Taranteln die flüssige Hirnmasse saufen - natürlich mit Strohhalm: Da hat der Wahnsinn echt Methode! Zur Beruhigung aller sei hinzugefügt, dass die eigentlich recht niedlichen Spinnen (Ironie off!) aus Filz (?) gefertigt wurden und die Hirnmasse vorwiegend aus grüner Farbe besteht. Dennoch will die wilde Fahrt durch die HK-Geisterbahn kein Ende mehr nehmen, sind die Bremsen erst einmal losgelöst. So zählt "The Boxer´s Omen" mit Abstand zu den besten Werken der Shaw Brothers und kann als Genre-übergreifender Mix bestehend aus Comedy, Fantasymärchen, Trash, Kunst und Mindbender bezeichnet werden.
Martial Arts gibt es hingegen nur als Randerscheinung. Eine Runde Kickboxen mit Bolo Yeung zum Aufwärmen, dann geht der Streifen auch schon bald in eine ganz andere Richtung. Oder besser gesagt in Tausende, denn was uns Regisseur Kuei Chi-Hung hier präsentiert, ist in Worte kaum zu fassen. So ist "The Boxer´s Omen" ein einziger irrer Trip an die Grenzen des Vorstellbaren. Eine filmische Bewusstseinserweiterung, die sich den chinesischen Märchenfilm als Grundlage nimmt, um dem Ganzen die volle Ladung an Ekel, Spaß und Psychedelic oben drauf zu packen.
So sind der Muränen kotzende Hauptdarsteller, jede Menge Eingeweide oder aus Leichen krabbelnde Fledermäuse noch das Mindeste an Igitt-Faktor in einem Film, der es fast schon versteht, das Fantasy-Metier neu zu definieren, um selbst den amerikanischen Exempeln ein Vorbild zu sein. Rund 105 Minuten gibt es allerhand Absurdes, Witziges und Abscheuliches auf den Tisch, wobei die Handlung nicht immer das Ziel, die optische Aufbereitung jedoch ein genüsslich zu bestreitender Weg ist.
Zwar atmet der Streifen in jeder Sekunde den Spirit der Achtziger, doch das muss an dieser Stelle keine Negativwertung sein. So sind die Spezialeffekte alle von Hand gemacht und es tut richtig, Filme aus einer Zeit zu erleben, in der noch nicht die Computereffekte alles dominierten und der CGI allgegenwärtig war. Die Avatar-Fans mögen mir an dieser Stell gnädigst verzeihen... ;-) Wie oben schon erwähnt ist "The Boxer´s Omen" nichts als eine einzige große Geister- und Achterbahnfahrt durch die Welt der Magier, Zombies, Mönche, Kickboxer sowie allerhand kaum appetitlichem Ungetier. Hueng haut seinem Zuschauer dabei die grotesken Einfall nur so um die Ohren und man kann am Ende nur noch staunen, was da so an Ideen alles verbraten wurde.
Toll fotographiert ist der Film nicht nur ein kleines Meisterwerk, sondern auch ein Stück Erlebniskino, auf das sich der aufgeschlossene Cineast gerne vorurteilsfrei einlassen darf. Gnädigst wurde zudem der zotige Humor der asiatischen Filme außen vor gelassen, wobei ich selbst auch noch die Jitters verkraftet hätte... Der eine oder andere Tritt aufs Gaspedal und "The Boxer´s Omen" ware geradezu perfekt gewesen. Auch kann das Werk nach einer gewissen Zeit etwas überstrapazierend wirken, doch bietet der Gesamteindruck kaum Anlass, um dem wirklich böse zu sein. Schade, dass dieser grandiose Film so unbekannt ist, er hätte bei weitem mehr Anerkennung verdient.