Bill Lau [ Francis Ng ] und Chiu Kwai-shing [ Simon Loui ] kennen sich seit frühester Jugend, sind zusammen über die Grenze nach Hongkong geflüchtet und haben sich dort mehr recht als schlecht durchs Leben geschlagen. Bis zum 9.6.1999, als sie sieben Leute in einer Wohnung in Guangdong töten. Die Polizisten Wong und Tung [ Yu Rong Guang ] schreiben die Fahndung aus…
Obwohl als extrovertierter Akteur durchaus für Cat 3 Ware geeignet, hat Francis Ng nie wirklich in einem Film dieser speziellen Sorte mitgespielt, zu der bestimmenden Zeit noch vermehrt in B – Action rumgeturnt oder vielleicht mal den Nebendarsteller gegeben. Den Höhepunkt des Genres um 1992/93 rum also verpasst, 1999 schien wohl das geeignete Jahr zum Aufholen zu sein.
Never Compromise sieht dann auch dementsprechend wie ein Nachzügler von Untold Story, Daughter of Darkness, Brother of Darkness, Diary of a Serial Killer etc. aus, nur dass hier im Kollektiv in Verbrechen verstrickt wird.
Mit Regisseur und Autor Bosco Lam hat er auch einen Mann an Bord, der nach Underground Banker, Spike Dring Gang und A Chinese Torture Chamber Story reichlich Erfahrung mit dem Material, allerdings keinen richtig ernstzunehmenden Film oder gar einen Hit vorweisen kann.
Auch dieses Werk sollte weitgehend untergehen, der Bekanntheitsgrad schlägt nicht gerade Bände. Was vielleicht speziell für Ng auch besser so ist, denn die Güteklasse lässt auch zu wünschen über und bleibt bei purem Mittelmass. Wenn nicht noch etwas darunter.
Auch werden die früheren Gewaltexzesse nicht erneuert oder gar weiter getrieben, so dass sich unabhängig von der Qualität auch kein heimlich gesonderter Ruf ergibt und auch „nur“ das Cat 2b rating verliehen wurde.
Aufgezogen wie ein true crime Film, aber nicht auf realen Fakten basierend wird mit der Trauerfeier und der Tat gleichermassen begonnen; in abwechselnden Zwischenschnitten bekommt man Ursache und Wirkung zu sichten, wobei das hauptsächliche Regiemerkmal hierbei auf Überzeichnung des Geschehens liegt. Bei der „Hauptattraktion“ der Prämisse reicht eben nicht aus, durch die Schaltung allein genug Wirksamkeit herauszuholen, auch lässt man die bei der Beerdigung getragenen Fotos der Getöteten symbolisch auf dem Boden zersplittern. Aus dem Leben gerissen.
Dazu ein aggressiver, missklingender Score, der vornehmlich für das meiste Unwohlsein des Vorspanns sorgt.
Sicherlich macht man hiermit erstmal Eindruck; es wurden keine Worte gewechselt, die bildhaften Motive sprechen für sich. Die Gewalt kommt nicht allein durch die Brutalität der Tat, sondern vornehmlich auch die Anzahl der Opfer. Sowie dass kein Motiv gegeben ist, kein Hinweis einer Gefahr und anscheinend auch kein Anlass. Der zweite Täter wird ebenso wie die Anwesenden von dem Ausbruch seines Partners überrascht und ist gleichfalls geschockt von dessen Kaltblütigkeit und Skrupellosigkeit.
Die schnell anberaumte Jagd auf die Mörder leitet die Polizeiarbeit ein, die einen grossen Bestandteil im Film einnimmt, fast die Hälfte wird Platz geschaffen für die Jagd nach den Verbrechern; die Suche nach der Identität selber ist rasch erledigt. Neben der Ursachenforschung und Porträtierung der Kriminellen entwickelt sich so ein zweites festes Element, welches wohl vornehmlich für die dramaturgischen Spannungsmomente sorgen soll. Die Hauptstruktur liegt aber natürlich bei den Tätern und wie üblich in dem Genre damit auch den unterbrechenden Rückblenden, die als Ganzes eine Art Mantel für den speziellen Massenmord ergeben sollen.
