"I don't want to look like a heavy-footed English-man tramping around in the woods." ~ Douglas Fairbanks
Obwohl mehr oder minder direkt als Vorläufer von und Inspiration für Michael Curtiz' und William Keighleys Robin Hood, König der Vagabunden (1938) geltend, und dieser selbst auch eindeutig mit zu den bekanntesten und gleichzeitig am meisten wertgeschätzt zählenden Bearbeitungen um die Sage um den Freiheitskämpfer gehört, ist die hiesige Erstschrift im Geiste heutzutage recht übersehen und nur dem kleinen Kreise bekannt und wird bei regelmäßigen Nennungen auch zuweilen nicht erwähnt und nicht aufgezählt. Zwar ist auch hierbei die Qualität der Adaption nicht in Frage gestellt, und wäre theoretisch die Distribution des Werkes aufgrund seiner mittlerweile eingetretenen Zugehörigkeit zum Public Domain weitreichend gegeben, ist das Medium des s/w- und auch noch Stummfilmes schon lange nicht mehr aktuell und auch nicht in der Nachfrage danach liegend und hat man sämtliche Generationen an den nachfolgenden Vertreter mit seiner Technicolor Farbenpracht, der Abenteuer- und Spielfreude und der cineastischen Dynamik abgetreten. [Es gibt mittlerweile auch Bearbeitungen, die den Film 'synchronisieren', also die vorhandenen Texttafeln streichen, und die Lippenbewegungen der Darsteller nachträglich mit Monolog und Dialog und damit Erzählton versehen; durch diese 'Kürzungen' wird der Film auch auf knapp über 100min reduziert.]
So quasi im Schatten der Vergangenheit liegend und im Schrein des früheren Glanzes ruhend, als Bestandteil einer Welle von eigens vom ehemaligen Komödiendarsteller Douglas Fairbanks und seiner einflussreichen Produktionsfirma initiierten Ereignisfilmen. Die Kür nach den Pflichten um Das Zeichen des Zorro (1920) und Die Drei Musketiere (1921), der Ersatz eines von ihm nicht gewollten, aber von der Handlung her reichlich ausgebeuteten "Ivanhoe", als doppelte Premiere der Eröffnungsfilm des Grauman's Egyptian Theatre, dazu mit einer Laufzeit von knapp über 140min, ausgedehnt auch in die Höhe und Breite erstellten Setbauten, eine Ansammlung an Massendarstellern und Kosten von 930.000 USD (andere Daten sprechen von 1.4 Mio. USD, und zu Beginn des Jahrzehntes war es alles andere als gut um Hollywood bestellt, Kostümfilme gar nicht gefragt und Banken gaben auch kein Geld) mehr als ergiebig und im Aufwand gestählt. Nach einer Idee von Fairbanks selber, aber ohne einem richtigen Skript:
Kurz vor seiner Abreise mit Richard Löwenherz [ Wallace Beery ] in seine Kreuzzüge hat sich der Earl von Huntingdon [ ein Springteufel überbordender Energie, mühelos und schwerelos und scheinbar schwindelfrei: Douglas Fairbanks ] in Lady Marian Fitzwalter [ Enid Bennett ] verliebt; als ihn fernen Landes eine Nachricht der Frau erhält, dass England mittlerweile von Richards Bruder Prinz John [ Sam De Grasse ] ausgebeutet wird und dieser versucht, den Thron auch vollständig und nicht nur in Abwesenheit zu übernehmen, ist Huntingdon entsprechend gleich doppelt schockiert. Auf eigene Faust reist er zurück nach Nottingham, wo er als Vogelfreier den Kampf gegen John und dessen Handlanger Sir Guy of Gisbourne [ Paul Dickey ] und den örtlichen Sheriff [ William Lowery ] aufnimmt.
"Medieval England - England in the Age of Faith. Her chronicles tell of warriors and statesman, of royal Crusaders, of jousting knights. Her ballads sing of jolly friars, of troubadours, of gallant outlaws who roamed her mighty forests. History - in it's ideal state - is a compound of legend and chronicle and from out of both we offer you an impression of the Middle Ages."
Für die Begebenheit wichtige sechs Personen werden dabei schon beim eröffnenden Ritterturnier vorgestellt, eine rein sportive Veranstaltung, die nahtlos in ein Festgelage mit ordentlich Wein, Weib und Gesang wie zu besten Sodom-und-Gomorrha Zeiten übergeht; ein insgesamt reichlich alberner Auftakt, der die massiv erhabenen Burgzinnen im Hintergrund und das riesige Innere des felsmauerlastigen Gebäudes zwar schon eindrucksvoll präsentiert, in der Inszenierung selber aber noch auf vermehrt leichtes Gehabe und den Wurzeln der bisherigen Laufbahn von Fairbanks als Frauenheld (wider Willen) und ungestümer Humorist eingeht; Huntingdon ist deutlich noch unerfahren mit den Damen der Gesellschaft, scheu gar bis ängstlich und deswegen widerwillig, wird von diesen aber allen begehrt und teilweise gar 'gejagt' oder als Objekt der Begierde und Ausstellungsstück gefesselt.
