Trotz großer Erwartungen scheiterte „Buckaroo Banzai“ an der Kinokasse, Regisseur W.D. Richter und Drehbuchautor Earl Mac Rauch arbeiteten danach nur noch selten, doch später entwickelte sich das eigenwillige Werk zum Kult.
Kleine Brötchen backt der Film jedenfalls nicht, gerade was den Helden angeht: Buckaroo Banzai (Peter Weller) hat nicht nur einen abgedrehten Namen, er ist auch noch brillanter Wissenschaftler, Hirnchirurg, Rockstar und Actionheld in einem, der mal eben auf Forschungen seines Vaters basierend die 8. Dimension entdeckt und danach mit seiner Band, den Hong Kong Cavaliers, auf Tour geht. Achja, Star einer eigenen Comicreihe ist Buckaroo Banzai auch noch, womit Drehbuchautor Rauch wohl alles, aber auch wirklich alles, was er für cool hielt, in eine Figur stopfen wollte.
Blöd nur, dass sich in der 8. Dimension böse Aliens (rot) verstecken, was wiederum gute Aliens (schwarz) zornig macht. Denn die roten Aliens wollen nun Buckaroos Forschungsergebnisse um eine Invasion vorzubereiten, was die schwarzen Aliens verhindern wollen – notfalls durch Zerstörung der Erde. Man kann es als Kalter-Krieg-Symbolik lesen, dass die Roten die Bösen sind, andrerseits vermeidet der Film Hurra-Patriotismus und die Zerstörung der Welt wollen die schwarzen Aliens genau dadurch verursachen, dass sie einen Atomkrieg zwischen Ost und West entfachen – womit der Film beinahe schon pazifistische oder zumindest gegen Atomwaffen gerichtete Gedanken fördert.
Angeführt werden die auf der Erde befindlichen Rot-Aliens von Dr. Emilio Lazardo (John Lithgow), einem früheren Kollegen Buckaroos, der bei früheren Forschungen mit dem Kopf in die 8. Dimension getunkt wurde und dann zum Lord John Whorfin wurde oder der von ihm Besitz nahm, das macht der Film nicht so ganz klar. Auf jeden Fall heißt es dann Good vs. Evil mit Zeitlimit, denn die schwarzen Aliens stellen Buckaroo (wem sonst?) ein Ultimatum…
Man muss sich seiner Sache damals schon ziemlich sicher gewesen sein, denn an sich ist „Buckaroo Banzai“ nichts weiter als konfuser Blödsinn, gerade schreiberisch. Penny Priddy (Ellen Barkin), Buckaroos späteres Love Interest, wirkt vollkommen deplaziert in der Handlung und versucht bei ihrem ersten Auftritt aus unerfindlichen Gründen Suizid zu begehen, die Pläne und Motive von Gut wie Böse sind mit schwammig noch nett beschrieben und wirklich großen Sinn will die atemlose Hatz durch Szenen und Motive nicht machen, weshalb die Regie dann stetig auf die Tube drückt, damit sich keiner langweilt oder das Gesehene gar hinterfragt.
Doch die Macher hatten vollstes Vertrauen in ihr Produkt, kündigten in bester Bond-Tradition gleich ein Sequel im Abspann an: „Buckaroo Banzai vs. the World Crime League“. Das kam aber nie, da der Film an der Kinokasse wie eine Bleiente unterging. Was nicht ganz unerklärlich ist, denn allem Enthusiasmus der Macher zum Trotz ist „Buckaroo Banzai“ über weite Strecken reichlich bekloppt, angefangen bei den Unmengen von Jobs der Hauptfigur (der natürlich überall der Beste ist) bis hin zu seinem Fanclub, der in Endschlacht mitmischt, darunter sogar ein Kind, das aber von Papi, Buckaroo und den Hong Kong Cavaliers eine Wumme in die Hand gedrückt bekommt – in den 80ern waren Kindersoldaten und Jugendgewalt anscheinend noch keine Themen.
Auch actionseitig sind die Ballereien und Schauwerte des Films bloß Hausmannskost, doch irgendwie hat der Film Charme, was den späteren Kult ansatzweise erklären mag. Denn es gibt charmante, handgemachte Tricks en masse, von Alienmasken bis hin zu Modellraumschiffen, der Film ist bunt poppig und bis zum Anschlag mit ziellos durch die Gegend geworfenen Referenzen vollgestopft: Thomas Pynchon wird ebenso zitiert wie frühere Alieninvasionsfilme, Westernkleidung (bei einigen Mitgliedern der Hong Kong Cavaliers) trifft auf 80er Jahre Chic und den Abspann untermalt eine Art Musikvideo. Kurzum: „Buckaroo Banzai“ ist das reinste Chaos, aber dabei nicht unsympathisch.
Für die Schauspieler ging das „Buckaroo Banzai“-Debakel glimpflicher aus als für Regie und Drehbuch: John Lithgow, Christopher ’Doc Brown’ Lloyd, Vincent Schiavelli und Dan Hedaya mischen auf Fieslingsseite mit, während bei den Hong Kong Cavaliers „Highlander“-Schurke Clancy Brown und ein am Karriereanfang befindlicher Jeff Goldblum mitspielen. Ellen Barkin sollte trotz ihrer Wegwerfrolle als hysterische Blondine in diesem Film später mit „The Big Easy“ punkten und Peter Weller, der die im Grund genommen lächerliche Hauptrolle erfreulich souverän managet, hatte immerhin „RoboCop“, auch wenn es nie zum großen Starstatus reichte.
„Buckaroo Banzai“ ist ein Unikat, gänzlich bescheuert und inkohärent, da brauchte es schon viel Selbstvertrauen (und dicke Eier) das Teil für den nächsten Superhit zu halten. Das Floppen an der Kinokasse so wie den späteren Kult kann man sich durchaus erklären, denn großes Kino ist das hier definitiv nicht, in all seiner Idiotie und seiner überbordenden Kreativität interessant-kurioses Videothekenfutter, trotz all seiner Mängel.