vor einem gravierenden Problem. Die Luft auf dem Planeten wird knapp, und wenn sich in Kürze nichts daran ändert, ist der qualvolle Erstickungstod vorprogrammiert. Der König der Marsianer (Bobby Pickett) konsultiert sogleich sein zuverlässiges Orakel Brainex (Regisseur Stanley Sheff), und dieses teilt ihm mit, daß es nur eine Möglichkeit gibt, dem Verderben zu entrinnen. Auf der Erde gibt es reichlich Luft, also muß sich jemand dorthin begeben, um die Luft einzupacken und sie zurück zum Mars bringen. Der Jemand, der mit dieser Aufgabe betraut wird, ist "the dreaded Lobster Man" (S.D. Nemeth), eine Kreatur so abscheulich, daß ihr Anblick kaum zu ertragen ist. Zeitsprung und Ortswechsel. Auf der Erde unternimmt das verliebte Pärchen Mary (Deborah Foreman) und John (Anthony Hickox) gerade eine Spazierfahrt in ihrem schicken Schlitten, als der Lobster Man in der Nähe eine Landung hinlegt. Die beiden folgen der Spur zu einer Höhle und fotografieren aufgeregt das versteckte Raumschiff, nicht ahnend, daß sich der Lobster Man währenddessen im Kofferraum ihres Wagens versteckt. Daß Außerirdische gelandet sind (neben dem Lobster Man machen noch Mombo, ein Gorilla mit grünem Raumfahrerhelm und weißen Handschuhen, sowie zwei knuffige "Space Bats" die Gegend unsicher), ist auch dem Militär in Gestalt von Colonel Ankrum (Fred Holliday) nicht entgangen. Und auch Professor Plocostomos (Patrick Macnee) erlangt Kenntnis von den mysteriösen Vorgängen. Können sie verhindern, daß der gemeine Dieb sein schäbiges Vorhaben in die Tat umsetzt?

Professor Plocostomos: "Their purpose is clear - maybe not to you, but to me."

Lobster Man from Mars ist eine Art Liebeserklärung an all die billigen, schlechten Creature Features da draußen. Der Clou dabei ist, daß der obige Plot als Film-im-Film präsentiert wird. In der Rahmenhandlung gibt Tony Curtis den erfolgreichen Filmproduzenten J.P. Shelldrake, dem aufgrund der schlampigen Versteuerung seiner Blockbuster die IRS im Nacken hockt. Jetzt kann ihn nur noch ein gigantischer Flop retten, damit er den Verlust abschreiben kann. Da kommt ihm der junge Nerd Stevie Horowitz (Dean Jacobson, Child's Play 3) sehr gelegen, der voller Stolz seinen ambitionierten Homemade-Streifen "Lobster Man from Mars" an den Mann bringen will. Shelldrake freut sich diebisch über das grottenschlechte Machwerk und denkt, daß damit all seine Probleme gelöst sind. Lobster Man from Mars nimmt sich kein bißchen ernst und versucht sich an einer rasant-campigen Gag-Parade, ohne die Vorbilder - für die man offensichtlich große Sympathien hegt - runterzumachen. Das funktioniert soweit ganz gut. Das Problem ist nur: Viele der Gags zünden verspätet oder gar nicht, und der zur Schau gestellte Humor ist etwas, nun ja, speziell. Deshalb dauerte es bei mir auch eine Weile, bis ich mit dem Humor warm wurde. Die großen Lacher blieben mir leider trotzdem verborgen, aber zum oftmaligen Schmunzeln hat es schlußendlich doch gereicht. Während solche unvergessenen "Klassiker" wie Robot Monster (1953) oder Plan 9 from Outer Space (1959) anno dazumal "passiert" sind, so macht Lobster Man from Mars bewußt einen auf schlechten Film.

Mary: "It's all very simple! Bunny men from Neptune have invaded Mars!"

