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Allein vom Titel ist sofort offenkundig, was für eine Art von Film sich hinter Chinese Midnight Express verbirgt; dazu ist die Verweisung auf Alan Parkers 12 Uhr Nachts – Midnight Express zu augenfällig. Prison Flicks haben dann auch in Hong Kong ihre Geschichte; in der späten Neuzeit begann natürlich mit Ringo Lams Prison on Fire [ 1987 ] eine neue Ära dieses Genres, in der sich dann auch durchaus prominent besetzte Vertreter bereiterklärten, die schwedischen Gardinen mal von innen zu betrachten. David Lams Women's Prison [ 1988 ] als die feminine Variante davon, Jail House Eros [ 1990 ] mit Cat 3 Sex und Fantasy aufgepeppt, Kevin Chus Island of Fire [ 1991 ] die Action – Version mit Staraufgebot, die übliche Fortsetzung Prison on Fire 2 [ 1991 ], den B – Film Jail of no Return [ 1994 ] und der nächste Kevin Chu Ausflug Jail in Burning Island [ 1997 ] sind da nur einige Beispiele.

Während der letztere die ganze Szenerie eher mit Trash und Pulp anreicherte und mit mehreren Shootouts spickte, so ging Regisseur Billy Tang mit seinem zeitgleich entstandenen Werk schon wieder in die ernstere Richtung; ohne allerdings als vollwertiges Drama wie noch bei Ringo Lam ein Jahrzehnt zuvor zu überzeugen.
Dafür ist nicht nur der Schauplatz mittlerweile zu oft benutzt, sondern man richtet sich vom Skript her wirklich nur an die Kenntnisse des Genres, filmt die Umsetzung mehr passiv ab und trifft dabei öfters auch nicht den richtigen Ton.
Das einzig wirklich positive Merkmal, weswegen man sich die Arbeit auch mal ansehen sollte und überhaupt ins Bewusstsein des Zuschauers gelangt, ist dann auch die Besetzung des A – List actors Tony Leung Chiu Wai. Welcher hier zwar sehr fehl am Platze wirkt und auch einige Fragen bezüglich der Beteiligung aufstellt, aber dennoch derjenige ist, der den Stoff trägt. Ganz alleine.

Leung spielt den Reporter Chin Ahn, der noch idealistisch seinen Tugenden Anstand, Ehre, Moral, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit folgt und dies auch in seinen Artikeln nicht nur durchscheinen lässt, sondern daraus seinen ganzen Antrieb zieht. Seine neuesten Reportagen beschäftigen sich mit der Korruption der Polizei allgemein und von Inspector Chiang Yiu Joe [ Ben Ng ] speziell. Dieser ist wenig begeistert, versucht den unbequemen Schreiberling zu kaufen, setzt dann dessen Kündigung durch und platziert zudem noch Drogen in dessen Haus. Ahn wird verhaftet, auf der Wache verprügelt und mit Gefahren für seinen kleinen Bruder und seine Mutter bedroht. Angesichts diesen Drucks gesteht er die nichtbegangenen Taten und wird zu drei Jahren Haft verurteilt.

Die Vorgeschichte ist knapp gehalten und zeigt schnell und eindrücklich die Repressalien der Gesellschaft auf, in der der sittsame Ahn nichts entgegenzusetzen hat und gnadenlos untergeht. Er hat sich nicht angepasst; konnte dies auch gar nicht, weil es gegen alles sprach, was ihm heilig ist. Das selbe Problem hat er auch hinter Gittern, in der genau die gleichen Machtstrukturen nur auf kleinerem Raum gelten. Hier sind die Regeln nur wörtlich ausgesprochen statt konkludent aufgestellt; bei der Einweisung wird einem bereits gesagt, was man zu tun und was man zu lassen hat statt einem „Hinweise für richtiges Benimm“ zu erteilen. Auch hier funktioniert alles über Herrschaft und Einfluss; der Status als wichtigstes Element, Geld als Mittel zur Verbesserung des Lebensstandards. Ahn befindet sich jetzt nicht ausserhalb einer käuflichen Gemeinschaft und berichtet nur external darüber, sondern ist mittendrin; komplett den Wirren und Zwängen ausgeliefert. Wenn er es jetzt auch nicht lernt, die Vorgaben zu beachten, sich anzupassen und das Spiel mitzuspielen, kann er nirgends mehr hin. Er ist bereits am Ende angelangt.