Die Vorgeschichte konzentriert sich einzig auf die bisher begangenen Delikte und versucht über diesen Weg, eine erklärende Anamnese abzugeben; welche aber letztlich eher schwammig ist und dadurch reininterpretiert werden muss.
Man zeigt das Fehlverhalten auf und nimmt es als gegeben hin, es hat sich seit beider Kindheit auch nichts geändert.
Keiner von beiden wurde speziell getrietzt, das Elternhaus ist aussen vor, die soziale Umgebung hat ihnen auch nichts getan.
Bill handelt halt so, weil er sich nichts gefallen lässt. Oder es ihm auch Spass macht. Oder es der einfachste Weg ist. Oder alles zusammen addiert. Weil halt.
Deswegen raubt er auf der illegalen Immigration nach HK seine Mitbegleiter aus, alles fast mittellose Flüchtlinge wie er selber. Deswegen tritt er seinen Vorarbeiter die Treppe herunter, nachdem ihn dieser nach Kartenspielen auf der Arbeit gefeuert hat. Deswegen wartet er nach dem Überfall auf einen Juwelierladen auf den verfolgenden Polizisten und verletzt diesen dann mit einer Bombe. Deswegen legt er mitten in der Flucht erstmal eine Rast ein und schlägt sich wie ein Halbverhungender den Bauch voll, während sein Mitstreiter mehr als unruhig im Wagen wartet.
Warum Shing nicht mal aktiv wird ?
Ebenfalls weil ihm das Skript keinen Grund dafür schreibt.
Die anschliessenden 12 Jahre im Gefängnis wird überflogen, wodurch sie genau geschnappt wurden auch; Bill und Shing dürfen jetzt zumindest die 80er Jahre Perücke abnehmen.
Da man sich weiterhin darauf beschränkt, Tatsachen wiederzugeben und zudem auf der anderen Seite die Polizeiarbeit anzieht, ergibt sich zusäzlich zu der kurzen laufzeit eine stramme Narration, wodurch der Film plus dem gelungenen Wechselspiel der Parteien seinen einzigen Reiz bezieht.
Richtig sinnig ist das Kompetenzgerangel unter den Ermittlern zwar nicht – da die Übernahme von HK an China bereits erfolgt ist, streiten sich hier ein Ortsansässiger und einer von Interpol um die Voherrschaft -, und auch der Disput um das vermeintliche Motiv der Tat [Drogenhandel oder Waffenhandel] interessiert sie nach eigenen Aussagen nicht, wird aber trotzdem durchgezogen.
Die Ermittlungsarbeit der Hintergründe ist auffallend aktiver als die eigentliche Ergreifung; die Polizisten haben als Fragensteller eher die beobachtende Kriminologenrolle inne als die der integrierten Verbrechensbekämpfer.
Hier und da stösst man dann doch einzeln oder gemeinsam auf die Fährte der sich Versteckenden, woraus ein Plan zur Erfassung gesponnen und die Intensität mal angezogen wird; die nunmehr eingeblendeten Zeit- und Ortangaben ziehen das plötzliche Tempo bis zur Auflösung an.
Was neues ergibt sich daraus nicht, aber damit hat jetzt auch keiner mehr gerechnet; als Psychogramm ist es ja sowieso durchgängig etwas dünn und auch abseits von kein Sex und kaum Violence unspektakulär gefilmt. Wenig zu sagen und wenig zu zeigen. Dennoch sind die darstellerischen Leistungen angesichts des Materials durchweg in Ordnung, nur Ng übertreibt viel zu sehr in der Mimik und scheint fast zur Parodie übergehen zu wollen.
Ein anderer Regisseur hätte sich neben weiteren Sachen auch darum gekümmert.