Tom Selleck ist in Hollywood der Mann, der immer etwas zu spät kommt. Er bringt zwar fast ausschließlich gute bis solide Leistungen, aber den Durchbruch hat der Mann mit dem Schäuzer irgendwie nie so ganz geschafft. Das gilt auf für seinen Beitrag zum SF-Kino, „Runaway“, der irgendwie schon 1984 im Produktionsjahr ein wenig retro wirkte, trotz seines futuristischen Themas.
Hinter der Kamera schwang der Erfolgsautor Michael Crichton den Taktstock, der uns hier in eine nahe Zukunft entführt, in der Roboter den Hauptteil der gefährlichen oder langweiligen Arbeiten übernommen haben. Baustellen sind voll automatisiert, es gibt elektronische Haushalts- und Bürohilfen. Ansonsten hat Microchiptechnologie einen neue Art von Polizist ins Leben gerufen, was aber nichts an der Nähe zur uns bekannten Realität ändert.
Selleck spielt hier einen Spezialisten für Automateneinsätze, der sich mit diversen Defekten mit tödlichem Ausgang rumschlagen muß, weil ein wahnsinniger Killer hier das ganz große Geschäft wittert.
Was eine latent kritische Zukunftsvision hätte werden können, entpuppt sich hier aber dann als straighter Actionfilm, der eher mit bescheidenen visuellen Finessen aufwarten kann und ansonsten ganz auf Physis setzt, die das Genre des typischen Polizeifilms bereichert.
Hauptsächlich geht es um die Jagd auf den Killer, schön übertrieben augenrollend dargestellt von KISS-Mitglied Gene Simmons, der mit seiner überdimensionalen Kanone mit wärmegesteuerten Geschossen mächtig auf die Tube drückt. Der Plot ist Standard und ein wenig banal, denn neben der neuen Partnerin als möglicher Love Interest muß Selleck später seinen Sohn retten, nimmt sich des Falles im Alleingang an und ist doch immer den entscheidenen Schritt hinter den Ereignissen zurück, wobei er noch Zeit findet, eine „Vertigo“-typische Höhenangst zu kurieren.
Seine visuellen Momente hat der Film in den Sequenzen, in der man die Geschoßperspektive der gelenkten Kugeln annimmt, die ihre Opfer auch um Ecken verfolgen, ansonsten ist der Output eher zahm. Die Roboter sind eigentlich ganz angemessen umgesetzt, aber ansonsten ist das alles eher unspektakulär. Die im Deutschen spektakulär angekündigten „Spinnen des Todes“ spielen als Attentäter eher eine untergeordnete Rolle und es wird nie klar, warum man den Viechern, die Säure verspritzen und Elektroschläge austeilen, nicht einfach ausweicht oder sie aus dem Höhenfahrstuhl kickt. Wahrhaftig Angst machen sie eigentlich nicht.
Für alle Interessenten leicht futuristischer Polizeiarbeit ist der Fall aber solide gearbeitet und bringt das Übliche in nicht so oft gesehener Verkleidung. Vereinzelte Spitzen oder erfrischende Szenen sind da hübsche Zwischenspiele, etwa wenn Selleck seinen halbzerstörten Haushaltsroboter untersucht und seine Partnerin medizinisch korrekt anmerkt, es sähe schlecht aus, denn „sie“ verliere jede Menge Getriebeflüssigkeit.
Ein schöner Film für zwischendurch, aber von der Zeit inzwischen überrollt, auch wenn sich die Roboter bei uns noch nicht breitgemacht haben. (6/10)