Regisseur Tang und seine Autoren Chau Ting und Lee Siu-Kei wissen dann auch, wie die Gesetzmässigkeiten des Genres heissen und halten sich bis auf den letzten Schritt genau an die anscheinend vorgeschriebene Reihenfolge. Die Aufnahme ins Gefängnis als Bekanntmachung mit dem nun folgenden Prozedere, die Leibesvisitation, die Einkleidung, das Versehen mit einer Nummer statt dem Geburtsnamen, das kollektive Verprügeln des Neuankömmlings durch die Alteingesessenen sowie natürlich auch die ersten Annäherungsversuche unter der Gemeinschaftsdusche. Kennt man alles, sieht man auch in den vorherigen und sicher auch in den nachfolgenden Fassungen; die Abwandlung dieser speziellen Ausgabe ist dann wirklich nur darauf beschränkt, dass man die Darsteller austauscht. So richtig Innovation bringt man allein dadurch natürlich nicht ein, zumal die hier aufgebotene Schauspielerregie ausser eben Leung aus lauter Stereotypen besteht, die genauso spielen wie immer.
Vor allem Lee Siu-Kei, Ben Lam, Ben Ng, Frankie Ng Chi Hung, Ng Man Tat und Elvis Tsui Kam Kong agieren nicht anders als sonst; was sie zwar auf den ersten Blick zuordbar macht und sicherlich die Identifikation bzw. die Aufteilung in Gut, weniger Gut und Böse sehr einfach gestaltet, aber mitsamt der narrativen Konvention das Geschehen viel zu sehr transparent und vorhersehbar macht. Man folgt der Handlung nur distanziert; schreitet mitsamt dem Drehteam ohne grössere Anteilnahme die Vorschriften von A über B nach C ab und versucht den ständigen Déjà - vus wenigstens etwas abzugewinnen.
Selbstredend ist das koscher gefilmt, aber eben viel zu bekannt und vertraut, als das es durch die solide Präsentation noch Begeisterung hervorrufen kann.

Nun weiss man als Zuschauer auch nicht so richtig, ob man sich dann über einige Jamais - vu - Erlebnisse freuen sollen; die durch ihre Absurdität nun eher nicht so wirklich in ein Dramasetting passen, aber über die verfremdete Wahrnehmung der Umgebung zumindest etwas auslösen. Sei es auch nur die Störung der sonstigen Schicklichkeiten. So ist jemand unter den Gefangenen, der deswegen „Three legs“ genannt wird, weil sein Glied dermassen gross ist, dass es fast auf dem Boden schleift. Mehrere Anspielungen und Witze entspinnen sich jetzt um dieses körperliche Merkmal; wenn dazu noch die chargierende Illustration seines Verkörperers Elvis Tsui und der wie immer laute Ng Man Tat dazu kommt, hat man eben für kurze Momente etwas, mit dem man mehr anfangen kann. Das Gleiche gilt für das seltsame Beharren des Kameramannes, den Wärter „Inhuman“ [ ? ] ständig so zu filmen, dass dessen Augen durch die heruntergezogene Schirmmütze verdeckt werden und man ihn so wirklich seiner Seele beraubt. Man driftet nicht nur dabei immer etwas sehr in Banalität und gleichzeitig Überzeichnung ab; etwas, dass wiederum nicht zu einem Darsteller wie Tony Leung passt. Der dann noch mehr wie ein Fremdkörper wirkt; aber nicht als Figur am falschen Ort, was ja der Zeichnung des Charakters entgegenkommen würde. Sondern als Akteur im falschen Film; wodurch auch seine Leistung durch die primitive Bühne nicht den sonstigen Glanz erreicht. Jedwege noch vorhandene Subtilität wird dann noch durch einen undankbaren voice over zerstört, der alle Fragen und Ansätze von Zwei- und Mehrdeutigkeit prompt abklärt.

So hangelt man sich mehr schlecht als recht über die Laufzeit; wird nicht so langweilig, dass man Ausmachen will, aber reizt einen auch wenig zum Weiterschauen. Etwas Bewegungsfreiheit wird dadurch erlangt, dass man den weiteren Weg von Ahns Freundin Jess [ Pinky Cheung ] und ihre Probleme mit Cop Joe ausserhalb anskizziert; sowie auch ihre Anbandelung mit dessen ebenfalls korrupten Kollegen mit Herz Wan Chi-Hoe [ Vincent Wan ]. Interessieren tut dies nicht wirklich, aber es wechselt die Schauplätze und Mitstreiter aus, wofür man dann durchaus dankbar ist. Obendrein wird diesen umrandeten Szenen ein gewisses künstliches Aussehen verliehen, das einen guten Kontrast zum eintönigen Knastleben abgibt.
Wenn am Ende beide Welten aufeinanderprallen, wird auch sogar noch die Spannungs- und Intensitätskurve angezogen, aber ist auf die letzten 15min sicherlich etwas zu spät. Bis dahin hat man das meiste Wohlwollen schon verspielt, da man sich nicht entblöden konnte, sehr viel zu eindimensionalisieren, letztlich die Gemeinschaft im Gefängnis zu idealisieren und den Weg Ahns zu verherrlichen. Alles, was Lams Film nicht nötig hatte und ihn deswegen trotz der identischen Themen viel gelungener machte.
Wer das Genre an sich mag, findet hierbei sicherlich auch sein Vergnügen und darf sich dann auch auf die 2000er Fortsetzung freuen; in der Francis Ng als Triadenanwalt den Strafvollzug kennen- [ und lieben ? ] lernt.

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