Erfolgsautor Michael Crichton hat es sich mitunter nicht nehmen lassen, seine eigenen Stoffe auch ab und an selbst zu verfilmen. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Stephen King, der mit „Maximum Overdrive“ eindrucksvoll bewies, dass hervorragende Schreiberlinge, nicht auch gleichzeitig ausgezeichnete Regisseure sind, kam bei ihm da meist überraschend Hochwertiges bei heraus. Zu seinen Werken zählen nicht nur der längst den Klassiker-Status tragende „Westworld“, sondern auch sein spannender „Coma“-Thriller und Sean Connerys stilvoller Eisenbahnraub „The First Great Train Robbery“. Dass scheinbar universelle Schreibphänomen nahm sich mit „Runaway“ seines eigenen Science-Fiction-Stoffes an – leider nicht ganz so erfolgreich.
Denn mehr als grundsolide Unterhaltung ist es letztlich nicht, was Crichton hier abliefert. Mit Tom Selleck, auch damals schon weit vor Langnese der coolste Magnum, wurde aber immerhin ein Darsteller verpflichtet, der das nötige Charisma des Cops für spezielle Zwischenfälle mit bringt. Als Sergeant Jack R. Ramsay muss er in einer möglichen Zukunft, die gar nicht mal so weit von den Achtzigern entfernt zu scheinen liegt, amoklaufende Roboter ausschalten. Schier alle niederen Arbeiten, vom Ernten auf dem Feld, bis zu Bauarbeiten und den Tätigkeiten im Haushalt, werden inzwischen von mechanischen Knechten ausgeführt. Klar, dass es bei ihrer hohen Verbreitung auch mal den einen oder anderen gibt, der austickt. In dem Fall wird Ramsay geholt...
Mehr Beschäftigung als ihm liebt ist, erfährt er, als der irre Dr. Charles Luther (KISS-Sänger Gene Simmons in seinem Leinwanddebüt) lukrative Umsätze mit hochtechnisierten Chips wittert und seinen beauftragten Ingenieuren seine eigenen Killerroboter, mit Säure gefüllte Spinnen, auf den Hals hetzt.
Der erste knifflige Einsatz in einem dunklen Haus, in dem sich ein schreiendes Baby, sowie bereits mehrere Leichen befinden und ein Revolver schwingender Hausroboter sein surrendes, tödliches Unwesen treibt, ist dann auch gleich atmosphärisches, spannendes Genrekino mit dem üblichen Kollateralschaden (ein zu neugieriger Kameramann) und glimpflichen Ausgang.
Nun mixte Crichton wohl schon mit seiner Vorlage nur altbekannte Motive zusammen, weswegen „Runaway“ auch nie über das Prädikat solide Kost hinauskommt. Dem allein erziehenden, fürsorglichen und leicht traumatisierten Vater Ramsay wird mit der unerfahrenen Polizistin Karen Thompson (Tanzmaus Cynthia Rhodes, „Flashdance“, „Staying Alive“, „Dirty Dancing“) eine überaus attraktive Partnerin zur Seite gestellt, die sich selbstverständlich für ihn zu interessieren beginnt, während der Sohnemann sie auch schon zur neuen Mama auserkoren hat. Seine Höhenphobie, die nicht nur eine wichtige Rolle in seiner Vergangenheit spielt, findet hier ebenfalls oft anklang, so dass der Zuschauer quasi mit der Nase drauf gestoßen wird, dass die dann auch im Finale eine wichtige Rolle spielen muss. Soviel also zum Thema Einfallsreichtum...
Dafür gibt es ersatzweise jedoch einen wunderbar dämonisch guckenden Gene Simmons, der sich als Bösewicht achtbar aus der Affäre zieht, mit seinen durchdringenden Blicken aber mehr punktet, als mit seinen allwissenden Telefonanrufen.
Jenen gilt es für den nahezu umgehend seine Kompetenzen überschreitenden Ramsay und seine Partnerin zu jagen, als Luther, ohne lange zu zögern, ein wärmesuchendes Geschoss seiner Hightechwaffe auf einen seiner Handelspartner loslässt.
Später setzt sich „Runaway“ aus der üblichen, nicht besonders ausgefallen inszenierten Action zusammen. Man spürt den Killer auf, bekommt ihn nicht zu fassen, ballert etwas herum und gabelt schließlich seine Freundin Jackie Rogers (die junge Kirstie Alley, „Look Who's Talking“, „Village of the Damned“) auf. Zwischendurch gilt es noch ein nicht explodiertes Projektil aus Karen zu holen und noch mehr Standards (Selleck stellt sich allein Luther, sein Sohn wird von diesem entführt, etc.) erfüllen. Alles schön im Rahmen des Konventionellen. Wenig durchschaubar später Ramsays Idee Lockvogel Jackie mit minimaler Bewachung zu transportieren. Noch unlogischer aber ist Luther, der sie mit seinen flitzenden Minibomben gleich sprengen will, obwohl er sie noch braucht. Die üblichen Taten eines Wahnsinnigen halt ?!
Die kurz mal anzutreffende Kritik sensationsgeiler Medien, die Zuhilfenahme anachronistischer Mittel (Parapsychologie) und leise Messages der Marke „Wir sind nicht mehr Herr unserer Schöpfung“ werden möglichst schnell im Dienste des Tempos abgehandelt. Das muss man „Runaway“ dann auch zugute halten. Er hält sich nicht an Nebensächlichkeiten auf, sondern folgt ziemlich linear seinem Plot. Dabei hätte ihm jedoch ein wenig mehr Augenzwinkern gut getan.
Vor allem hinsichtlich seiner Roboter kommt „Runaway“ heutzutage sehr naiv rüber. Ganz up to date dürfte dieser Retro-Look aber auch Mitte der Achtziger schon nicht mehr gewesen sein. Die killenden Spinnen hätten jedenfalls um einiges bedrohlicher sein dürfen und bei diesem Leichen untersuchenden Schnorchelroboter ist es schon nicht ganz leicht an sich zu halten.
Fazit:
Die Kirche lässt Michael Crichton hier im Dorf, weswegen „Runaway“ solide Genrekost bleibt, die sich inhaltlich nur aus altbekannten Genreelementen zusammensetzt. Tom Selleck agiert charismatisch, Gene Simmons zeigt als Bösewicht viel Talent und selbst Cynthia Rhodes überrascht mit einer soliden Leistung. Crichtons routinierte, wenn auch unspektakuläre Regie runden das Szenario mit soweit kompetent inszenierten Verfolgungsjagden, ein paar wenigen Ballereien und recht spannenden Momenten wieder ab. Denkwürdig ist „Runaway“ damit nicht, ansehbar schon.