Die theatralisch angereicherte Leichtigkeit samt großen Pantomime-Gestiken ist spätestens dann vorbei, als Richard in seinen dritten Kreuzzug zieht; die Zeit für John ist gekommen und das Warten des ewigen Nachzüglers hat ein Ende, als endlich seine Zügel gelockert werden und die verlangte Barbarei einkehrt. Hierbei wird den Bewohnern von Nottingham auch tatsächlich alles genommen, nicht bloß die Steuern in Form von Geld wie sonst üblich eingezogen, sondern jegliches gepfändet, ob nun die Haus- und Nutztiere wie Gänse und Hunde, sondern auch die Möbel aus den sowieso schon gedrungen scheinenden Häusern entfernt. Missetäter und anderer Verweigerer des Gehorsams werden gebrandmarkt und Frauen am nackten Rücken ausgepeitscht. Auch das Frontgeschehen wird in Augenschein genommen, wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg und dessen Erschütterungen der Weltpolitik ist die Figur des Huntingdon hier in den Augen der Anderen aufgrund seines Verschweigens des wahren Beweggrundes der versuchten Rückkehr a) ein Fahnenflüchtling, ein Verräter und ein Deserteur gleichermaßen und b) auch ein insgesamt weichlicher Mensch, der wegen einem Frauenzimmer den Kampf für das Vaterland aufzugeben scheint und damit seine persönlichen Gefühle scheinbar über dem des großen Ganzen stellt. Vom Lustspiel zum Drama und vom feucht-fröhlichen Gebaren zur Schreckensherrschaft und Inquisition, und wieder zurück; wobei tonal das letzte heimische Drittel (samt einem Ausflug in ein verwunschenes Priorat, und u.a. Fechtszenen gegen zwei Angreifer gleichzeitig, das Abspringen vom Pferd im vollen Lauf, das Hinaufklettern einer bereits hoch gelassenen Zugbrücke, und das Hinabrutschen eines riesigen Vorhangs) noch am besten funktioniert, da man man sich vorher vielmehr selber zähmt, an die Kette legt und als Ausgleich wahrer Physik bloß stark mit Mimiken und Gestiken und großem Augenrollen agiert.
Denn als Antwort auf die lokale Schergenbande (und abgesehen von dem eingangs präsentierten, allerdings eher aus der Ferne aufgenommenen Ritterturnier bislang auch ausgebliebenen wahren Aktivität Robins) erfolgt erst bei seiner Rückkehr in die Heimat wahrlich agiles und gleichzeitig spielerisch-märchenhaftes Geschehen; anfangs ist er dort zwar auch überall und nirgends, aber mit eher omnipräsenter Guerillataktik aus dem Hintergrund, bei der seine Pfeile aus dem Nichts in den Bildkader fliegen und den Bürgern seine Anwesenheit ebenso zeigen wie den Übeltätern, die bei dem Heransurren der Pfeilspitzen die schiere Angst kriegen. Plötzlich ist alles anders, wird als erste Spektakelsequenz mittig in der Laufzeit ein Possen- und Katz-und-Mausspiel des Rächers der Unmündigen und Wehrlosen gegen ihre inländischen Besatzer dargeboten, mitsamt dem efeuberankten Schloss von Nottingham als Spielplatz, in der er die vorhandenen Massen an Wachen die (geländerfreien) Treppen hoch und wieder herunter jagt und mit ihnen Schabernack und Unfug spielt. Vorher eher selber der Spielball der Handlung, wird nun eifrig die Geschichte bestimmt und die Aktionen geboten, die wie die Verteidigung von Nottingham gegen die ausgesperrten Wächter und die finale Infiltration des Schlosses den Reiz des Abenteuerkinos ausmachen (ein flottes und atemloses, gleichzeitig choreographiertes und trotzdem leichtfüßiges Rennen, Springen, Schießen, aus großen Höhen hinab segeln und mit den Kontrahenten Unfug treiben) und wo die Figur hier nun gänzlich anders auch als in der bisherigen Narration, gleichzeitig selbstsicherer im Wesen und damit einhergehend auch wagemutiger im foppenden Umgang mit den Gegenüber wirkt.