Und damit tue ich mir doch ein wenig schwer. Der Streifen, so sympathisch und amüsant er auch ist, ist für meinen Geschmack einen Tick zu sehr Richtung Kult gestriegelt. Die Akteure und Aktricen spielen gegen den allgegenwärtigen Kokolores recht straight an, das heißt, sie kaspern oder hampeln nicht übertrieben rum. Aus diesem Kontrast (ernstes Spiel im Angesicht groben Unfugs) ergibt sich auch ein gewisser Witz. Dazu kommen dann noch die haarsträubenden Spezialeffekte, die grenzdebilen Dialoge und die bescheuerten Aktionen sämtlicher Beteiligter. Der Lobster Man, unser außerirdischer Antagonist, ist eine von Kopf bis Fuß lachhafte Kreatur, gespielt von einem Mann im Gummikostüm. Ähnliches gilt für den Gorilla, eindeutig eine Hommage an den lustigen Affen in Robot Monster. Die Weltraumfledermaus wiederum ist eine Stoffpuppe, die so drollig ist, daß man sie einfach lieben muß. Mit seiner Waffe kann der Lobster Man Menschen vaporisieren (ein Vorgang, der nur einmal gezeigt wird, dafür jedoch sehr cool aussieht), bis nur noch das blanke Skelett übrig bleibt. Ein paar Modelle, schwebende Gegenstände, ein explodierendes Miniaturhaus, die Geburt einer "Space Bat" (eine Handpuppe platzt Alien-style aus einem Bauch heraus), der Zerfall eines Kopfes sowie zahlreiche grellgrün eingefärbte Lobster Man-POV-Sequenzen runden die charmant schlechte Effektpalette ab. Daß es diverse In-Jokes gibt (u. a. auch an Waxwork, da hier ebenfalls ein Riese in Kombination mit einem Zwerg in Erscheinung tritt) und die Figuren vor Klischees nur so triefen, muß man wohl nicht weiter erwähnen.

John: "Can't we discuss this like gentlemen? You don't want to eat Mary, she's got skinny legs, thin bony arms, flat chest."
Mary (entrüstet): "He gets the message, John!"


Keine Frage, ich mag den billigen Streifen. Er hat das Herz am rechten Fleck, ist - wenn man sich darauf einläßt - sehr unterhaltsam, und Fans alter, trashiger Science-Fiction-Monster-Heuler sollten voll auf ihre Kosten kommen. Neben dem skurrilen Lobster Man schlägt sich auch die Cast beachtlich. Vor allem Patrick Macnee (The Avengers aka Mit Schirm, Charme und Melone) als leicht zerstreuter und ein wenig verrückter Wissenschaftler agiert in Top-Form und zelebriert seine Texte mit Gusto; man merkt ihm förmlich an, wie viel Spaß ihm diese Rolle bereitet. Deborah Foreman (Waxwork, April Fool's Day) ist entzückend wie immer, und auch Anthony Hickox (Regie u. a. bei Waxwork, Hellraiser III: Hell on Earth und Warlock: The Armageddon) kommt sympathisch rüber. Der große Star, Tony Curtis (Spartacus), kassierte für die paar Minuten Screen Time satte einhunderttausend Dollar. Ursprünglich war angeblich Orson Welles (dem auch der coole Filmtitel einfiel) für die Rolle vorgesehen, doch der verstarb leider vor Drehbeginn. Zwischendurch taucht immer mal wieder (eine Art Running Gag) ein abgebrühter Privatdetektiv (Tommy Sledge) auf, der sowohl das Publikum als auch die Protagonisten mit sinnlosen Wortspenden beglückt, und in einer kleinen Nebenrolle ist Caroline Beil (Ich bin ein Star, holt mich hier raus!) zu sehen. Unterm Strich ist Lobster Man from Mars somit nicht der genial-schräge Kultfilm, der er gerne wäre, aber ein vergnüglich-phantasievoller, mit vielen aberwitzigen Ideen gespickter Camp-Spaß ist er allemal. Für ein Double Feature bietet sich übrigens perfekt Richard Griffins Atomic Brain Invasion (2010) an.

Professor Plocostomos: "If you were a lobster man, would you go into a haunted house surrounded by hot springs?"

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