Auch der gute Al Adamson hat sich mal im Rape´n Revenge versucht. Hier ist ihm ein durchaus ansehnliches B-Movie fernab aller Trash-Eskapaden und sonstigen Albernheiten geglückt, weshalb "Jessi´s Girls" eindeutig zu seinen besseren Werken gerechnet werden muss.
Die Story: Eine junges Paar wird im Nirgendwo von einer Bande überfallen. Während der Mann ermordet wird, vergehen sich die Kerle an der Frau, die jedoch schwer verletzt überlebt, um zunächst bei einem Einsiedler das Schießen zu erlernen und dann mit mehreren vom Weg abgekommenen, gesetzesbrüchtigen Damen ihren persönlichen Rachefeldzug anzutreten...
Die Idee, Rape´n Revenge mit Western zu kombinieren, war 1975 sicher nicht die Schlechteste. Adamson inszenierte dabei so schnörkellos wie gradlinig, wenngleich die ganz originellen Ideen leider ausbleiben. Dennoch kam ein Stückchen kerniges Grindhouse-Kino zustande, wie es der geneigte Fan selbst heute noch gerne sieht. Dem Bahnhofsmetier treu geblieben, wurde fehlende Handlung mit allerhand Softsex und nackter Haut kompensiert.
Neben einer grimmigeren Atmosphäre hätten auch einpaar Härten dem Gesamtergebnis gut zu Gesicht gestanden. Auch wären ausgefeiltere Profile des Outlaw-Quartetts kein Fehler gewesen, weshalb die Charakterzeichnung leider ziemlich banal ausfällt. Die Darsteller sind genug damit beschäftigt, ihre Texte fehlerfrei aufzusagen, wobei sich das Ensemble jedoch bestens in diese Art von Hinterhofkino einfügt.
Fazit: Durchaus annehmbarer Rachewestern aus der humorfreien Ecke. Bisweilen gar nicht mal unspannend umgesetzt, kann zumindest der Fan des unterschlagenen Filmes einen Blick riskieren. Wer Western-Sleaze wie "The Scavengers" oder "The Hot Spur" mochte, der liegt auch hier nicht ganz verkehrt. 6 von 10 Punkten.